Trotz „grüner Idylle“ braucht Südtirol „absolut“ ein Klimacamp
© Klimacamp Alto Adige
Zum dritten Mal ist es soweit: Das Klimacamp Alto Adige findet heuer vom 27. August bis 2. September 2025 in Latsch im Vinschgau statt. Der Fokus liegt auch diesmal besonders auf Austausch und Aktivismus, Bildung und Vernetzung, Bewegung und Training mit Workshops, Vorträgen, Filmen, Konzerten und Ausflügen. Das Camp lebt vom Mitmachen beim Aufbauen, Kochen und Gestalten – anmelden kann mensch sich bereits hier. Das vorläufige Programm ist ebenfalls online, kann sich jedoch ruhig auch ändern, wenn inzwischen neue Inputs und Ideen entstehen. Das Organisationsteam hat indes Zeit gefunden, uns auf ein paar wichtige Fragen noch wichtigere Antworten zu schreiben.
Warum ein Klimacamp in Südtirol? – Braucht Südtirol das?
Ja, absolut. Auch wenn Südtirol auf den ersten Blick wie eine grüne Idylle wirkt, sind die Auswirkungen der Klimakrise hier deutlich spürbar – von schwindenden Gletschern bis hin zu extremen Wetterereignissen. Erst vor wenigen Tagen führten sintflutartige Regenfälle im Passeiertal zu Murenabgängen, Stromausfällen und schweren Schäden an der Infrastruktur – mehrere Straßen und Wanderwege mussten gesperrt werden, eine Brücke wurde mitgerissen und ganze Ortsteile waren ohne Strom und Trinkwasser. Solche Ereignisse machen deutlich: Die Klimakrise ist längst auch hier Realität.
Gleichzeitig erleben wir, dass große Klimaschutzmaßnahmen häufig blockiert oder hinausgezögert werden und viele Investitionen, z. B. in immer leistungsfähiger Straßeninfrastruktur, der Hoffnung auf Klimaneutralität diametral entgegenstehen. Das Klimacamp will dem etwas entgegensetzen: Es schafft Raum für Austausch, politische Bildung, kreative Aktionen und gelebte Solidarität – genau hier, wo wir leben.
Wiesen, Vöran, Latsch – warum immer dieser Locationwechsel?
Südtirol ist zwar relativ klein, dennoch scheint es manchmal nötig, Menschen direkt vor ihrer Haustüre abzuholen. Zudem hat jedes Tal eigene Herausforderungen, im Vinschgau werden wir uns z. B. intensiv mit Themen wie Monokultur und Pestizideinsatz auseinandersetzen und mit den lokalen Spielarten der allgegenwärtigen Probleme Verkehr und Overtourism. Gleichzeitig ermöglicht dies auch uns in unserer Absicht der Vernetzung, immer mehr Fäden verknüpfen zu können.
Was bleibt hingegen gleich?
Die Grundidee: ein selbstorganisierter, solidarischer Ort für gemeinsames Lernen, Austausch und Aktivismus. Workshops, Vorträge, Musik, gemeinsames Kochen und Camp-Alltag sind feste Bestandteile. Und: Das Camp bleibt spendenbasiert und offen für alle – unabhängig vom Geldbeutel.
Wer kann teilnehmen? (wer sollte?) warum?
Am Klimacamp kann grundsätzlich jede*r teilnehmen – egal ob mit viel oder wenig Vorerfahrung, ob jung oder alt. Unser Programm ist bewusst dreisprachig (Deutsch, Italienisch, Englisch) gestaltet, damit möglichst viele Menschen sich wiederfinden können. Neben politischen Diskussionen und Vorträgen gibt es auch kreative Workshops, Raum für Musik und Kunst sowie Angebote für Kinder – das Camp ist nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ein lebendiger Ort zum Mitmachen, Austauschen und Ausprobieren.
Auch wenn wir bewusst einen Raum für Aktivist*innen und Menschen mit viel Wissen über die Klimakrise schaffen, möchten wir genauso diejenigen willkommen heißen, die neu mit dem Thema in Berührung kommen. Wir bemühen uns, eine insgesamt inklusive Atmosphäre zu schaffen – zum Beispiel mit unseren Willkommens- und Care-Teams, die für Fragen, Unterstützung und ein gutes Miteinander da sind.
Und wer steckt dahinter? Was erwartet ihr euch? Warum dieses Engagement?
Hinter dem Klimacamp steht ein loses, ehrenamtliches Netzwerk von Menschen aus Südtirol und darüber hinaus. Viele von uns engagieren sich seit Jahren in verschiedenen Bewegungen. Wir wünschen uns, dass das Camp Menschen jeden Alters stärkt, verbindet und neue Ideen entstehen lässt. Wir wollen neue Menschen kennenlernen, uns austauschen und frische Energie für die kommenden Kämpfe sammeln. Es geht uns nicht nur ums Reden, sondern auch ums Handeln – gemeinsam und solidarisch.