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September 14, 2018
Die Videobranche im Fokus: Lukas Kusstatscher
Text Nadine Pardatscher
Weitwinkel-, Normal- oder Teleobjektiv? Detail-, Groß-, Nahaufnahme oder besser Halbnahaufnahme oder Halbtotale? Mehrfachbelichtung, Rückprojektion und die drei Kompositionsebenen. Was ein Sportstudium hätte sein können, wurde die Kreativbranche. Kreativ, narrativ, auditiv, aktiv und definitiv hoch qualitativ. In einem Flashback erzählt der passionierte Filmemacher Lukas Kusstatscher über das, was war, wieso es so war und was kommen wird. franz weiß, es gibt Neuigkeiten …
Wie entstand die Passion zum Filme drehen?
Seit gut 10 Jahren filme ich viel und gerne. Angefangen hat alles mit Skivideos. Wir waren eine Gruppe Freunde, die sich zum Freestyle-Skifahren getroffen und die ersten Aufnahmen gemacht haben. Meine erste Kamera war damals die GoPro, mit der ich auch viel gearbeitet habe. Im Laufe der Zeit habe ich jeden Cent, den ich verdient habe, in ein besseres Mikrophon, Kamera, Licht usw. investiert … fanatisch!
Wer ist Kiwitree?
Daniel Eggert, Nils Gorigoni, Jonas Vieider und ich gehören zum Kiwitree-Film-Team.
Seit wann gibt es Kiwitree?
Seit 2013.
Wieso der Name?
Ich selbst war ja nicht bei der Gründung dabei, weil ich ein Jahr später maturiert habe und erst dann dazu gestoßen bin. Bei der Gründung war noch Alexander Meliss im Team. Tree – also Baum – soll den Bezug zur Natur herstellen, passend auch zu unserer Heimat. Am Baum wächst etwas und gedeiht … Kiwi hingegen symbolisiert als Frucht etwas Frisches und, da die ja eigentlich auf Sträuchern wachsen, hat der Name Kiwitree auch einen werbetechnischen Grund.
Wie, wo und von wem habt ihr gelernt?
Wir haben uns alles selbst beigebracht … also durch Tutorials im Internet: Du lernst alles vom Internet! Du googelst die Filmmaker im Internet, schaust sie dir an und, wenn sie dir gefallen, folgst du ihnen. Schnell lernt man neue Sachen dazu und, wenn du etwas kannst, zeigst du es den anderen. Gegenseitig hilft man sich aus.
Wie schwer bzw. leicht war es in Südtirol in der Filmemacher-Branche Fuß zu fassen?
Am Anfang dauert es sicher seine Zeit. Wir haben mit dem Filmen von Hochzeiten begonnen. Auf einem Hochzeitsfest sind mindestens 50 Leute anwesend, darunter sicherlich ein Geschäftsführer, der auf einen aufmerksam wird, wenn man ein gutes Video herausbringt. Empfehlungen folgen auf Empfehlungen und bald hat man ein großes Publikum. Mittlerweile gibt es viele gute, neue und junge Filmemacher. Der Schritt in die Selbstständigkeit ist aber nicht so einfach … es muss schon sehr gut laufen, dass man das Risiko eingeht.
Habt ihr unterschiedliche Aufgaben im Team?
Jeder von uns kann eigentlich alles – sprich: filmen, schneiden und jeder besitzt seine eigenen Kameras. Bei größeren Produktionen, wie dem Alperia Werbespot, war Daniel Kameramann, Jonas Produzent, der die Organisationsaufgaben über hatte, und Nils war zuständig für Set-Design, wie dem Sound und der Nebelmaschine, und ich habe Regie geführt. Außerdem sind bei jedem Shoot Assistenten dabei, die für Um- und Abbau zwischen den unterschiedlichen Szenen zuständig sind und uns unter die Arme greifen.
Wen und was filmt ihr?
Jeder von uns hat mit Sportvideos begonnen – das verbindet uns und ist immer noch meine große Passion bzw. würde ich diese Art von Videos gerne öfters machen. Dafür ist aber leider nicht so viel Budget vorhanden in Südtirol. Unser Fokus liegt auf der Hotellerie-, Werbe- und Tourismusbranche sowie Musikvideos.
Gibt’s Entwicklungen?
Jonas und ich werden uns nun mehr auf High-End-Werbespots, unter anderem im Reise- und Sportsektor, fokussieren. Deshalb haben wir beschlossen, die neue Produktionsfirma “Watchsome” zu gründen und unser Kollektiv aufzuteilen, damit sich beide Firmen voll ihrer Philosophie widmen können.
Was sind deine bzw. eure neuen Projekte?
Bis Ende dieses Jahres werden wir noch als Kiwitree gemeinsam arbeiten. Unter anderem sind das Aufträge für die Hotellerie- und Tourismusbranche. Mit Jonas zusammen, also mit der neuen Produktionsfirma Watchsome, werden wir als nächstes für Loacker einen Werbespot drehen.
Dein Traum?
Mir würde es am besten gefallen, zu reisen und dabei gleichzeitig eine Region zu promoten. Also mehr für den Travel-Sektor zu arbeiten … Über Tunesien, zum Beispiel, haben Alexander Meliss und ich ein Video gedreht, das gut ankam. Ausgegangen ist von der Österreichischen Botschaft, die für ein Werbevideo zwei Filmer gesucht hat, und uns daraufhin eingeladen hat.
Wie war das?
Denkt man an Tunesien, kommen einem oft negative Bilder in den Kopf, wie die Flüchtlingsproblematik oder Anschläge. Dabei ist und kann dieses Land so viel mehr! Ich war fasziniert von der anderen Kultur, von den Märkten, den vielen Details, dem Handwerk und dem Charakter der Städte. Unser Video ging dann viral und hat nun auf Facebook über 1 Million Klicks. Das Schöne daran war, dass sich die Bevölkerung vor Ort sehr über diesen Film, der ja ihr Land präsentieren soll, gefreut hat, und stolz auf ihr eigenes Land und Leute ist. Sogar der Botschafter von Italien rief mich an, und auf einer Konferenz mit der Tourismusministerin von Tunesien wurde mir ein Preis überreicht. Unglaublich war auch, dass unser Video in den Nachrichten im Fernsehen und in den Online-News in Tunesien geschalten wurde, einfach verrückt!
Fotos: Lukas Kusstatscher
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