Music

May 23, 2016

Es ist, was es ist. John Garcia unplugged und pur in Bozen

Kunigunde Weissenegger
Claudia Gelati

Bei mir ist’s 6 Uhr nachmittags, bei ihm ist’s 9 Uhr morgens. Ich hab bereits drei-vier Kaffee intus, er keinen, aber er wird’s nach dem Interview nachholen. Meint er. Trotzdem ist er bei bester Laune, von Starallür Null Spur. Unglaublich, aber wahr, ich hänge mit John Garcia an der Strippe. – What’s up? Der Grund ist, dass er am Mittwoch, 25. Mai 2016 die Wüste nach Bozen bringen wird: Poison For Souls hat es geschafft, den Ex-Kyuss-Typ mit der markanten Stimme mit seiner Unplugged Tour 2016 “The Living Room Session” ins Sudwerk zu holen – Achtung einziges Italienkonzert. Support kommt von Bellhound Choir und Phill Reynolds

Seine Art Musik zu machen ist total unberechnend, seine Herangehensweise in gewisser Hinsicht nahezu unbefleckt. John Garcia ist Mitbegründer von Kyuss, Slo Burn und Unida; Kyuss gilt als Inbegriff des Stoner Rock. Der 46jährige, und es mag abgedroschen klingen, aber er betont es immer wieder, macht Musik um der Musik willen. Allerdings definiert sich John Garcia nicht nur über’s Touren und die Musik, ein große Rolle spielt in seinem Leben die Familie, wie er immer wieder betont. An ihn das Wort. 

John, wie bist du denn das erste Mal mit Musik in Kontakt gekommen?

Oh… vielleicht als ich sechs Jahre alt war oder früher… mein älterer Bruder und meine Schwester haben immer viel Musik gehört, ich hatte also keine andere Wahl. Pink Floyd, Kiss und so weiter. Ich stehe auf Musik, solange ich ich denken kann.

Hat diese Musik auch dich als Musiker beeinflusst? 

Ja, sicher. Absolut. Ich mag eigentlich jede Art von Musik, ich mag die Melodien und Arrangements.

Du bist ja nun schon einige Jahre in der Musikszene unterwegs. Wie haben sich im Laufe der Jahre die Szene und dein Zugang zu Musik verändert?  

Ich würde nicht sagen, dass mich die Art und Weise, wie sich Musik über die Jahre entwickelt hat, und mein Zugang zu ihr verändert haben; ich denke vielmehr, dass ich mich und sich mit mir meine Musik durch das Älterwerden und meine persönlichen Erfahrungen, zum Beispiel Heirat, Kinder, Familie, verändert haben. Ich selbst und meine Lebensweise, nicht der Lebensstil der anderen und die Musik um mich herum, haben mich und meine Kreativität beeinflusst. Growing up and getting bored bringt dich auch in deiner Kreativität weiter. Ich wollte aus der Normalität ausbrechen und Neues entdecken. Ich analysiere nicht. Ich denke nicht darüber nach, was ich machen sollte, weil es der Markt verlangt, weil es die Leute von mir erwarten. Es ist, was es ist. Ich setze um, was aus mir heraus bricht. – Eigentlich ist es für mich eher komisch, wenn mich Journalisten danach fragen. Ich bin es absolut nicht gewohnt, berechnend zu sein, zu kalkulieren, was Musik sein soll. Und es macht mir immer noch Spaß Musik zu machen, Musik zu hören. Auch anderen MusikerInnen zuzuhören… Und ich höre viel Radio. Es gibt hier in meiner Umgebung einige, gute Radiostationen, die guten Rock spielen. In Südkalifornien erfreut sich die Radioszene bester Gesundheit und ist voll am Leben. Wir Südkalifornianer lieben unsere Radios. Ich bin mit dem Radio aufgewachsen. KROQ Samstag Abend, damals 1988 im Auto… obwohl der Empfang nicht so gut war wie heute…

So, video didn’t kill the radio star?  

Nein, absolut nicht. In Südkalifornien sind die Radios oldies, but goldies. Und ich bin fix ein großer Fan davon.   

Auf deinem letzten Album “John Garcia” aus dem Jahr 2014 gibt’s viele Songs, die nach Stoner Rock klingen, aber dann gibt’s auch akustische Balladen wie “Her bullets’ energy”. Wie passt das zusammen?  

Es geht nicht darum, immer auf einer Schiene zu fahren und sozusagen einem Trend zu folgen. Mir geht es immer darum, meine Stimme zu finden, um das auszudrücken, was mich beschäftigt. Ich habe in letzter Zeit noch ähnliches geschrieben, das wahrscheinlich im Oktober 2016 auf einem akustischen Album rauskommen wird. Deshalb liebe ich auch immer noch, das zu tun, was ich tue, Musik zu machen, auf der Bühne zu stehen, zu spielen. Auch Songs zu performen, die ich mit 18 Jahren geschrieben habe. Das bin immer ich, auf Entdeckungsreise. Es ist nur ein anderes Bild, ein anderes Buch. Immer wenn ich Zeit habe, probe ich, widme mich der Musik, und ich habe nicht so viel Zeit. Ich bin nun 45 Jahre alt, bald 46, und je älter ich werde, desto entspannter bin ich und verbringe mehr Zeit mit der Familie, gehe fischen und die Musik fährt in meinem Leben immer auf dem Rücksitz mit, aber es gibt auch andere, wichtigere Dinge. Ich würde sagen, ich konzentriere mich nun auf das Wesentliche: eine Gitarre, eine Stimme. Ich freue mich sehr auf die Tour.   

Warum “John Garcia”? 

Es ist mein erstes Solo-Album und ist einfach John Garcia. Ohne Firlefanz drumherum. Ohne Reue. Es gibt deshalb meiner Meinung nach keine bessere Art und Weise, als meine Musik und mein allererstes Solo-Album mit meinem Namen zu betiteln. 

Kurz zur Single “Little Marshall”: Kommt ein weiteres Album?

Ja, es wird ein weiteres Album geben. Wir sind fleissig am Proben, haben zwei neue Songs geschrieben. Wenn alles klappt, wird das heuer noch, gegen Ende des Jahres, rauskommen. Im Sommer soll’s ins Aufnahemstudio gehen. Aber wir werden sehen… Schritt für Schritt, sobald wir Zeit haben, arbeiten wir daran –denn jeder von uns hat Frauen, Söhne, Töchter, Vollzeitjobs. Es ist ein großes Glück, dass wir diesen Weg gemeinsam machen dürfen, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst! Mein Akustik-Album kommt vorher und auf alle Fälle noch 2016 raus – es ist fast fertig. 

John GarciaAm 25. Mai spielst du in Bozen dein einziges Italienkonzert. Was erwartest du dir?

Ich kenne Italien, da ich mal im Süden war; das Land ist wunderschön, die Leute sind nett. In Norditalien war ich noch nie und egal, wie viele Menschen kommen werden, ob dreißig oder fünf, ich werde es auf alle Fälle genießen und Spaß haben, auf der Bühne zu stehen, nur mein Gitarrenspieler und ich. Ich hoffe, dass viele Leute kommen werden und mit mir diese Freude und Leidenschaft teilen wollen. Ich jedenfalls werde es. Ich mag Italien, die Italiener, die Kultur, das Essen… 

Was ist besser: das Essen oder die Musikszene?

[Lacht...] – Alles, alles ist wunderbar…! Und ich bin wirklich sehr gespannt und freue mich auf die Tour.  

Wir sind auch sehr gespannt darauf, dich so nah zu erleben. Wie sieht’s bei dir aus? 

Wir freuen uns sehr darauf, zu euch zu kommen. Vor allem in dieser intimen Atmosphäre, zu zweit – das war als Band weniger der Fall. Aber nun bringen wir unser Wohnzimmer zu den Leuten in Europa. Das ist auch für uns eine sehr besondere Erfahrung. It’s cool!  

Letzte Frage zur Zukunft: Gibt’s neben den erwähnten noch andere Projekte, die du uns mitteilen möchtest?  

Nein, gibt’s nicht. Bloß meine eigenen Sachen. Ich hab echt keine Zeit für Weiteres. Ich konzentriere mich auf die beiden Projekte: mein Akustikalbum und mein Elektroalbum. Dann werden wir sehen, was das Leben noch alles bringt. Klar werden wir dieses Jahr, im Oktober, noch mit der gesamten Band krass auf Tour gehen. Alles 2016: viel Zeit mit meiner Familie verbringen, Musik machen und alles zusammen halten. Nichts weiter. 

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