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February 21, 2014

Es kommt: DAS FREMDE – Ausgabe 2 des 39NULL-Magazins

Kunigunde Weissenegger

39NULL sind nicht nur die ersten 3 Ziffern der Postleitzahlen der Südtiroler Gemeinden – mit Ausnahme von Bozen. Seit gut einem Jahr geht der Begriff auch als Synonym für Magazin für Gesellschaft und Kultur um. Und sie (Martin Santner, Lukas Marsoner, Barbara Weithaler, Martina Wunderer, Julia Egger und Verena Wisthaler) nahmen die zweite – größere Herausforderung in Angriff – franz hat hier bereits davon berichtet (wie serienseriöse Medien zu sagen pflegen) – und legen uns nun Nummer 2 mit dem Thema “DAS FREMDE” vor. Wir haben Chefredakteur Martin Santner “ganz einfach” gefragt, wie sich das Thema im Lauf von Umsetzung und Produktion entrollt hat und ob es zum Wohlgefallen ausgefallen ist?! 

Am Samstag, 22. Februar 2014 präsentiert uns das Redaktionsteam in der Filmwerkstatt Meran ab 19.30 Uhr das Ergebnis. Und ab Montag, 24. Februar ist das Heft an ausgewählten Verkaufspunkten in Südtirol sowie auf www.39null.com erstehbar. 

Das Wort an Martin Santner: 

Wie fast immer, steht am Anfang einer jeden redaktionellen Arbeit ein Thema, das sich nach und nach zu eine konkreten Idee entwickelt, weil sich auch durch die intensive Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Thema, die Vorstellungen darüber, was wir behandeln möchten und was nicht, verändern. So war es uns wichtig, das Thema der Fremdheit so differenziert und facettenreich als möglich zu behandeln. Wir wollten versuchen, keine Klischees zu bedienen oder Geschichten zu erzählen, die wir schon kennen.  

Wir wollten Menschen zu Wort kommen lassen, die die Vielschichitigkeit des Phänomens auf ihre ganz persönliche Art und Weise interpretieren. So setzt sich beispielsweise Joseph Zoderer als Schriftsteller ganz anders mit dem Thema der Fremdheit auseinander, als die Philosophiewissenschaftlerin Franca Zadra in Ihrem Beitrag. Zoderer erzählt in seinem Interview, wie Fremdheit in seinem Werk und seinem Leben eine wichtige, wenn nicht sogar eine zentrale Rolle spielt, da sie ihn immer wieder aufs Neue herausfordert, weil sie sich in allen Bereichen des Lebens wiederfindet. Wir sind notwendigerweise angehalten, uns mit ihr zu beschäftigen, uns mit ihr auseinanderzusetzen. Manche Menschen aber erkennen sie nicht bzw. sehen nicht das Potenzial in dieser Auseinandersetzung, weil sie Angst haben oder zu bequem sind. Für Zoderer ist das Schreiben eine Möglichkeit, der Fremdheit zu entkommen. Fremdheit  ist sogar eine Begabung, wie er sagt. 

Auch Franca Zadra stellt sich die Frage, wann wir aufhören uns fremd zu fühlen bzw. woran wir das Gefühl der Zugehörigkeit überhaupt festmachen? An eindeutigen nationalen Symbolen, oder können wir womöglich mehreren Heimaten bzw. Zugehörigkeiten haben, mehrere Sprachen sprechen? Wer bestimmt, ob ich dazu gehöre oder nicht? Ist es überhaupt wichtig sich einer Kultur, einer politischen Gemeinschaft zuzuordnen? Wie entsteht Identität und ist die Überwindung des Fremdheitsgefühls nicht vielmehr  dann erreicht, wenn wir uns wohlfühlen, unabhängig vom Ort oder kulturellen Kontext? Dabei geht Franca Zadra zunächst von ihrer eigenen Geschichte aus und erzählt in ihrem Essay, dass es sehr wohl möglich ist, multiple Identitäten und somit Heimaten zu haben. Sie selbst sei schon früh an verschiedenen Orten aufgewachsen und stellt fest, dass sie nicht sagen kann, was ihre Heimat ist, und es auch nicht wichtig sei, sich auf einen Ort festzulegen. In ihrer interkulturellen Studie hat Zadra insgesamt 15 Frauen aus 15 verschiedenen Ländern, die alle nach Südtirol migriert sind, gefragt, ob und ab wann sie sich heimisch gefühlt haben. Die Antworten zeigen, dass hierbei individuelle aber auch soziale Faktoren eine Rolle spielen. 

Insgesamt haben sich über 30 BeiträgerInnen sowohl künstlerisch, fotografisch und in Form von Texten dem Thema DAS FREMDE angenähert. Wie fremd sind uns Menschen, die außerhalb der Norm leben? Sei es aufgrund einer Behinderung oder aber auch, weil jemand im falschen Körper geboren wird. Was passiert mit Staaten, die jahrzehntelang unter Fremdherrschaft standen und plötzlich in die Unabhängigkeit entlassen wurden? Warum ist uns der nackte Mann besonders in Film und Fotografie noch immer fremd bzw. warum gilt er als unsichtbar? Die Fotografin Paula Winkler hat sich in ihrer Fotostrecke mit dieser Frage auseinandergesetzt und zeigt uns ihren, den weiblichen Blick auf den männlichen Akt. Wie unterscheidet sich das Begehren der Frau von dem des Mannes? 

Auf 120 Seiten haben wir versucht, spannende, informative sowie diskursive Beiträge für Leserinnen und Leser zu recherchieren und wir glauben, dass uns eine tolle neue Ausgabe gelungen ist. Wir werden außerdem mit Veröffentlichung am 22. Februar auch parallel dazu noch weitere Texte und Interviews zum Thema auf unserem Blog (www.39null.com/blog) stellen. So besteht die Möglichkeit für die LeserInnen auch aktiv teilzunehmen, indem sie mit diskutieren und uns ihre Meinung mitteilen können.

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