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September 21, 2018

Konzentration und Fokus nonstop: Melissa Righi, Make-up Artist

Text Nadine Pardatscher
Alle die, die einen Versuch versuchen. Alle, die aus der Reihe tanzen, aber taktvoll! Jene, die ihre eigene Zukunft basteln und knipsen, um auf das aufmerksam zu machen, was ihnen wichtig ist. Andere schminken anstatt sich seinen eigenen Traum abschminken und dabei gleichzeitig in der Alltagsrolle bleiben. Leidenschaftlich begeistert und imstande, andere von der eigenen Leidenschaft zu begeistern. In dieser Serie werden einige dieser – jungen – Südtiroler KünstlerInnen, MusikerInnen, JungunternehmerInnen, SportlerInnen und TänzerInnen vorgestellt: MUT, NUR MUT #03 – Melissa Righi

 

Es ist der Deal mit Pinsel und Farbe. Das Business mit der Schönheit oder eigentlich die Kunst daran. Was für Maler Leinwände sind, sind Gesicht und Körper für Melissa Righi. Die 25jährige Boznerin ist Make-up Artist in Berlin und spricht davon, ihren Traumjob gefunden zu haben. Warum? Weil er alles vereint, was ihr gefällt. 

Wie bist du aufs Berufsbild Make-up Artist gestoßen? Was wolltest du als kleines Kind werden?

Ich wollte eigentlich immer Sängerin, Schriftstellerin oder Malerin werden. Dass es etwas Künstlerisches wird, war immer schon klar.  Auf den Beruf Make-up Artist bin ich nach einigen Praktika und Kursen im Kunst- und Modebereich gestoßen und habe verstanden, dass ich nicht nur im Fashion-Bereich arbeiten will oder eine Uni besuchen mag. Deshalb habe ich beschlossen, dass der perfekte Kompromiss Make-up Artist ist, weil in dem Beruf alles enthalten ist, was mir Freude macht. 

Du hast in Mailand eine Ausbildung zum Make-up Artist gemacht. Warum hast du dich von der klassischen Modestadt verabschiedet?

Ich hatte damals schon seit über einem Jahr in Berlin gelebt, als ich mich für die Ausbildung in Mailand entschieden hab. Dabei war auch schon klar, dass ich nach der Ausbildung wieder nach Berlin zurückkommen werde. Ich habe mich auch bewusst dafür entschieden, aus Italien wegzuziehen und die Welt zu erkunden. Mailand ist für den Einstieg und auch für einige Jobs super, aber ich wollte mehr von der Welt sehen, als das Land, in dem ich geboren wurde.

Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?

Ich habe keinen festen Arbeitsplatz, da ich komplett als Freelance arbeite. Aber meistens sind es Fotostudios.

Dein Stil? Seit wann schminkst du dich?

Viele sagen, dass mein Stil eindeutig ist. Das kann ich nicht so erkennen, aber ich habe auf jeden Fall einige Farben, Produkte oder Techniken, die ich gerne anwende. ich könnte aber meinen Stil nicht in einem Satz beschreiben. Ich selbst habe angefangen mich mit 14 zu schminken, aber nur ganz leicht … Full-face-Make-up erst später. Heute gehe ich auch gern ungeschminkt oder sehr leicht geschminkt raus, schminke mich aber manchmal auch gerne sehr stark. Das kommt auf meine Laune an dem Tag an … ich fühle mich mit beiden Varianten wohl. 

Wo konntest du schon dabei sein und welche Berühmtheiten hattest du schon unter deinen Händen?

Dafür, dass ich erst seit etwas mehr als knapp drei Jahren im Business bin, durfte ich schon an vielen Events teilnehmen. Fashion Weeks in Mailand und Berlin waren die ersten wichtigen. Sonst habe ich noch für die Alternative Fashion Week, für Maybelline New York bei Maybelline Shows geschminkt, bei YSL Beauty Events für die Berlinale, für Bread and Butter by Zalando, bei Bällen, Hochzeiten, für Musikvideos, auf Filmsets …, hauptsächlich aber in Fotostudios für Shootings für Magazines, E-Commerce oder Musiker-Shootings. Wen genau ich schon alles geschminkt habe, weiß ich selbst gar nicht mehr. Viele Models, auch einige bekanntere, wie z. B .Lena Gercke und einige bekannte MusikerInnen [z. B. Courtney Love, Madison Beer, Joy Denalane] oder SchauspielerInen waren auch dabei. 

Melissa Righi 2

Was liebst du am meisten an Make-up?

Dass man sich verwandeln, die schönen Elemente aus seinem Gesicht hervorheben und sich damit ausdrücken kann. 

Du schminkst SchauspielerInnen für Filme und Models für Fashion Weeks oder Fotoshootings … Nimmst du da auch manchmal selbst die Kamera in die Hand und fotografierst?

Selten. Mal davon abgesehen, dass ich gar keine Zeit dafür habe, bei den meisten Events darf man keine Fotos machen – da gibt es eigene Fotografen dafür. Manchmal mache ich Fotos mit meinem Handy, aber meine Kamera hole ich nur raus, wenn mich jemand inspiriert. Da organisiere ich auch gerne kleine Fotoshootings bei mir zu Hause, aber ich würde mich niemals als professionelle Fotografin bezeichnen. 

Wie schwer oder leicht ist es, sich gegen die Konkurrenz in Berlin durchzusetzen?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt auf jeden Fall unglaublich viele Make-up Artists, vor allem in letzter Zeit. Es wirkt wie ein spannender, aufregender Beruf, was es auch tatsächlich ist, aber man darf nicht vergessen, dass es auch sehr anstrengend sein kann. Schwere Koffer schleppen, sehr wenig Schlaf, viel stehen, Konzentration und Fokus nonstop. Vor Kurzem war ich beruflich in Polen und hatte seit drei Wochen keinen freien Tag. Anfragen gibt es genug, wenn man das Handwerk gut beherrscht und auch menschlich immer ruhig, geduldig, freundlich, engagiert und am Boden bleibt. Meine meisten Jobanfragen, neben den Anfragen über meine Social-Media-Kanäle, bekomme ich durch Weiterempfehlungen von KundInnen, die die Zusammenarbeit mit mir als angenehm und professionell empfunden haben. Richtige Konkurrenten habe ich eigentlich nicht, wir sind alle KollegInnen, in der Szene kennt man sich, ist auch befreundet und empfiehlt sich gegenseitig weiter.

Glaubst du, es gäbe auch Nachfrage in Südtirol?

Im Modebereich weniger, aber für Hochzeiten und im Filmbereich auf jeden Fall!

Wie bildest du dich weiter? Verfolgst du auf Youtube Make-up-Tutorials?

Ich lerne sehr viel von meinen KollegInnenen. Viel Inspiration hole ich mir von den Laufstegen internationaler Fashion Weeks und Instagram. Make-up-Tutorials schaue ich nur von Jeffree Star, von dem ich auch sehr gerne Produkte kaufe.

Wen wirst du als nächstes schminken?

Ich bin gerade ein paar Tage auf einem Job für die Marke Vero Moda. Welche Models ich morgen genau schminken werde, weiß ich noch nicht. 

Welches Ziel bzw. welchen Traum verfolgst du?

Zur Zeit habe ich das Ziel, mich weiter auch im Hairstyling fortzubilden, mehr in Großbritannien zu arbeiten und früher oder später da auch hinzuziehen.

Wenn ich nach Südtirol komme, dann…

Die wenigen Tage, die ich im Jahr in Südtirol bin, verbringe ich nur mit meiner Familie und engsten Freunde. Was ich aber jedes Mal mache, ist im Batzenhäusl ein Bier zu trinken und eine Runde durch Bozen zu spazieren, um zu erkunden, was sich alles so verändert hat. Es ist immer wieder schön, Südtiroler Luft zu schnuppern. 

Fotos: Melissa Righi

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