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December 13, 2023

Lektüreempfehlungen für kalte Tage

Susanne Barta

Nicht, dass die beiden Bücher, die ich euch heute vorstelle, nur was für kalte Tage wären. Da sich derzeit aber mehr drinnen als draußen abspielt, die Temperaturen winterlich gesunken sind, empfehle ich euch öfters mal bei einem Tee zuhause was Feines und Interessantes zu lesen. Diesem Blog entsprechend natürlich Slow Fashion mäßiges. Soll es draußen ruhig klirren und frostig sein.

Beide Lektüreempfehlungen sind auf Englisch. Offensichtlich wird da mehr über das Thema geschrieben. Das erste Buch eignet sich besonders gut für die (vor-) weihnachtliche Zeit, denn es gibt unterschiedliche Anlässe sich zu kleiden – festliche und gemütliche –, demnach auch mehr Möglichkeiten zu experimentieren und vielleicht habt ihr auch etwas mehr Muße als sonst, darüber nachzudenken. „Wear it well“ von New York and L.A. based Stylist und Wardrobe Consultant Allison Bornstein ist im September erschienen. Worum es geht? „Reclaim Your Closet & Rediscover the Joy of Getting Dressed.” Es geht also vor allem darum, sich richtig gut mit dem eigenen Kleiderschrank und seinen Möglichkeiten anzufreunden. Über Allison Bornstein habe ich bereits gesprochen, sie hat die „Three-Word Method“ in die Socials hinausgeschickt und ist überaus erfolgreich damit, persönlichen Stil zugänglicher und vor allem bewusster zu machen. Hier geht’s zum entsprechenden Blog-Artikel, in dem drei Frauen über ihren individuellen Stil und ihre 3 Wörter sprechen.

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mit meinen 3 Wörtern auf einen halbwegs grünen Zweig kam. Und noch experimentiere ich damit. Aber fürs erste ist es das: boyisch, playful, sophisticated. Drei Styles begleiten diesen Text.slow fashion blog lektüre_2+3 (c) susanne bartaHose > Cos, viele Jahre alt
Hemd > Secondhand
Turtleneck > Oscalito
Schuhe > Arket

Ziel von Allisons Arbeit ist es, sich in und mit dem, was wir tragen, wohlzufühlen. Um das zu erreichen, gibt sie viele Tipps, die sie in den letzten Jahren mit den Leuten, mit denen sie gearbeitet hat, gesammelt und auf den Punkt gebracht hat. Offensichtlich hat sie da den richtigen Dreh gefunden, denn ihre Kund*innen-Liste ist lang. Sie hat fast 200.000 Follower auf Instagram und ihre Beratungen werden auch von Celebrities in Anspruch genommen. Allison spricht zum Beispiel darüber, wie wichtig es sei, Ordnung in seinen Schrank zu bringen, aber auch darüber, wie man dahin kommt. Sie nimmt ihre Leser*innen an der Hand auf dem Weg, eine Garderobe aufzubauen, die einem entspricht und die Freude macht. Jeden Tag. Einige Kapitelbeispiele: „How do I create a New Look?“, „Covering your Bases & Finding Your Formulas“, „Dressing with Ease“ und „Showing Up as Yourself“. 

Wer sich gut kennt, bei seinem persönlichen Stil nicht vollends im Dunkeln tappt, die kleidet sich auch besser und vor allem nachhaltiger. Darüber spreche ich gerne und immer wieder. Shopping ist dann kein beliebiger Zeitvertreib mehr, sondern eine bewusstere Sache. Denn auch darum geht’s in Allisons Buch: Wegzukommen von übervollen Kleiderschränken, die nicht nur wenig Freude machen, sondern auch eine Belastung sein können. Nicht nur für einen selbst. Zunächst also den eigenen Kleiderschrank shoppen, das wiederholt auch Allison immer wieder. „Wear it well“ ist ein Buch, das „Empowerment, Confidence und Joy“ vermitteln möchte und dabei vor allem auf „Sustainable Looks“ setzt. Alles in allem ein kompakte und gut strukturierter „Guide“.slow fashion blog lektüre_4+5 (c) susanne bartaAnzug > Archive Koché
Turtleneck > Cora happywear
Stiefletten > Miu Miu, über 15 Jahre alt, waren schon beim Secondhand Shop, aber es wollte sie niemand, also behalte ich sie
Clutch > Merchandise Marc Jacobs, very old 

Meine zweite Empfehlung ist das neue Buch von Clare Press, Journalistin und Gründerin der Plattform Wardrobe Crisis. Die Britin lebt seit langem in Australien und ist international als nachhaltige Modeexpertin im Einsatz. „Wear Next. Fashioning the Future“ ist vor kurzem erschienen und ich bin gerade dabei, es zu lesen. Clare holt weit aus, das Buch hat etwas über 300 Seiten. Sie beschreibt darin, wo die Bekleidungsindustrie heute steht („Today“) und wie einen bessere (Mode-) Zukunft („Tomorrow“) aussehen könnte und sollte. Auch macht sie sich Gedanken darüber, was wir dann wohl anziehen werden? Aus welchen Materialien? Von wem, wo produziert? In drei Abschnitten beschreibt und kommentiert sie, was in ihren Augen Sache ist, wobei es im dritten Teil vor allem um uns („You Choose“) geht. Anhand von Stichwörtern wie „Conscious“, „Fair“, „Slow“, „Less“, „Local“, „Global“, „Repaired“ arbeitet sie sich thematisch Schritt für Schritt voran. Wer Clare von ihrem Podcast kennt, weiß, dass sie bei allem Ernst auch jede Menge Fröhlichkeit verbreitet.

Für dieses Buch hat sie viele Leute getroffen und interviewt – von der nachhaltigen Modeinfluencerin Venetia La Manna über Restory-Co-Gründerin Vanessa Jacobs bis zur UK Charity Shop Lady Helen Kirkum –, und sich auch in unterschiedlichen Bereichen der Industrie umgeschaut. Bei allen Herausforderungen, Hürden und auch Unsäglichkeiten, die das System der Modeindustrie heute ausmachen, liebt Clare es auch zu träumen und utopische Szenarien zu entwerfen. Zum Beispiel im Kapitel „Fair“. Da schreibt sie: „Imagine: Ethical Fashion is no longer a niche category, and journalists have stopped writing articles about how it’s more expensive. The cost of clothing in general has risen, but we’ve grown used to it. Eventually people accepted that fashion shouldn’t be considered disposable. Since clothes cost more, we buy less and keep things for longer.” … Oder im Kapitel „Slow“: … „Overall, the pace of consumption has slowed. Fashion weeks have calmed down. After personal air mile allowances were introduced, it wasn’t practical for fashion professionals to travel so much. The number of runway shows was scaled back and designers started producing fewer collections, and spending more time on them.” …slow fashion blog lektüre_6+7 (c) susanne bartaWoll-Sweatshirt > Isto (nachhaltige portugiesische Brand)
Jeans > Arket
Kitten-Heel Pumps > Arket

Für dieses Buch braucht es durchaus viele Tassen Tee, aber es lohnt sich allemal, vor allem für die, die sich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchten. Mir bleibt nur mehr, euch eine gute Lektüre zu wünschen.

Alle Fotos © Susanne Barta

>> Supported by CORA happywear (M), Kauri Store (M), Oberalp Group (XL), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin << 

Wenn ihr diesen Blog auch unterstützen möchtet, gibt‘s hier alle Infos.

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