Dump Town Festival: “Mehr als nur ein Kater”

Am 25. und 26. Juli sollten Ruhe-LiebhaberInnen Schlanders besser meiden. Dann geht nämlich das Dump Town Festival in die zweite Runde. Das Motto lautet: Music, Art & Forward Thinking.

24.07.2014
Dump Town Festival

Das Festival wartet nicht nur mit zahlreichen Liveacts und Soundsystems auf, sondern bietet auch Platz für Kunst und Kultur. Einige KünstlerInnen werden während des Festivals ihre Kreationen präsentieren, am Alexander Langer Market geht es um Nachhaltigkeit, Konsum und Gesellschaft. Und wenn einem das noch nicht reicht, gibt es auch noch eine Podiumsdiskussion.

Klingt nach ganz schön viel Programm, aber das Wochenende ist ja lang. Und trotz des Vorbereitungsstress hat sich Klaus Zoderer vom Organisatorenteam die Zeit genommen, auf unsere Fragen zu antworten.

Fangen wir doch von Vorne an: Wer hat das Festival aus dem Boden gestampft? Und warum überhaupt?

Wir von der Gleeman Crew und vom Verein Tribal Junction haben Wind davon bekommen, dass das Kasernenareal auf die Gemeinde Schlanders übergegangen ist und haben uns gedacht: Fragen kostet nichts. Zudem war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass es heuer weder das Ghosttown Festival noch das Matscher Au Open Air geben wird. Und was ist schon ein Sommer ohne Festival im Vinschgau?

Gerade mal sieben Monate nach dem ersten Festival gibt es schon die zweite Ausgabe. Was erwartet uns diesmal?

Wie schon bei der Winteredition des Dump Town Festivals im Treindlerhof haben wir versucht Musik, Kunst und gesellschaftliche Themen unter einen Hut zu bringen. Zudem wollen wir mit dem Konzept des Dump Towns nicht benutzte Infrastrukturen aufzeigen und für einige Tage wieder zum Leben erwecken. Bei der Sommeredition erwartet uns diesmal ein Bombenhagel an Musik und neuen Ideen in einem Umfeld, zu  dem man sonst selten Zutritt hat.

Ihr legt euch mit den Bands ganz schön in die Vollen. Am Dump Town kann man 30 Acts sehen und nicht nur einheimische, sondern Größen aus Schottland, Spanien, Slowenien, Frankreich…Wie seid ihr zu einem solchen beachtlichen Aufgebot gekommen?

Wir sind der Meinung, dass ein buntes Musikangebot aus aller Welt den Hörern die Ohren für neue Musikrichtungen öffnet und dass sich dadurch das Angebot in der Südtiroler Musikszene auch weiterentwickelt. Deshalb legen wir uns immer wieder ins Zeug, das Programm möglichst interessant und anspruchsvoll zu gestalten. Dabei achten wir vor allem auf Qualität und Authentizität. Durch die Festivals und andere Events, welche wir in den letzten Jahren organisiert haben, haben wir sehr viele Kontakte geknüpft und dadurch gesehen, dass der Rest der Welt nur ein paar E-Mails entfernt ist.

Ihr bietet uns auch ein ausgefallenes Rahmenprogramm. Was dürfen wir vom Alexander Langer Market erwarten und was ist die Idee dahinter?

Der Alexander Lander Market ist ein Marktplatz, welcher ganz im Sinne des Namenspatrons Themen wie Nachhaltigkeit, Konsum, Gesellschaft und Entwicklungshilfe eine Bühne gibt. Es soll ein Ort des Austausches werden zwischen verschiedenen Sprachen, Meinungen und Schicksalen. Zentral wird dabei das Motto „Forward Thinking“ sein, welches dazu auffordert, bestimmte Thematiken zu hinterfragen und langfristiger zu denken. Auch wird die Alexander Langer Stiftung präsent sein, um näher über die Person und Vision von Alexander Langer zu informieren und um vielleicht seine Vision von einer besseren Welt irgendwann zu realisieren.

In Zusammenarbeit mit dem Ost West Club Meran gibt es auch eine Podiumsdiskussion. Eigentlich ziemlich ungewöhnlich für ein Festival, oder?

Je nachdem welchen Begriff man von Festival hat. Unserer Meinung nach sollte ein Festival mehr sein als nur Party mit Musik. Ein Festival sollte ein Ort der Begegnung und des Austausches sein, wo jeder seine Person einbringen kann, ein Ort der zum Nachdenken anregt, so dass man nach dem Festival mehr als nur den Kater mit nach Hause nimmt.

Der Name des Festivals, „Dump Town“, klingt schon ein bisschen gesellschaftskritisch. Steckt dahinter eine Geschichte, vielleicht eine Anspielung auf Südtirol?

Ja, ein gewisser gesellschaftskritischer Aspekt schwingt da natürlich mit. In Südtirol gibt es viele wunderschöne Areale, die oft nur mehr als Müll angesehen werden und als bloße Geldanlage von Einzelnen gekauft werden, um vielleicht in der Zukunft damit Geld zu machen. Wir aber finden, dass die Allgemeinheit davon profitieren sollte und mit ein bisschen Kreativität und Einsatz lässt sich auch aus der größten „Müll-Stadt“ noch eine tolle Festival-Location machen.Die Festivalszene in Südtirol ist inzwischen schon ziemlich ausgefeilt. Im Sommer kann man fast jedes Wochenende im Freien feiern oder zwischen mehreren Festivals wählen. Das hat Vorteile, kann aber auch einige Nachteile haben. Was denkt ihr darüber?

Es ist erstaunlich, wie breit gefächert die Südtiroler Festivalszene mittlerweile aufgestellt ist. Vor allem erstaunt uns, dass so viele Leute bereit sind, sich diese Arbeit anzutun, wo doch aus der Bevölkerung und auch von öffentlicher Seite viel Gegenwind kommt. Mittlerweile gibt es sogar ein regelmäßiges Treffen der Südtiroler Festivalorganisatoren, wo man versucht sich gegenseitig zu helfen und Termine zu koordinieren. Dies ist uns heuer leider nicht so gut gelungen, wie in den Jahren davor, da wir aufgrund von anderen Veranstaltungen in der Gemeinde und Umgebung gezwungen waren, dieses Datum zu wählen, obwohl an diesem Wochenende bereits ein anderes Festival stattfindet. Dies ist uns selbst ein Dorn im Auge, da wir wissen wie schwer es ist, Leute zu mobilisieren und für ein Festival zu begeistern. Allgemein ist es an der Zeit, dass die Südtiroler Gesellschaft aufwacht und erkennt, dass Festivals eine Bereicherung für Besucher und die gesamte Umgebung sind. An den Besucherzahlen merkt man, dass der Hunger nach neuer Musik, neuen Ideen und alternativer Kultur sehr groß ist und dass sich daraus langfristig eine eigenständige Südtiroler Kultur entwickeln kann, welche sich durch mehr auszeichnet als Lederhosen und Bierkrugstemmen.

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