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March 19, 2013
Oh yeah, she performs… und wie! Regisseurin Mirjam Unger im Interview
Evelyn Gruber-Fischnaller
Laut sein, rum grölen, sich Platz machen, Gehör verschaffen, sich anziehen und bewegen, wie es einer am liebsten ist. Ich kenne immer noch wenige Frauen, die das frei tun, ohne das Gefühl gestört zu haben (wen?) oder nachher irgendwie zur Entschuldigung genötigt zu werden. Auf der Bühne ist Platz kein Problem und Lautsein auch nicht, also nur her mit den Mikros und Verstärkern! Wie’s geht und welche Herausforderungen es mit sich bringt, authentische Musikerin zu sein, Erfolg zu haben und immer noch frau selbst zu sein im manly music business, das hat Mirjam Unger erkundet. Die FM4-Moderatorin begleitete für ihren Film „Oh yeah, she performs“ die 4 österreichischen Musikerinnen Gustav, Clara Luzia, Teresa Rotschopf und Luise Pop auf ihrem Weg durch die Höhen und Tiefen eines selbstbestimmten Lebenstraumes.
Ich habe Regisseurin Mirjam Unger zum Interview gebeten:
“Oh yeah, she performs!” ist nicht die typische Band-Doku, die zujubelt und verehrt und das wilde, unbedarfte Tourleben zeigt. Wie war’s für dich mit den Frauen unterwegs zu sein?
Die Protagonistinnen von „Oh yeah, she performs!“ haben mir Einblick gegeben in ihren Arbeitsalltag und der bedeutet, dass viel Disziplin notwendig ist, Konzentration darauf, technisch und künstlerisch in einer Männerdomäne Fuß zu fassen, die Babies versorgt zu wissen, wie es bei Gustav und Teresa der Fall war, und für die eigene Autonomie zu kämpfen, auch wenn die oft geringen Gagen eine wie Luise Pop zu Kompromissen zwingen möchten. Ich habe eine große Ernsthaftigkeit angetroffen. Der selbstbestimmte Ausdruck ist das Ziel und der Grund für die Strapazen, die im Film ja auch zu sehen sind. Das wilde Rock’n’Roll-Leben hat da nur am Rande Platz.
Als Radiomacherin hast du tagein-tagaus wahrscheinlich größtenteils Männerstimmen im Ohr. Wie geht es deiner Einschätzung nach Musikerinnen, die sich aufbauen wollen? Wie ist es für sie, eine Identität und das nötige Selbstbewusstsein zu finden?
Es gibt immer mehr Musikerinnen und man kann da ab dem Jahr 2000 ruhig von einer Bewegung sprechen. Eine internationale Bewegung, wenn Du dir ansiehst, wieviele Frauen derzeit Musik machen und auch Erfolg haben bis in den Mainstream hinein. Es sind aber immer noch zu wenige, die sich trauen und die dann auch von den Medien wahrgenommen werden. Musikerinnen sind immer besser vernetzt und das hilft ihnen. Sie unterstützen sich gegenseitig. Feminismus bedeutet meiner Meinung nach auch den Zickenkrieg ein für allemal sein zu lassen und sich gegenseitig zu respektieren, zu verbinden und zu unterstützen. Dadurch wächst die Szene und auch das Publikum ist beeindruckt und sucht Frauen, die zusammenhalten. Geschützte Räume geben außerdem die Möglichkeit sich auszuprobieren und das notwendige Selbstbewusstsein wachsen zu lassen. So ein Raum ist zum Beispiel das Girls Rock Camp, wo junge Musikerinnen sich ausprobieren können.
Du arbeitest viel mit Schulen zusammen. Der Film dient dabei als Anstoß für die jungen Frauen und Männer, über Rollen, Verwirklichung und Selbstausdruck nachzudenken. Wieviel Bedeutung misst du der Aussage zu, dass Vorbilder alleine schon den Weg ebnen für Nachkommende?
Vorbilder sind meiner Meinung nach wichtig. Viele Frauen im Publikum haben mir nach dem Film gesagt, sie hätten so einen Film in ihrer Jugend gebraucht, um in ihrer Kraft angesprochen zu werden, selber die Instrumente in die Hand zu nehmen und eine Band zu gründen. Viele SchülerInnen haben sich bedankt, weil sie durch den Film gesehen haben, wie man es macht und dass es geht und wohin es führt. Es war ein wichtiger Grund diesen Film zu machen: Der Musik der Frauen entsprechende Bilder zu geben, die dann möglichst groß und mächtig auf der Kinoleinwand dem Publikum zeigen: Wir sind da und nicht mehr weg zu denken und wir verändern das Musikgeschehen, weil wir einen neuen Ansatz haben. Kurt Cobain hat kurz vor seinem Tod gesagt: Die einzige mögliche Erneuerung, die er im Rock’n'Roll sieht, sind die Frauen.
Kunigunde und ich möchten eine Band gründen, wie gehen wir’s am Besten an?
Proben, proben, proben. Mit Lust und Freude, Respekt und Freundschaft. Sich mit anderen Frauen vernetzen. In Räumen arbeiten, die Frauen respektieren und schätzen. Weitere Frauen in die Band aufnehmen. Männer in die Band lassen, die die Genderfrage wirklich verstanden haben. Viel auftreten und daran wachsen.
Mittwoch, 20. März, 20 Uhr, gibt’s „Oh yeah, she performs!“ im Rahmen der Filmreihe “Female Views” im Filmclub zu sehen (und Samstag, 23. März Luise Pop, Illyrica und die Punkcakes im pippo.Stage).
[Wer bei uns mitmachen will, meldet sich bitte bei weissenegger@franzmagazine.com / gruberfischnaller@franzmagazine.com]
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