CORA Happywear schließt
Auch wenn der Abschied traurig ist, Lisi Tocca macht sich bereits zu neuen Abenteuern auf.

Lisi Tocca 2014 mit ihren Kindern Luis und Leni, © Ingrid Heiss
Abenteuer, das ist ein Wort, das zu Elisabeth, Lisi, Tocca passt. Mehrmals erwähnte sie es auch in unserem Gespräch, das wir vor kurzem geführt haben. Mit Abenteuerlust hat sie sich 2014 in ihr nachhaltiges Textilprojekt gestürzt, später auch ein eigenes CORA-Geschäft eröffnet, als abenteuerfreudig bezeichnet sie sich sowohl beruflich als auch privat. Mit ihrem Label CORA Happywear hat Lisi Südtirols Zugang zu nachhaltiger Mode nachhaltig (mit-) verändert. Mit Herzblut und Hingabe. Ich denke alle, die sie kennen, bestätigen das. CORA Happywear stand/steht für Baby-, Kinder- und Damenbasics aus nachhaltigen Materialien wie Biobaumwolle, Eukalyptusfaser, Bambus, regenerierter Wolle … und das fair produziert. Kein einfaches Unterfangen und am Ende leider ein unmögliches Unterfangen. Ich begleite und unterstütze CORA (mal mehr, mal weniger) seit etwa sieben, acht Jahren, dass Lisi nun aufhört, hat mich betroffen gemacht. Ein vorerst letztes Gespräch über CORA und die Gründe, warum es nicht weitergeht.

Lisi, mit welchem Anspruch hast du CORA 2014 gegründet?
Mein Anspruch und meine Hoffnungen waren groß. Nach dem Motto „Ärmel hochkrempeln, Welt verändern“. Ich war bereit, mich voll und ganz in dieses Abenteuer zu hineinzubegeben.
Wie blickst du heute auf diese elf Jahre zurück?
Die Rückschau erfüllt mich vor allem mit Freude, auch wenn der Abschied traurig ist. Ich habe fast zwei Jahre dafür gebraucht, diese Entscheidung zu treffen. Ob der Abschied wirklich definitiv ist, weiß ich noch nicht, für den Moment aber ist ein Schlussstrich zu ziehen. CORA war eine große Arbeits- und Lebensschule für mich, ich habe mehr gelernt, als ich in einem Unternehmen hätte lernen können.

CORA war nicht nur ein Herzensprojekt für dich, es war auch ein Pionierprojekt für Südtirol. Was ist da alles zusammengekommen, dass du nicht weitermachst?
Die Textilbranche ist sehr komplex. Allen, die den Traum hegen, ein Textilprojekt zu starten, rate ich fünfmal zu rechnen, bevor sie starten. Außer man möchte ein kleines Kunst-/Design-Label mit selbstgefertigten Produkten machen, dann kann es unter bestimmten Rahmenbedingungen an einem bestimmten Ort klappen. Damit will ich keine Träume zunichte machen oder Flügel stutzen, aber realistisch zu sein ist wichtig. Die Branche, der Markt haben ihre Spielregeln. Zum Überleben braucht es mehr als einen abenteuerlustigen Spirit.




Ohne ausreichende und stabile Finanzmittel geht’s also nicht?
Im Textilsektor braucht es das umso mehr, da die Vorlaufzeiten länger sind. Vor allem bestehen die meisten Produzenten nach der Pandemie auf Vorauszahlung. Viele sind ja damals auf ihren bereits produzierten Waren sitzen geblieben, mit den entsprechenden Konsequenzen. Das Vertrauen ist erstmal weg. Es braucht eine solide finanzielle Basis vorab und Investoren, die immer wieder, wenn notwendig, Geld nachschießen können. Aber auch Investoren zu finden ist noch schwieriger als früher. Die kleineren Businesses fallen gerade eines nach dem anderen um.
Ist beim Thema Slow Fashion dennoch etwas vorangegangen in diesen Jahren?
Ich sehe große Schritte vorwärts, wenn ich das mit der Situation von vor elf Jahren vergleiche. Vor allem, was den Secondhand-Markt betrifft. Der ist gesellschaftstauglich geworden. Leute aus allen Gesellschaftsbereichen kaufen heute Secondhand. Die besser produzierenden Labels tun sich schwer. Denn in der Krise ist es dann doch vielen Konsument*innen egal, ob ihre Kleidung nachhaltiger ist. Mode ist jedoch mit Identität verbunden, deswegen ist für einige „saubere“ Kleidung nach wie vor wichtig, aber es sind wenige. Secondhand einzukaufen ist das Nachhaltigste, was wir tun können, immerhin ist hier ein großer Sprung in die richtige Richtung gelungen.

Was jetzt?
Bei CORA wird jetzt mal ein Schlussstrich gezogen, ich arbeite aber bereits seit einiger Zeit an einem innovativen Projekt, das sich aus CORA herausentwickelt hat. Ausgehend davon, dass wir unsere Babys mit Windeln erziehen, was sehr viel Müll erzeugt, aber weltweit der Großteil ohne Windeln aufwächst, sind wir dabei ein Gerät zu entwickeln, das hilft, rechtzeitig aufs Klo zu gehen. Es soll zunächst für Erwachsene mit Inkontinenzproblemen angewendet werden, später auch für Babys. Und wer weiß, vielleicht braucht es dann ja entsprechende Unterwäsche und vielleicht ist das wieder etwas für CORA?
Alles, alles Gute Lisi!
Das CORA-Geschäft in der Bozner Vintlergasse 6a ist noch bis 28. Mai 2025 geöffnet. Ihr findet dort tolle Qualität zu sehr guten Preisen. Schaut vorbei!


