Contemporary Culture in the Alps
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Sieben Tage Diskussion und Aktion

Trotz „grüner Idylle“ braucht Südtirol „absolut“ ein Klimacamp

07.08.2025
Kunigunde Weissenegger

© Klimacamp Alto Adige

Zum dritten Mal ist es soweit: Das Klimacamp Alto Adige findet heuer vom 27. August bis 2. September 2025 in Latsch im Vinschgau statt. Der Fokus liegt auch diesmal besonders auf Austausch und Aktivismus, Bildung und Vernetzung, Bewegung und Training mit Workshops, Vorträgen, Filmen, Konzerten und Ausflügen. Das Camp lebt vom Mitmachen beim Aufbauen, Kochen und Gestalten – anmelden kann mensch sich bereits hier. Das vorläufige Programm ist ebenfalls online, kann sich jedoch ruhig auch ändern, wenn inzwischen neue Inputs und Ideen entstehen. Das Organisationsteam hat indes Zeit gefunden, uns auf ein paar wichtige Fragen noch wichtigere Antworten zu schreiben.

Warum ein Klimacamp in Südtirol? – Braucht Südtirol das? 
Ja, absolut. Auch wenn Südtirol auf den ersten Blick wie eine grüne Idylle wirkt, sind die Auswirkungen der Klimakrise hier deutlich spürbar – von schwindenden Gletschern bis hin zu extremen Wetterereignissen. ​​Erst vor wenigen Tagen führten sintflutartige Regenfälle im Passeiertal zu Murenabgängen, Stromausfällen und schweren Schäden an der Infrastruktur – mehrere Straßen und Wanderwege mussten gesperrt werden, eine Brücke wurde mitgerissen und ganze Ortsteile waren ohne Strom und Trinkwasser. Solche Ereignisse machen deutlich: Die Klimakrise ist längst auch hier Realität.
Gleichzeitig erleben wir, dass große Klimaschutzmaßnahmen häufig blockiert oder hinausgezögert werden und viele Investitionen, z. B. in immer leistungsfähiger Straßeninfrastruktur, der Hoffnung auf Klimaneutralität diametral entgegenstehen. Das Klimacamp will dem etwas entgegensetzen: Es schafft Raum für Austausch, politische Bildung, kreative Aktionen und gelebte Solidarität – genau hier, wo wir leben.

© Klimacamp Alto Adige

Wiesen, Vöran, Latsch – warum immer dieser Locationwechsel?
Südtirol ist zwar relativ klein, dennoch scheint es manchmal nötig, Menschen direkt vor ihrer Haustüre abzuholen. Zudem hat jedes Tal eigene Herausforderungen, im Vinschgau werden wir uns z. B. intensiv mit Themen wie Monokultur und Pestizideinsatz auseinandersetzen und mit den lokalen Spielarten der allgegenwärtigen Probleme Verkehr und Overtourism. Gleichzeitig ermöglicht dies auch uns in unserer Absicht der Vernetzung, immer mehr Fäden verknüpfen zu können. 

About the authorKunigunde WeisseneggerGeboren an einem hitzigen Heunachmittag, ewiges Bergkind und immer Waldmensch. Außerdem und hauptsächlich liebe ich Sprachen und Sprache. [...] More
Was ändert sich noch jedes Jahr? 
Sehr vieles! Das Klimacamp lebt von der aktiven Mitgestaltung. Jedes Jahr bringen neue Menschen, neue Perspektiven und neue Ideen in die Initiative – und das spiegelt sich direkt im Programm wider. Die Themen, Workshops und Vorträge werden gemeinsam im Vorfeld gesammelt, vorgeschlagen und kuratiert. So entstehen jedes Jahr neue Schwerpunkte – von „Intersektionalität und Klimagerechtigkeit“ bis hin zu „Zukunft des ländlichen Raums“, „Degrowth“, „kollektives Wohnen“ oder „Trans- und Queerökologien“. Auch die Formate ändern sich laufend: Mal gibt es einen Schwerpunkt mit Filmabenden, mal mehr Aktivismus-Trainings, kreative Workshops, Meditation oder Bewegung.
Aber auch organisatorisch entwickeln wir uns weiter: 2025 haben wir zum Beispiel zusätzliche Programmslots geschaffen, um mehr Vielfalt abzubilden, und einen stärkeren Fokus auf Mehrsprachigkeit gelegt. Verglichen mit 2024 sind neue Bewegungsformate, Diskussionen zu lokalen Verkehrs- und Wohnfragen oder kreative Upcycling-Workshops hinzugekommen.
Kurz: Das Camp ist nie gleich – und das ist auch gut so. Es soll ein lebendiger Ort sein, der sich weiterentwickelt, mit den Menschen, die ihn gestalten.

Was bleibt hingegen gleich? 
Die Grundidee: ein selbstorganisierter, solidarischer Ort für gemeinsames Lernen, Austausch und Aktivismus. Workshops, Vorträge, Musik, gemeinsames Kochen und Camp-Alltag sind feste Bestandteile. Und: Das Camp bleibt spendenbasiert und offen für alle – unabhängig vom Geldbeutel.

Wer kann teilnehmen? (wer sollte?) warum? 
Am Klimacamp kann grundsätzlich jede*r teilnehmen – egal ob mit viel oder wenig Vorerfahrung, ob jung oder alt. Unser Programm ist bewusst dreisprachig (Deutsch, Italienisch, Englisch) gestaltet, damit möglichst viele Menschen sich wiederfinden können. Neben politischen Diskussionen und Vorträgen gibt es auch kreative Workshops, Raum für Musik und Kunst sowie Angebote für Kinder – das Camp ist nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ein lebendiger Ort zum Mitmachen, Austauschen und Ausprobieren.
Auch wenn wir bewusst einen Raum für Aktivist*innen und Menschen mit viel Wissen über die Klimakrise schaffen, möchten wir genauso diejenigen willkommen heißen, die neu mit dem Thema in Berührung kommen. Wir bemühen uns, eine insgesamt inklusive Atmosphäre zu schaffen – zum Beispiel mit unseren Willkommens- und Care-Teams, die für Fragen, Unterstützung und ein gutes Miteinander da sind.

© Klimacamp Alto Adige

Und wer steckt dahinter? Was erwartet ihr euch? Warum dieses Engagement? 
Hinter dem Klimacamp steht ein loses, ehrenamtliches Netzwerk von Menschen aus Südtirol und darüber hinaus. Viele von uns engagieren sich seit Jahren in verschiedenen Bewegungen. Wir wünschen uns, dass das Camp Menschen jeden Alters stärkt, verbindet und neue Ideen entstehen lässt. Wir wollen neue Menschen kennenlernen, uns austauschen und frische Energie für die kommenden Kämpfe sammeln. Es geht uns nicht nur ums Reden, sondern auch ums Handeln – gemeinsam und solidarisch.

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Tags

Südtirol, Aktivismus, latsch, vöran, Klimacamp Alto Adige, Klimacamp, Wiesen
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