Kann Mode glücklich machen?

Einige Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie

05.03.2025
Kann Mode glücklich machen?

© Susanne Barta

Das Tolle an der Mode – und ein Grund, warum sie mich interessiert – ist, dass sie so viele Aspekte unseres Lebens berührt. Es geht zwar um Kleidung, aber Mode stellt auch wichtige Fragen darüber, was es bedeutet, ein (moderner) Mensch zu sein. Wie wir unser Leben leben. Wer wir sein wollen. Wie wir unser Geld ausgeben. Und wie diese Dinge von der Welt, in der wir leben, beeinflusst werden. Mode ist unsere zweite Haut und hat offensichtlich großen Einfluss auf unsere Psyche.

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„Rot beeinflusst uns körperlich. Die Farbe hat nichts Schüchternes oder Zurückhaltendes an sich. Rot ist ideal für alles, was auffallen soll, und das gilt auch für Menschen.“ (Karen Haller) Lederhose, Aigner-Tasche und Ferragamo-Pumps sind secondhand, Max-Mara-Seidenbluse und Kaschmir-Pulli of many years. Monochrome Outfits können schnell flach wirken, daher am besten auf unterschiedliche Materialien/Texturen achten.

Habt ihr schon einmal den Begriff „Enclothed Cognition“ gehört? Der Begriff geht auf Adam & Galinsky (2012) zurück. Das Konzept der  Enclothed Cognition untersucht „die Wirkung, die Kleidung auf den mentalen Prozess eines Menschen und die Art und Weise, wie er denkt, fühlt und handelt, besitzt, und zwar vorwiegend in den Bereichen wie Aufmerksamkeit, Vertrauen oder abstraktem Denken. Es geht dabei stets um zwei unabhängige Faktoren, einerseits die symbolische Bedeutung der Kleidung, und andererseits die körperliche Erfahrung des Tragens.“ Die Forschung kommt zum Schluss, dass Kleidung und natürlich auch Farben unser Selbstvertrauen und Selbstbild nicht nur beeinflussen, sondern vor allem auch stärken können. Mode, Selbst und Identität sind eng miteinander verwoben.

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About the authorSusanne BartaJe nach Lebensphase und Stimmung beschreibe ich mich anders. Wenn es so etwas wie einen roten Faden gibt, [...] More
 „Grün beruhigt uns auf einer sehr elementaren Ebene. Wo es Grün gibt, finden wir Nahrung und Wasser. Grün ist eine sehr erholsame Farbe für uns und ein Zeichen für Gleichgewicht und Harmonie.(Karen Haller) Hose und Sweatshirt of many years, secondhand Tuch, Kette JCrew, die Sandalen sind von Alohas.

Farben können Stimmungen beeinflussen, verstärken oder abschwächen. Ich lese dazu gerade ein interessantes Buch: „The Little Book of Colour. How to Use the Psychology of Colour to Transform your Life”. Verfasst hat es die Expertin für Angewandte Farbpsychologie Karen Haller, von ihr stammen auch die Farben-Zitate. Zugänge zu Farben gibt es ja jede Menge: Am bekanntesten sind sicher die Einteilung nach Jahreszeiten mit diversen Untergruppen und die Einteilung nach Farbqualitäten – dazu habe ich vor einiger Zeit eine Weiterbildung gemacht. Designerin und Tibi-Gründerin Amy Smilovic spricht zum Beispiel über Farbringe, dieses Influencer-Video erklärt, wie das funktioniert. Karen Haller geht wieder einen anderen Weg, sie untersucht die psychologischen Qualitäten von Farben. Im Buch gibt’s einen Test via Fragebogen und je nachdem, wie die Antworten ausfallen, wird man einem Jahreszeiten-Farbspektrum zugeordnet. Bewertet wird hier nicht, wie einem die Farben zu Gesicht stehen, sondern es geht um typische Verhaltensmuster. Am Ende des ausführlichen Buches kommt Karen Haller jedoch zum Schluss: „Choose the colours that make you happy.“
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„Weiß ist Perfektion. Es ist rein und makellos und vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Stille, Einfachheit und Klarheit. Weiß kann einen ungeordneten Geist klären und emotionale Sicherheit vermitteln.“ (Karen Haller) Hose secondhand, upgecycelter Blazer, Perlenketten von meinen verstorbenen Großmüttern, Sneakers Everlane.

Interessant ist zum Beispiel, dass eine Verkleinerung der Outfit-Möglichkeiten für mehr Zufriedenheit sorgt. Für eine Studie wurden Teilnehmer*innen aufgefordert den Kleiderschrank auf 35 Teile zu begrenzen (Kleider, Schuhe und Schmuck inbegriffen) und drei Wochen mit einer minimalistischen Garderobe zu leben. Das hatte gesteigerte positive Emotionen zur Folge und die Abnahme von Stress und Angst. Nachzuschauen auf Arte/Youtube. Dort heißt es auch: „Mode macht glücklich, wenn ich sie ernst nehme, aber nicht zu ernst. Sie kann ein Angebot an mich und andere sein, mit unserem Äußerem zu spielen, um Inneres mit Lebensfreude zu füllen.“ Das klingt doch gut.

Ich habe in letzter Zeit einige Workshops gehalten und Coachings zum Thema „Persönlicher Stil, persönlicher Ausdruck“ gemacht. Das sind immer schöne Begegnungen. Wir alle haben unsere Unsicherheiten, Zweifel und Unzulänglichkeitsgefühle, sind Erwartungshaltungen ausgesetzt, den eigenen und denen von anderen. Darüber (gemeinsam) zu sprechen macht das Thema viel zugänglicher. Herauszuarbeiten, was uns Freude macht und stärken kann, ist jedenfalls eine lohnende Sache.

„Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres. Untersuchungen zeigen, dass Blau die beliebteste Farbe der Welt ist. Einige ihrer positiven mentalen Eigenschaften sind Logik und Klarheit der Gedanken. Hellere Töne werden mit geistiger Ruhe, Gelassenheit und Nachdenken assoziiert.“ (Karen Haller) Nadelstreif-Hose und Rollkragen secondhand, altes Blouson, true and trusted Penny Loafers.

© Susanne Barta

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