Music

April 13, 2017

Soundtirol VIII:
Dominik Plangger

Thomas Stolcis
„Als Künstler hat man auf dem Dorf immer so ein bisschen den Freak-Status und man wird nicht ganz ernst genommen“, meint der Vinschger Singer-Songwriter Dominik Plangger. Deshalb hat es ihn schon immer in die Ferne gezogen. Seine Musik ist geprägt davon. Das ist die Geschichte eines Südtiroler Troubadours.

„Nobody sings Dylan like Dylan“, lautet ein sehr bekanntes Zitat. Dem jungen Dylan wurde schon immer vorgehalten, er könne nicht wirklich singen und sein Gitarrenspiel sei auch nicht gut. Besonders war die Poesie seiner Texte. Diese Einfachheit in der Musik und die Schärfe der Texte konnte nur der Meister selbst so transportieren, dass es glaubwürdig war. Mit seiner Musik tritt Dominik Plangger in die Tradition genau dieser Singer-Songwriter-Kultur. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass der gebürtige Laaser und mittlerweile Wahlwiener, neben seinem poetischen Können, auch singen und Gitarre spielen kann. Als Liedermacher wird er deshalb auch nicht gerne bezeichnet. „Der Liedermacher steht für Text, für eine Aussage – das, was er musikalisch darbietet, ist nebensächlich“, meint Plangger. „Da sehe ich mich doch viel mehr in der Tradition von amerikanischen Singer-Songwritern, wo es doch ums Lied geht: wo man auch ein schönes Liebeslied singen kann; wo man nicht politische Lieder schreiben muss.“ So verkörpert Dominik Plangger die Südtiroler Variante des amerikanischen Troubadours. Ein junger Musiker, der es liebt von Stadt zu Stadt zu ziehen, und dort seine Liebeslieder schmettern kann, genauso wie er seiner Heimat den politischen Spiegel vorhalten kann. Mal auf Deutsch, mal auf Italienisch, vermischt mit amerikanischer Folk- und Country-Musik.  

„Ich habe schon immer gerne Musik gemacht und daraus hat sich in den letzten 15 Jahren etwas entwickelt. Ich habe es allerdings nie so gesehen, dass ich das nun krampfhaft herauf beschwören muss. Das kam von alleine, ist Schritt für Schritt entstanden“, meint Plangger bescheiden. Wahrscheinlich macht ihn genau das so erfolgreich: Dominik Plangger hat sich zum Berufsmusiker entwickelt. Nach abgebrochener Malerlehre beginnt er zu reisen: erst nach Kanada und dann für lange Zeit nach Irland. Immer im Gepäck: sein Hund und seine Gitarre. Über die Jahre wurde so aus dem Straßenmusiker einer der bekanntesten Südtiroler Liedermacher. 

In der Musik von Dominik Plangger geht es viel um Ehrlichkeit. Es geht darum, musikalisch nicht einem Trend hinterher zu laufen, sondern seinen Charakter und seine Haltung so in die Musik fließen zu lassen, dass sie diese widerspiegelt. Wer die Musik von Dominik Plangger kennt, kennt Dominik Plangger.

  

Es gab nie große Absichten Musiker zu werden. Er hat einfach Musik gemacht, die glücklicherweise bis heute gut ankommt. Bei seinen Leuten in der Heimat und im ganzen deutschen Sprachraum. Dass er heute seinen Lebensunterhalt mit der eigenen Musik bestreiten kann, ist dabei für Dominik Plangger die größte Errungenschaft: „Das war ja ein langer Weg“, sagt er. „Es hat 15 Jahre gedauert und jetzt bin ich da, wo ich sagen kann, ok, ich komme über die Runden mit dem, was ich mit der Musik verdiene.“ 

In die Heimat kommt Dominik Plangger fast nur noch zum Musikmachen. Er mag die Berge und die kulturelle und kulinarische Vermischung von Tirolerischem und Italienischem. Dennoch hält es ihn meistens nicht lange; auch er hat die Konflikte mit seiner Heimat noch nicht ganz ausgefochten. „Ich merke jedes Mal, wenn ich wieder zu Hause bin, dass es nicht der Ort ist und auch nicht werden wird, wo ich mich weiter entwickeln kann und wo ich leben kann. Um das auszuüben, was ich jetzt gerade mache, bietet sich natürlich Wien sehr gut an. In einer Stadt ist man als Künstler sehr gut aufgehoben. Am Dorf wird man ein bisschen belächelt und nicht ernst genommen, weil man halt Künstler ist und nicht sonst etwas tut ,und da habe ich sehr damit kämpfen müssen, als ich noch in Südtirol gelebt habe. Mittlerweile habe ich ein gutes Verhältnis zu Südtirol, weil ich das jetzt genießen kann, aber nicht da leben und arbeiten muss.“ 

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  • montanaro · 

    Natürlich ist es schade, dass Plangger sich nicht wohl fühlt in Südtirol und hier seine Kämpfe ausfechten muss. Doch ich denke, dass er damit nicht
    alleine steht. Jeder Mensch der eine eigene Meinung zu entwickeln pflegt, wird sich über kurz oder lang damit abfinden müssen, dass auch andere
    Menschen Meinungen haben und der kompromisslose diktatoriale Sturkopf hat es in dieser Hinsicht immer schwer, vor allem wenn er dazu neigt,
    seine Gesprächspartner zu verunglimpfen und fortzulaufen. Wer sich selbst intellektuell so sehr beschränkt, dass er auf Debatten und Diskussionen
    allergisch reagiert, wird nirgendwo seine Heimat finden, auch in Wien nicht.

    Es fliehen in ihre imaginäre Regenbogenwelt die Oberflächigen, die Eitlen, die Verwöhnten, die Realitätsfernen, die Depressiven, die Angeber, die
    Ungebildeten. Sie fliehen scheinbar vor den Menschen, doch in Wahrheit fliehen sie vor der eigenen Unfähigkeit, die Ignoranz in ihrem Kopf und den
    Unfrieden in ihrem Herzen, zu überwinden. Probleme werden ausgelagert, Schwierigkeiten delegiert, Schuldzuweisungen erhoben. Die Kirche, der
    Staat, die Gesellschaft, die Kultur… schlichtweg: die Realität.

    Plangger singt:
    Ich will keine Heimatland der alten Werte (¿weil ewige Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Mitleid schändlich sind?)
    Ich will kein Heimatland der Tradition (¿weil soziale Gewohnheiten die durch die Turbulenzen der Zeit bestehen dumm sind?)
    Ich will ein Heimatland der 1000 Sprachen (¡minus Deutsch, Italienisch, Englisch = 997 babylonische Sprachen!)
    Ich will ein Heimatland mit Verstand (¡zuerst fordern, dann geben!)

    Jene Menschen, die bleiben, sind zum Kampf bereit. Jene Menschen, die bleiben, sind furchtlos. Jene Menschen, die bleiben sind opferbereit. Jene Menschen, die bleiben, stehen für etwas. Jene Menschen, die bleiben, gestalten. Jene Menschen, die bleiben, sind wahre Menschen und es sind diese Menschen, die die Zukunft gestalten werden und bereits damit begonnen haben.

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