MOUNTAINSOUL
Buddhas lassen grüßen: Stoanerne Mandln

Das Wetter tut, was es will, Wolkenfetzen spazieren über den Himmel und tauchen ihn in Grautöne. Nach langem Gehen zwischen Bäumen, Schwarzbeerbüschen und kleinen, leuchtenden Walderdbeeren verliert sich der Schatten in weiten Ebenen. Der Trampelpfad hat schon lange keine Fußtritte mehr abbekommen, die Natur hat ihn wieder und ich meinen Weg nicht mehr. Verunsichert wate ich durch hohe Gräser, Orientierungslosigkeit macht sich breit. Schnell versuche ich mir einen Notfallplan zurechtzulegen. Wie es wohl wäre in der Höhe hier oben zu überleben? Ich würde es nicht lange aushalten, zu sehr ist die Zivilisation in Gewohnheiten übergegangen. Ich bin kein Steinzeitmensch mehr, lege mehr Wert auf gezupfte Augenbrauen als darauf immer ein Messer dabei zu haben. Doch die Illusion, mich verirrt zu haben, währt nicht lange. Oben auf dem Plateau winken mir die Wegweiser entgegen und nun doch etwas erleichtert wandere ich wieder über den abgetretenen Schotterweg. Auf einem Hügel stehen sie schon, die Stoanernen Mandln. Zwischen den seltsamen und etwas wackelig erscheinenden Steintürmen sitzen Menschen in bunten Windjacken und knabbern zufrieden Mitgebrachtes. Touristen und Einheimische begegnen sich außerhalb ihres Geschäftsverhältnisses und der einzige Unterschied bleiben die Variationen der gesprochenen, deutschen Sprache oder einem selteneren Italienisch, mit Glück auch Englisch. Würden sich dieselben Leute in der Straßenbahn gegenüber stehen, kein Wort würde gewechselt werden. So huscht aber öfters als in öffentlichen Verkehrsmitteln manches Lächeln über die Gesichter, sogar ein Gruß über die Lippen. Verständlich, erscheinen doch die anderen plötzlich als eventuelle Lebensretter und vermitteln, nicht am Ende der Welt gelandet zu sein. …die bizarren Steintürmchen könnten als menschliche Spuren oder kleine Buddhas durchgehen, jedenfalls inspirieren sie dazu sich in Meditation zu versuchen.