Wahn[da]sinn oder Wanda und die Meute

01.05.2015
Wanda Wien Alexa Weber franzmagazine

Mit großer Vorfreude erwartete ich den First Waltz mit Monsterheart, Worried Man und Worried Boy, Der Nino aus Wien und Wanda im Gasometer. Monsterheart kenne ich, da sie das Lied “Monsterheart” eine Zeit lang oft auf Fm4 gespielt haben und ich sie schon mal als Vorgruppe von Fm Belfast in der Arena gesehen hab. Worried Man & Worried Boy kenne ich, weil Nino mit ihnen zusammen “Der schönste Mann aus Wien” singt und einmal beim Wunsch nach diesem Lied aus dem Publikum erklärt hat, dass er dieses Lied nur mit den beiden spielt und niemals alleine. Der Nino aus Wien Band Wien Alexa Weber franzmagazineVon Der Nino aus Wien bin ich sowieso großer Fan, habe ihn schon länger nicht mehr mit Band gehört, also auch Vorfreude auf die Band. Und Wanda, ja auf Wanda war ich sehr gespannt, so gehyped wie die in letzter Zeit werden. Als Vorbereitung auf’s Konzert habe ich mir auch vor ein paar Wochen ihr Album zugelegt und bin draufgekommen, dass es neben “Bologna” noch sehr viele andere spannende Songs drauf gibt. Wanda Wien Alexa Weber franzmagazineSoviel zu meinen Erwartungen und meiner Vorfreude. Wie es dann wirklich war, am 17.4.2015: 
Ich hab versucht möglichst pünktlich dort zu sein und bin überrascht, dass eine halbe Stunde nach Einlass die Halle noch recht spärlich gefüllt ist. Ich bin gespannt auf die angekündigte Performance der Moderatoren: Bogumil Balkansky & Todor Ovtcharov. Todor Ovtcharov kenne ich von Fm4, bin dann im Nachhinein eher verwundert zu lesen, dass Balkansky DaStandard-Migrationsglossarist ist, denn von ihrer Darbietung bin ich perplex bis schockiert. Die Moderation ist weder lustig noch geistreich, sondern besteht hauptsächlich aus einem wirren, obszönen Gefasel. 
Da kann ich dem Kollegen von The Gap nur beipflichten, der es sehr treffend in seinem Artikel zusammenfasst: “Allgemein ist der Douchebag-Anteil groß. Anfangs auch auf der Bühne. DaStandard-Migrationsglossarist Bogumil Balkansky und FM4-Low-Lifer Todor Ovtcharov fungieren als MCs der Show. Sie stolpern durch die Ansagen, sind peinlich, viel zu obszön und einfach blöd. Sie fragen sich, warum sie heute durch die Show führen. Das Publikum auch. Mehr Leute gehen aus der Halle raus als rein.” Dann kommt Gott sei Dank schon bald Monsterheart. Etwas überrascht bin ich – da ich sie das letzte Mal alleine (oder zu zweit?) auf der Bühne gesehen hab – von der großen Anzahl an Menschen, die da auf einmal auf der Bühne stehen.Monsterheart Wien Alexa Weber franzmagazineBackgroundsängerinnen (unter anderem Natalie Ofenböck, die gemeinsam mit dem Nino aus Wien das musikalische Projekt Krixi, Kraxi und die Kroxn https://www.facebook.com/KrixiKraxiunddieKroxn ins Leben gerufen hat), Flötistinnen und vieles mehr. Guter Sound zum Mitshaken mit elektronischem Einschlag und eingängigen Melodien. Das “M, O, N, S, T, E, R, H, E, A, R, T – Monsterheart!” des letzten Liedes bleibt gerne als Ohrwurm noch länger im Gedächtnis.Dann kommen Worried Man und Worried Boy. Vater Herbert und Sohn Sebastian, beide dem Wiener Lied verschrieben, geben abwechselnd, manchmal auch gemeinsam ihre Songs zum Besten. Musik zum Mitschunkeln und Mitsingen, wer den Text konnte. Worried Boy Worried Man Wien Alexa Weber franzmagazineSpannend ist die Tröte (korrekt: Kazoo) vom Worried Man, die er des Klangs wegen auch immer wieder mit einem Bierglas überstülpt. Als Abschluss und gute Überleitung gibt es dann “Der schönste Mann aus Wien” gemeinsam mit dem Nino aus Wien. Dann kommt schon der Nino aus Wien mit Band. Mittlerweile ist die Halle auch schon gut gefüllt und man überlegt sich zweimal, ob man zum Bierholen oder Nochmal-schnell-aufs-Klo-Gehen wirklich seinen guten Platz verlassen möchte. Der Nino kommt mit einem T-Shirt mit Deutschland-Fahne auf die Bühne. Gefühlt gibt es heute eher mehr fetzige Lieder wie “Fühlen” oder “Holidays”.Zwischendrin unterstützt ihn seine Cousine aus Paris beim Gesang – gute Stimme, erinnert mich aber mehr an eine Song-Contest-Teilnehmerin und passt nicht so ganz zum Rest der Band.Mit Natalie Ofenböck gemeinsam gibt es dann auch “Hallo” von Krixi, Kraxi und die Kroxn mit der genialen Textzeile: “Wir gehen jeden Tag zum Psychiater und wir gehen jeden Tag in den Prater. Weil wir echte Freunde sind, ist das alles halb so schlimm.”Dann heißt es Warten auf Wanda. Die Leute drängen schon sehr nach vorne, seinen Platz zu verlassen, ist keine gute Idee mehr und auch die Gemüter gehen schon langsam hoch: Leute schreien sich an, Bier fliegt herum. Und dann kommen die heißersehnten Wanda auf die Bühne und beginnen die Show mit “Luzia”. Der Text “Tu mir weh, Luzia, oder irgendwer anders tut’s statt dir!” passend zu dem, was sich ereignet. Die Leute zucken auf einmal komplett aus. Innerhalb von Sekunden hat sich der Platz in der Mitte vor der Bühne, wo mensch vorher noch gemütlich schunkelnd den anderen Bands lauschen konnte, in einen wilden Moshpit verwandelt – ärger als auf jedem Punk-Konzert, das ich in letzter Zeit erlebt habe.Wanda Wien Alexa Weber franzmagazine stagedivingDie ersten drei Lieder bin ich nur damit beschäftigt mich vor Ellbogen, Schubsern und herumfliegenden Bierbechern zu schützen. An einem sicheren Platz angekommen, bin ich dann trotzdem immer noch die meiste Zeit eher damit beschäftigt, fasziniert das Publikum zu betrachten und mich zu fragen, was da eigentlich gerade abgeht. Die Musik hat etwas sehr Mitreißendes, so dass es wirklich schwer ist, dabei noch ruhig stehen zu bleiben oder nicht mitzugröhlen. Wanda selbst heizen auf der Bühne ordentlich ein und werfen auch immer wieder Bierdosen ins Publikum. Am Ende gibt es auch für die in der ersten Reihe, wenn sie denn ganz brav wären, eine Flasche Wodka oder so, was ich keine so coole Aktion finde, da viele Leute im Publikum eh schon sehr angetrunken sind. Wanda Wien Alexa Weber franzmagazine stagedivingStage-Diving gibt es auch von verschiedenen Leuten aus dem Publikum. Am Ende auch vom Sänger selber, der immer wieder, wenn er für einen kurzen Moment sein elvismäßiges Hüftschwingen sein lässt, auch sichtlich begeistert ist, wie das Publikum abgeht und sich immer wieder (aus Begeisterung oder Erschöpfung?) auf der Bühne auf den Boden wirft. Was mesch ihm lassen muss: Er hat eine ziemlich geile Stimme. Zwischendrin spielen Wanda auch mal ein als neu angekündigtes Lied und am Ende dann endlich das immer wieder mit Amore angesungene, langersehnte “Bologna”. Alle singen mit. Die Leute kriegen nicht genug und auch Wanda verkündet, dass er nicht gehen wolle, weshalb es noch eine Reihe von Zugaben gibt, am Ende auch abermals “Luzia”.Auch wenn ich Wanda’s Songs sehr mag, muss ich sagen, bin ich sehr froh, als es endlich vorbei ist und beschäftigte mich im Nachhinein noch lange damit, was wohl die Faszination von und den Wahnsinn um Wanda ausmacht, dass sowohl Alt als Jung und ganz verschiedenste Typen von Menschen so dazu abgehen. Antwort hab ich bisher noch keine.

SHARE
//