Music
October 8, 2014
Startklar: Slowtorch mit neuem Album “Serpente”
Kunigunde Weissenegger
Potenz ist kein Musikgenre. Aber wenn Slowtorch ihre Musik beschreiben, zählen sie Adjektive wie roh, unverarbeitet, potent auf. Schroff und stimmig würde ich noch hinzufügen. Perfettamente grezza. – Weil ihre Musik so klingt und genau so perfekt ist. Es scheint etwas zu fehlen, was allerdings nicht vermisst wird. Positive Heftigkeit erfüllt die vier Körper und Köpfe der Bandmitglieder beim Spielen. Ich platze mitten in eine ihrer Proben hinein und kriege The Eye und No Country for Young Man um die Ohren geschlagen. Manchmal scheint es, als ob da zu viel Geräusch wäre, aus wenig entstanden entlädt die Schlange positiv geladen aufgestaute Energie. Es war deshalb auch ein schwieriges Album. – Wie schaffst du es, eine Band dazu zu bringen, rau und roh zu spielen und nicht billig zu klingen? Serpente ist der Titel des neuen Albums. Seit ihrer Entstehung vor 9 Jahren singen Slowtorch zwar auf Englisch, trotzdem haben sie diesmal einen italienischen Titel gewählt. – Er ist richtig. Serpente klinge ehrlich, meinen sie. Bekräftigen: Das ist die richtige Wahl. Und dann kam noch der treffende grafische Moment dazu und es war perfekt: Das Cover hat Oscar Odd Diodoro gestaltet (er wird übrigens zum von UncleVanja organisierten Release-Abend im Sudwerk am Donnerstag, 9.10.2014 auch seinen Teil beitragen wird – mehr wollte mir der Grafikdesigner, Siebdrucker und Musiker nicht verraten). – Betrachtet das Cover ruhig etwas länger und lasst es auf euch wirken… – Und…? Hört ihr es knacken? Tut’s weh? – So soll’s sein…Es ist kein typisches Stoner-Rock-Album-Cover. Wie sie auch keine typische Stoner-Rock-Band sind. Basta mit den üblichen Klischees, basta mit Totenschädeln. Basta mit dieser viel zitierten Gleichheit und Brüderlichkeit. Etwas mehr Phantasie, please. Wenn sie überhaupt diesem Genre zuordenbar sind – sie selbst fühlen sich im Stoner Rock nicht voll beheimatet. Rock mit Einflüssen aus allen Richtungen ist ihres. Vielleicht auch etwas Blues. Die Hitze der Wüste und das Profil der Stiefel packen sie in scharfe Riffs, trommelnde Schwingungen, prasselnde Schläge und packenden Gesang anstatt sie auf Covers zu drucken oder zur Schau zu tragen. In ihren Adern fließt sowieso Metal. Auf Cadillacs, wehendes Frauen-, Indianer oder Barthaar und Kaktusse verzichten sie. Und in der Wüste lebt keiner von ihnen – sie sind alle (drei mehr, einer weniger) aus Bozen. – Deshalb fiel die Wahl der Konzert-Location auch auf das Sudwerk (abgesehen davon, dass die Konzert-Ort-Auswahl an sich in Bozen nicht allzu groß ist). Für das Aus-der-Taufe-Heben der Schlange mit den 11 Songs spitz wie Zähne passt der Keller in der Bozner Hofer-Straße. Die Atmosphäre stimmt – es geht nicht um Selbstbeweihräucherung. Sie wollen das neue Album feiern – mit ihren Fans, ihren Freunden und Freundinnen.Nach einer kreativen Schaffenspause (einige von ihnen waren äußerst kreativ und haben in der Zwischenzeit auch Kinder gezeugt) sind sie nun mit dem neuen, dritten Album bereit zum Abheben, starten agil und flink. – Slowtorch lassen sich gern von ihrem Bauchgefühl leiten, denken nie an Trends und Moden, und haben es nie getan. Anzi: Trends sind ihnen Scheißegal. Konstant. Den einzelnen Dingen schenken sie nicht zu viel Bedeutung, gestatten ihnen Strukturlosigkeit und Spontanität. Release-Party, Cover, Titel – alles kommt in dieser Band-Konstellation natürlich.Seit 2012 spielen sie so Neues und Altes: Matteo Meloni liefert die Stimme, Bruno Bassi bedient die Gitarre, Karl Sandner den Bass und Fabio Sforza gibt Rückendeckung am Schlagzeug. So sind zu einer neuen Haut verschmolzen, die sich um den alten Kern gelegt hat und wiederum mit diesem verschmolzen ist. – Auch deshalb war es für diese Slowtorch Zeit für ein neues Album (die letzte EP 4-Barrel Retribution ist 2011 erschienen). …die Schlange wird wachsen, sich wieder häuten, in den Eingeweiden dieselbe bleiben… – Sempre di più, in modi sempre migliori.
Wenn ihr eins haben wollt, beeilt euch. Das neue Album gibt es in limitierter Auflage von 100 Stück, nur bei ihren Live-Konzerten. Buon concertone! – Perfomeranno.
Auf dem Foto ganz oben: Bruno Bassi, Matteo Meloni, Fabio Sforza, Karl Sandner mit “Papa” Oscar Odd Diodoro hinten
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