Es ist das Oft-leicht-Übersehene, das mich interessiert: Martin Schgaguler, Fotograf

Der Kastelruther Martin Schgaguler, Jahrgang 1982, lebt und arbeitet als freischaffender Fotograf in Genf. Nach seinem Designstudium in Bozen und Lausanne verschlug es ihn kurzzeitig nach London, bevor er 2008 in die Schweiz zurückkehrte, um eine Professur und die Leitung des Produktdesign Department der Ecole cantonale d’Art Lausanne zu übernehmen. Seit 2010 widmet er sich voll und ganz der Fotografie. Die Bilder, die Schgaguler für das Interview auf franz ausgewählt hat, stammen alle aus seiner Serie SAXUM. Die Arbeit, die sich mit dem Phänomen rund um den Verlust des Selbstkonzeptes und dem Einigwerden mit der Natur beschäftigt, entstand in einem Zeitraum von 3 Jahren und besteht aus großformatigen Landschaftsfotografien der Dolomiten.
Welche Gedanken stecken hinter Saxum?
Die Erhabenheit der Berge hat mich immer fasziniert, es liegt wahrscheinlich daran, dass sie mich zur Beschäftigung mit dem eigenen Dasein anregen und dabei auch spirituelle Impulse geben. Ich finde die Abgeschiedenheit des Gebirges macht es zu einem idealen Ort der Selbstreflexion und Meditation – sie zu besteigen, erzeugt das einzigartige Gefühl, man befinde sich im Hier und Jetzt. Aufgrund der körperlichen Anstrengung verliert man nach und nach das Selbstkonzept und empfindet sich einig mit der umgebenden Natur. Dieser Zustand, kombiniert mit der imposanten Landschaft der Berge, hat die Kraft die Perspektive auf die Welt und sein eigenes Dasein zu ändern – für einen Moment fühlt man sich als kleines Teil des Universums. Diese Arbeiten sind nach stundenlangem Aufstieg und in genau solchen Momenten entstanden und versuchen dieses Gefühl festzuhalten.
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Mich ohne Worte in einer permanenteren, dauerhafteren Art auszudrücken. Das bedeutet für mich Fotografie.
Hast du dich auf Landschaften spezialisiert?
Das würde ich so nicht sagen. Landschafen faszinieren mich und sind meist zentrales Thema meiner Arbeiten. Es mag spirituell klingen, aber beim Anblick einer Landschaft kann ich das größere Ganze spüren. Das kann vielleicht nur temporär so sein und morgen ziehe ich diese Faszination vielleicht aus Menschen.
Wie suchst du dir deine Motive aus? Wie lässt du dich inspirieren?
Gute Frage, ich denke, das hängt von Fall zu Fall ab. Ich bin nie wirklich inspiriert, ich tendiere eher dazu, lange an einer Idee zu arbeiten und auf dieser gedanklich aufzubauen, sie wachsen zu lassen, bevor ich versuche, sie umzusetzen. Es ist meistens ein langsamer Prozess. Ich brauche Zeit, um über ein Thema gründlich nachzudenken. Es kann aber auch passieren, dass ich etwas sehe, was mich stimuliert und an eine Idee erinnert, die mich schon länger beschäftig hatte. Diese Verbindung kann den gesamten Prozess rasant beschleunigen.

Woran arbeitest du gerade?
Ich beschäftige mich im Moment mit einer Arbeit, die sich mit Infrastrukturprojekten in den Alpen auseinandersetzt. Mehr kann ich aber leider noch nicht verraten.