Culture + Arts > More

January 16, 2014

Walter Niedermayr, was haben Sie sich eigentlich gedacht? – Der Fotograf im Interview über seinen Kulturkampf

Kunigunde Weissenegger

Nun der eigentliche Anlass liegt schon zweieinhalb Monate zurück, doch die Diskussion, die  in der Öffentlichkeit und den Medien  unter den Schlagsätzen “Kulturelle Vielheit” oder “Eine Intervention für eine offene Kultur” läuft, hält den Temperaturgrad kulturaffiner Gemüter weiterhin hoch und will nicht versanden. Gestartet ist alles während der Gesprächsrunde in der Firma Niederstätter bei Steg Ende Oktober 2013 –  geladen waren  der Unternehmer Albrecht Ebensperger, die Kuratorin Heike Maier-Rieper,  der Künstler Walter Niedermayr, die Unternehmerin Maria Niederstätter und der Politiker Arno Kompatscher unter der Moderation von Kunsthistorikerin Martina Oberprantacher.  Walter Niedermayr warf während dieser äußerst gut besuchten Veranstaltung einige nicht für alle genehme Fragen zu den Themen Museion und gesellschaftliche Verantwortung von Kulturverantwortlichen auf, die Diskussion wurde deshalb auch wieder zum Thema des Zusammentreffens “Kulturarbeit im Unternehmen: Zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und dem Sammeln von Kunst” zurückgekehrt.  Knapp einen Monat später folgte in der ff mittels eines  Gastkommentars von 28 Kulturschaffenden (nun sind es inzwischen 30 und sie sind unter dem Namen “Gruppe 30″ * bekannt) die  Vertiefung der knapp einen Monat zuvor platzierten Vorwürfe.  Und darauf folgten Woche um Woche bis jetzt ins neue Jahr hinein eine Reihe von Leserbriefen, Antworten, Kommentaren und Stellungnahmen von Direktorinnen und Leitern von verschiedenen Kulturinstitutionen sowie auch von Künstlerinnen und Künstlern in deutsch- und italienischsprachigen Medien. Wir wollten nun von demjenigen, der die anscheinend wichtige Diskussion losgetreten hat, wissen, was er sich dabei gedacht hat, was dahinter steckt und wie es nun weiter geht, und haben deshalb Walter Niedermayr zum Interview gebeten.

Wie fühlen sie sich als Auslöser einer Diskussion, die anscheinend viele Gemüter regt und demnach notwendig zu sein scheint?

Walter Niedermayr: Als Bürger und Teil dieser Gesellschaft, aber auch durch meine Erfahrungen als Künstler ist mir nach Jahren des Beobachtens des Südtiroler Kunstbetriebes Einiges aufgefallen, das mich zunehmend irritierte. Die meisten Bürger und Kunstinteressierten haben keinen Einblick in diese Welt, weil sie die Zusammenhänge und Netzwerke nicht direkt erleben, deshalb ist es für sie schwierig Vor- und Nachteile und Folgen, die durch das Handeln der Verantwortlichen im Umkreis des Museions erwachsen, zu beurteilen, wie auch Entscheidungen der öffentlichen Kulturförderung nachzuvollziehen. Ich fand es wichtig auf Zustände, die meiner Meinung nach in einer demokratischen Gesellschaft untragbar sind und in der man häufig das Wort Transparenz benützt, hinzuweisen und dazu eine sachliche Diskussion auszulösen.

Die im Gastkommentar in der ff aufgezählten Punkte (zusammengefasst mit den Stichworten: Interessenskonflikte, Rollenhäufung, Intransparenz, Kulturzuschussgießkanne) sind doch nichts Neues, oder? Warum kamen Kommentar und Brief gerade jetzt? Ist das ein günstiger Zeitpunkt? (vor der Regierungsbildung, Weihnachten, Neujahr…) 

Das mag sein, dass die genannten Begriffe uns sehr bekannt sind, denn es gibt ja dauernd irgendwelche Skandale und man hat sich dadurch scheinbar daran gewöhnt. Oder ist es vielleicht deshalb, weil wir alle zu satt und dadurch träger geworden sind, um genauer hinzuschauen? Der Zeitpunkt scheint mir derzeit aber kein schlechter zu sein, es gibt einen Politikerwechsel, der gerade in diesem Bereich eine gewisse Aufgeschlossenheit erwarten lässt. Transparenz war das Schlagwort in der Vorwahlzeit und deshalb glaube ich auch, dass man die Politiker nun beim Wort nehmen kann.  

Zum besseren Verständnis kann ich gern auf die genannten Stichworte, wie Interessenskonflikt, Intransparenz, Rollenhäufung näher eingehen. Lenkt man die Aufmerksamkeit auf den “Verein Museum” (auch “Verein Museion” und im Unterschied zum “Verein Freunde des Museion“) und die dazu in den Medien gemachten Äusserungen der Stifterräte, dann drängt sich das Thema Interessenskonflikt förmlich auf. Im Corriere dell’Alto Adige vom 15.12.2013 äussert sich dazu verfänglich Alberto Stenico: „die Einschreibungen in den Verein sind derzeit ausgesetzt. Man sei dabei sich Änderungen zu überlegen“. Bei dem ist es bis heute geblieben. Ich stelle mir die Frage: Ist es jemals möglich gewesen, sich einzuschreiben oder ist es so, dass der Verein nur für jene zugänglich ist, die dieser „Freimaurergesellschaft“ genehm sind? In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, sich die Satzungen des Vereins Museum anzuschauen, um zu verstehen wie der private “Verein Museum” strukturiert ist und welche Befugnisse er hat. Der “Verein Museum” ist gemeinsam mit der Landesverwaltung Mitglied des Museions, die einzigen Mitglieder übrigens. Aber wenn das Museion – anscheinend zu 100% – aus Landesgeldern (also Steuergeldern) finanziert wird inklusive Betriebskosten, gibt es Erklärungsbedarf, worin der private Anteil an dieser öffentlichen Struktur besteht? Eine z. T. öffentliche und z. T. private Struktur sollte dann wohl auch finanziell von der privaten Seite mitgetragen werden? Das ist der einzige wichtige Grund warum Private an Museen weltweit beteiligt sind und es als ihre Aufgabe sehen, Kunst zu ermöglichen. Die sogenannten Mäzene unterstützen großzügig mit finanziellen Mitteln die Tätigkeit der Museen, ohne sich aber in die Programmgestaltung einzumischen. Beim Museion in Bozen läuft es gerade umgekehrt, es kommen scheinbar keine finanziellen Mittel von den Privaten und beim Programm können die Stifterräte, diese kommen z. T. auch vom “Verein Museum”, mitgestalten. So ist dies auch von den Statuten vorgesehen. 
Ein Schelm wer hier Übles denkt. Hat man sich einmal die Statuten des Museions und die Statuten des “Verein Museum” angeschaut, dann wird offensichtlich, dass diese aufeinander abgestimmt sind, mit dem Interesse, die öffentlichen Mittel im privaten Interesse zu verwalten. Wenn man ein wenig Einblick hat in das internationale Kunstgeschehen, weiss man, dass Sammler unweigerlich diese Möglichkeiten nutzen, welche das Nahverhältnis zulässt, das zwischen Museion und “Verein Museum” gegeben ist; zudem ist dies auch statutarisch vorgesehen und somit bis auf Widerruf abgesichert. Dass es hier einen Interessenskonflikt zu Ungunsten der Öffentlichkeit gibt, steht meines Erachtens außer Zweifel. Obwohl die Statuten des Museions bei Interessenkonflikten, die vorkommen können, Handlungsbedarf anmahnen, hat sich der Stifterrat bis heute nicht zu den Manifesten der Künstler geäußert; lediglich die Präsidentin beschwichtigt: das Museion stehe sehr gut da, es gäbe eine virtuose Zusammenarbeit zwischen Öffentlich und Privat. Die Beziehungen der Sammler im Stifterrat sei sehr wertvoll und wichtig. Wie wichtig und unabkömmlich die Sammler für das Museion wirklich sind, müsste man endlich offen legen: Sind es die großen finanziellen Mittel oder Sammlungsbestände, die dem Museion überlassen werden, wie es bei den meisten Museen ist, wo Sammler in entscheidungsbefugten Vorständen sitzen? – Ihre Beziehungen können es nicht sein, denn diese herzustellen, ist eindeutig die Aufgabe der Programmdirektion. Das Wissen zur Kunst wäre gut, wird aber vor allem von der Programmdirektion gefordert und ich hätte große Bedenken, wenn es anders wäre. 
Bleibt die Frage der Rolle der Sammler im Stifterrat zu klären? Ist es jene der Kulturrepräsentanten und somit als öffentliche Vertreter, die sich kulturpolitisch einbringen um kulturelle Werte gegebenenfalls auch außerhalb des Museions zu diskutieren wie z. B. derzeit die Umgestaltung des Areals um den Busbahnhof in Bozen? Es scheint mir wichtig, dass bei der Bestellung der Stifterräte neben der wirtschaftlichen Kompetenz, auch ein gedeihliches Kulturklima in deren Interesse angelegt sein sollte, ansonsten können sich öffentliche Museen nicht entwickeln, sie werden eher ausgehöhlt. Meine Vermutung ist hier, dass ein privater Verein Einfluss auf ein öffentliches Museum nimmt. Transparenz scheint mir hier keinesfalls gegeben, aber auch nicht gewollt zu sein. Schwierig wird es zusätzlich, wenn man weiss, dass zumindest ein Sammler ein Nahverhältnis zu einer wichtigen europäischen Galerie hat. In diesem Zusammenhang sagt Ingvild Goetz, eine bedeutende deutsche Sammlerin, in ihrem Interview in der Kunstzeitung von November 2013 auf die Frage: Im Bereich der zeitgenössischen Kunst haben öffentliche Museen die Deutungshoheit längst an private Sammler abgegeben, wie beurteilen Sie das? – Ingvild Goetz: “Ich sehe das mit großem Bedauern. Meiner Meinung nach muss der Ritterschlag von den Museen kommen und nicht von ein paar neu eingestiegenen Sammlern, die sich auf das Urteil weniger Galerien verlassen. Gott sei Dank gibt es noch Museen, die sich nicht davon beeindrucken lassen.” 
Mir liegt auch daran, hier klar zu stellen, dass ich nichts gegen Sammler habe, denn sie sind für uns Künstler lebensnotwendig. Und es gibt nebenbei eine lange Geschichte des Kunstsammelns, sehr viele leisten großartige kulturelle Arbeit und lassen die Gesellschaft teilhaben an ihren Sammlungsbeständen. Es gilt hier absolut zu differenzieren und das gerade heute in unser schnelllebigen Zeit des schnellen Geldes, der Börsenspekulation, wo Kunst auch eine Rolle spielt und anscheinend dazu bestens geeignet ist. Nicht umsonst behauptet der Kunstmarktsoziologe Olav Velthuis „Kunst sei sicherer als Gold“.

Ist es nicht so, dass der Umstand der Rollenhäufung vielmehr einer zeitgenössischen Gesellschaft entspricht? Verlangt doch die aktuelle Berufswelt vermehrt, dass wir Transformer sind und sozusagen das leisten, was der Augenblick verlangt?

Ich denke, da müssen wir differenzieren, es geht hier um die Art und Weise, wie und wer Kulturfördermittel verteilt. Zur Rollenhäufung ist zu sagen, es gibt bei uns Kommissionen, Jurys und Entscheidungskörper mit sehr oft gleichen Besetzungen und das über einen längeren Zeitraum (z. B. Kulturbeirat, Fachjurys, Kunstankaufskommission). Aus Gründen der politischen Opportunität werden dann meist “pflegeleichte” und angepasste Personen damit beauftragt. Da es um Anliegen der Öffentlichkeit geht und um die Vergabe von beträchtlichen finanziellen Mitteln der Allgemeinheit, sollten diese von unabhängigen Fachjuryen zugewiesen werden. 
Sicher tut die neue Kulturpolitik gut daran, den derzeitigen Ablauf kritisch anzuschauen und vielleicht erübrigt sich auch die eine oder andere Kommission. Es ist nicht so schwierig, Kleingruppen für die verschiedenen Bereiche kompetent zu besetzen, so geschieht das auch in anderen Ländern und vor allem soll die Gruppenbesetzung immer wieder gewechselt werden. Zu glauben, eine Person könnte querbeet beurteilen, führt zu Pauschalurteilen; es soll darum gehen sich ernsthaft mit Künstlerprojekten auseinanderzusetzen und eine Begründung zu liefern für eine Annahme bzw. Ablehnung eines Ansuchens. Es geht um das Kulturgut einer Gesellschaft, um die Wissensvermittlung und Erhaltung für letztere. Beispielhaft zu erwähnen wäre die Stiftung Pro Helvetia in der Schweiz.
Auch bei der Kulturberichterstattung gibt es ein eigenartiges Rollenverständnis, bei Journalistinnen und Journalisten, die bedenkenlos in verschiedene Rolle schlüpfen können: Kuratoren, Politikerberater, Journalisten und zugleich Kritiker der eigenen Ausstellungen in der selbst geleiteten Radiosendung, Drehbuchautoren, usw. Aber dass man sich dabei selbst knebelt und zur Hofberichterstattung mutiert, müsste auch klar werden. Auch deswegen gibt es wenig ernstzunehmende Kulturkritik. Es kommt dann zu Empfehlungen für Politiker wie letzthin im Kulturmagazin des Senders Bozen Studio 3 am 18.12.2013: “Ein Künstler, der es bis 50 nicht geschafft hat, der wird es wohl mit 55 auch nicht mehr schaffen” – mit einer derartigen Aussage wird suggeriert, von einer weiteren Unterstützung abzusehen. Solche Schlüsse zu ziehen, finde ich äußert bedenklich, würde man eine derartige Meinung auf die freiberufliche Welt übertragen, wäre ich neugierig, wie die Öffentlichkeit darauf reagieren würde.

Warum sind einige Unterschriften weg gefallen und andere dazu gekommen? Lassen sich Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende einschüchtern oder bäumen sie sich nun erst recht gemeinsam auf? Wie ist die Stimmung? Was wird passieren? 

Zivilcourage ist nach 25 Jahren Durnwalder-Regierung ein rares Gut geworden. Durch ein Abhängigkeitssystem, durch Beiträge, Subventionen und Antichambrieren wie in einem Fürstentum ist sie fast abhanden gekommen. Unter Künstlern ist deshalb immer die Sorge vorhanden, bei Äusserungen zum herrschenden System von den Subventionen, Beiträgen, Ausstellungen usw. abgeschnitten zu werden, wie es einige erst kürzlich nach dem ersten Statement in der ff leider erfahren mussten. Es hat sich aber gezeigt, dass der Großteil der “Gruppe 30″ * von der Weiterführung einer sachlichen öffentlichen Diskussion überzeugt ist und daran glaubt, mit den neuen politischen Vertretern und dem Gruppengeist eine Veränderung der derzeitigen Situation Schritt für Schritt herbeiführen zu können. Einige haben sich unter dem Druck der Präsidentin des Museions zurückgezogen. Aber es kommen auch wieder neue Unterstützer dazu und es gibt aus der Bevölkerung ermutigenden Zuspruch an der Sache dran zu bleiben. Das Bewusstsein für kulturelle Belange breitet sich inzwischen in der Bevölkerung weiter aus, und es wird sehr kontrovers diskutiert, was ich schon als positives Zeichen werte. Die untergriffige Behauptung von Seiten des Museions, dass nur einige frustierte Künstler, die die Manifeste mitunterzeichnet hätten, da es im Museion keine Ausstellungsmöglichkeit für sie gäbe, lehne ich kategorisch ab – sie ist nur dazu angetan von den wirklichen Problemen abzulenken.

Was sagen Sie zum Einwand, dass es in der gesamten Diskussion allen Seiten eigentlich doch wiederum nur um Machtkämpfe, Eigeninteressen und persönliche Positionierungen geht, und nicht um die Sache an sich? Und was erwarten Sie sich als Unterzeichner dieser kritisierenden Schreiben letztendlich? 

Das sind Schlagworte, die immer und überall für alles verwendet werden. Tatsächlich geht es uns um die sachliche Auseinandersetzung zu den angesprochenen Anliegen.  
Was die Unterzeichner der Manifeste befürworten und was sie den neuen politischen Verantwortlichen zu bedenken geben und von ihnen erwarten ist: 
- öffentlich die eigene Meinung vertreten zu können, ohne dass darauf mit Einschüchterung und Druckmittel reagiert wird; 
- Förderung der Diskussionskultur und Kritikfähigkeit. Die Personen, welche die Öffentlichkeit vertreten, sollten sich bewusst sein, dass sie nicht Eigentümer von Mitteln und Posten sind, sondern die legitimierten Verwalter der Steuerzahler;
- dass das öffentliche Interesse gewahrt bleibt und öffentliche Einrichtungen wie z. B. das Museion nicht durch private Interessen ausgehöhlt werden;
- dass die verantwortlichen Politiker für Transparenz stehen und auf angemahnte Interessenskonflikte reagieren: Offenlegung der Bilanzen des Museions, Beauftragung der Direktion über Wettbewerb;
- dass lokales und internationales Kunstgeschehen in einen Dialog gebracht wird, der für den Standort Bozen zu einem niveauvollen, gedeihlichen Kunstverständnis führt, der seit Jahren vermisst wird. 
- Ich erwarte mir, dass die Angesprochenen sich von ihrer Vorstellung, das Aussitzen wird’s schon richten, lösen und zu einem sachlichen Dialog bereit sind. Mit sachlich meine ich, sich auf eine öffentliche, sachliche Diskussion einlassen, in der es nicht um persönliche Angriffe geht. Das Museion könnte dazu einladen, sie sind die Angesprochenen und somit gefordert.
- Ich erwarte mir eine Offenlegung und Klärung des Verhältnisses des privaten Vereins Museum zum Museion als öffentliche Institution. Dieser “Verein Museion” soll ohne Wenn und Aber für jeden, der sich als Mitglied eintragen möchte, zugänglich sein inklusive mit Stimmrecht. Nur so ist Transparenz möglich, wenn über diesen Verein Einfluss auf das Museion ausgeübt wird.
- Es stellt sich auch die Frage, welche Vorteile bringt der Verein dem Museion, welches sind die finanziellen Beiträge, die vom Verein kommen. 
- Die Fragen zur Rolle der Stifterräte und ihrer Fachkompetenz: die museale und kulturpolitische, wie auch deren Kulturverständnis wären zu klären.
- Die Fachgremien für die Vergabe der Kulturfördermittel wären zu professionalisieren: eine unabhängige Besetzung z. T. mit Fachleuten aus dem Ausland und zeitlich befristet.

* Die Gruppe 30, ist eine offene Gruppe, die weder institutionell noch politisch gebunden ist; ihr Anliegen ist eine offene, sachliche und rege Kulturdiskussion, zu der jeder Interessierte eingeladen ist. Im Moment besteht die Gruppe aus folgenden Menschen: Karl Bachmann, Armin Blasbichler, Angelika Burtscher, Cristina Busin, Erich Demetz, Arnold Dall’O, Christoph Mayr Fingerle, Martino Gamper, Arnold Holzknecht, Erich Kofler-Fuchsberg, Erika Inger, Markus Klammer, Erwin Lantschner, Heinz Mader, Brigitte Mahlknecht, Christian Martinelli, Walter Moroder, Walter Niedermayr, Martina Oberprantacher, Christian Reisigl, Matthias Schönweger, Benno Simma, Barbara Tavella, Karl Unterfrauner, Markus Vallazza, Christine Vescoli, Claus Vittur, Bruno Walpoth, Karin Welponer, Wolfgang Wohlfahrt, Joseph Zoderer.

Hier die nachfolgende Antwort von Susanne Barta auf dieses Interview.

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There is one comment for this article.
  • Waltraud Staudacher · 

    Sehr geehrter Herr Niedermayr,

    ohne mich in die Angelegenheiten rund um die Themen „Museion“ und zeitgenössische Kunst einmischen zu wollen, da ich mich in diesem Kulturbereich viel zu wenig auskenne, möchte ich doch einigen Ihrer Pauschalurteile widersprechen.
    Sie kritisieren die mangelnde Transparenz von Kulturbeirat und Fachjurys im allgemeinen und bezweifeln die mangelnde Kompetenz der Mitglieder, da diese Organe ja eh nur aus „pflegeleichten“ und angepassten Personen bestünden. Frage: Kennen Sie alle diese Personen persönlich? Ich war in einer der Fachjurys, der des Theaters, die übrigens – stellen Sie sich vor – sogar alle zwei Jahre ausgetauscht wurde!!!! Sie kennen mich nicht, genauso wie ich Sie nicht kenne. Ich glaube kaum, dass man z.B. mich als pflegeleicht, angepasst – und was das Theater betrifft – inkompetent bezeichnen kann. Übrigens gehörten den Fachjurys auch Mitunterzeichner Ihrer „Gruppe 30“ an. Waren auch diese inkompetent und angepasst? Und was die mangelnde Transparenz betrifft, die konnte ich eigentlich nie erkennen. Vielleicht meinten Sie auch nur die Struktur „Museion“. Dann bitte ich Sie aber, nicht zu verallgemeinern.
    Abgesehen davon, dass ich gespannt wäre, wie eine „transparentere“ Strukturreform für das „Museion“ aussehen würde, die allen bildenden Künstlern in Südtirol genehm wäre. Ich erinnere mich nur an die vollkommen kontroverse Diskussion unter den Kunstschaffenden rund um den Standort des zeitgenössischen Museums. Dies soll natürlich nicht heißen, dass das derzeitige Museion-Statut nicht noch an Kinderkrankheiten leidet und mangels an Erfahrungen steter Überprüfung bedarf.

    Sie beklagen auch die Kulturberichterstattung. Interessant, dass hier nur eine Person, Susanne Barta, und das Kulturmagazin der RAI-Bozen kritisiert wird. Susanne Barta und ich – damals als Verantwortliche der Kulturabteilung – haben vor vielen Jahren das Kulturmagazin ins Leben gerufen. Wir haben uns stets um eine unabhängige und kritische Berichterstattung der gesamten Kulturszene in Südtirol bemüht, die alles eher als angepasst und oft auch manchen nicht genehm war. Natürlich ist Kulturberichterstattung auch immer subjektiv – wer möchte das leugnen? Sind Sie, Herr Niedermayer, davor gefeit, wenn Sie über Kunst und Kulturpolitik sprechen?
    Auch möchte ich kurz auf die Rollenhäufung, die Sie Susanne Barta vorwerfen, eingehen. Darf ein Kulturjournalist nicht kuratieren und Politiker (z.B. einen künftigen Landeshauptmann) beraten? Auch Günther Grass oder Heinrich Böll haben Willy Brandt beraten, ja sogar als Ghostwriter fungiert und trotzdem ihre kritische Haltung seiner Politik gegenüber bewahrt. Dürfen Kulturmenschen und –journalisten sich nicht als politische Berater betätigen? Ist es nicht gerade für die Kultur von enormem Vorteil, wenn die Kultur sich politisch mit einbringt? Will man in der Kultur nun Veränderung – ja oder nein – oder will man den Status Quo beibehalten und Intransparenz und „Vetternwirtschaft“ beklagen?
    Falls Susanne Barta als Kulturjournalistin die Politik des neuen Landeshauptmannes künftig eher unkritisch bewerten sollte, dann kann man ihr sicherlich Befangenheit vorwerfen, aber nicht schon jetzt, nur weil sie Arno Kompatscher vor den Wahlen beraten hat. Dies ist ganz einfach diskriminierend!

    Sehr geehrter Herr Niedermayr, glauben Sie mir, nicht nur Sie und ihre „Gruppe 30“ haben Zivilcourage, es gibt in der Kulturszene durchaus auch Persönlichkeiten, die sehr kritisch denken und handeln und trotzdem mit Kulturpolitikern befreundet sein können. Erstens glauben nicht alle Politiker, „dass sie Eigentümer von Macht und Posten sind“ (Ihre Worte), zweitens sind nicht alle Politiker skrupellose Machtmenschen. Auch diesbezüglich sind Pauschalurteile fehl am Platz!

    Waltraud Staudacher
    Aktive „unabhängige“ Kulturpensionärin