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November 12, 2013

We are The Others: franz, Perathoner Brothers, Hannes Egger @ Messe für zeitgenössische Kunst Torino

Kunigunde Weissenegger

A3 stand auf der Tür unserer Zelle. – Richtig gelesen, für vier Tage zog franz am vergangenen Wochenende mitsamt eines temporären Reisebüros in eine Turiner Gefängniszelle. Schluss mit lustig war dennoch nicht, denn zum dritten Mal beheimatete das Gefängnis hinter seinen Gittern nicht Bösewichte, sondern junge Galerien, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler, und auch die Medien durften natürlich nicht fehlen. The Others hatte gerufen: Neben den Kollegen aus vielerlei Himmelsrichtungen (wie Arte e Critica, Artesera, Artribune, Exibart, Frattura Scomposta, Internoquattro, Juliet Art Magazine, Prinp Editore und Tafter) saß auch franzmagazine hinter schwedischen Gardinen. franzmagazine temporary travel agencyfranzmagazine Temporary Travel Agency

Und in die piemontesische Stadt haben wir etwas Besonderes mitgenommen: die franzmagazine Temporary Travel Agency mit einem alternativen Reiseprogramm durch Südtirol, Tirol und das Trentino, abseits von den üblichen Dingen – more than apples and cows eben. Als Reisepartner begleitet haben uns beispielsweise Museion, GAP Glurns Art Point, ES gallery Meran/o, Museum Gherdeina, Wirtschaftsgenossenschaft Klausen und Centrale Fies. Im Kittchen in Turin saßen oder standen von 7. bis 10. November 2013 nicht nur wir von franz: Aus St. Ulrich in die Zelle C4 waren vom Kreis für Kunst und Kultur die Perathoner Brothers angereist.Simon Perathoner - winner Premio Residenza IGAV“Vista da Rasciesa del Sassolungo innevato in una giornata di sole d’inverno – Val Gardena” + “La Torre Eiffel illuminata di notte – Parigi” von Simon Perathoner 

Simon Perathoner - winner Premio Residenza IGAVDetail “Vista da Rasciesa del Sassolungo innevato in una giornata di sole d’inverno – Val Gardena” von Simon Perathoner 

Simon Perathoner zog nach der Messe mit Pauken und Trompeten – und wohlgemerkt ohne Handschellen – aus dem Gefängnis aus: Mit seiner im Binär-Code dargestellten Fotoarbeit “Vista da Rasciesa del Sassolungo innevato in una giornata di sole d’inverno – Val Gardena” und der Arbeit mit Blick auf den Eiffelturm im ASCII-Code “La Torre Eiffel illuminata di notte – Parigi” hat der in Venedig und St. Ulrich lebende Künstler völlig unerwartet, aber äußerst verdient den Premio Residenza IGAV für junge Künstler unter 30 gewonnen und darf sich über eine Residenz in Turin und eine internationale Ausstellung in einem Ausland freuen. Seine kodierten Bilder vernüchtern und entblüffen – in dieser Reihenfolge oder genau umgekehrt, gleichzeitig und wieder von vorne oder von hinten. Die scheinbar rohen, unzubereiteten, wie aus dem Fleisch gerissenen Eingeweide und Knochen eines Bildes machen hungrig auf mehr von ihm – zum Beispiel auf “Virus – Antivirus” oder “One and Four Chairs” – Arbeiten, in denen er ebenso mit digitalen Daten und Informationen spielt, sie verdichtet, entlarvt, entmethaphorisiert. Einige seiner Arbeiten sind zur Zeit übrigens auch in Venedig bei “FORwART” in den Magazzini del Sale zu sehen.Diego Perathoner“John Maynard Keynes vede la parabola dei ciechi di Breugel il Vecchio” von Diego Perathoner

Der zweite von den auch als de-Caio-Gebrüdern bekannten Grödnern in derselben Zelle war Diego Perathoner, Jahrgang 1981. Er hatte diverse neue Arbeiten, wie “Passeggiata II”, “Campo da gioco”, “Rilievo da parete” und “John Maynard Keynes vede la parabola dei ciechi di Breugel il Vecchio” gehängt. Der in München und St. Ulrich lebende Künstler spielt in seinen Miniaturarbeiten mit Perspektiven, Ansichten, Blickwinkeln: Riesige imponierende “Gegenstände” und kraftvolle, beeindruckende Situationen werden bei ihm ganz klein, jedoch ganz und gar nicht unscheinbar; wachsen ins Auge bis sie dein Gehirn in Beschlag nehmen und vergraulen. Hannes EggerGiornata del Contemporaneo” von Hannes Egger

Last, but not least war aus Lana Hannes Egger von der Werkbank Lana angereist. Im Gepäck hatte er seine Installation bzw. Performance “Giornata del Contemporaneo“. – Der Künstler hatte am 5. Oktober 2013, am italienweiten Tag der Zeitgenössischen Kunst, auf einem Feld in Südtirol Kartoffeln geerntet. Bei The Others in Turin verkochte er einen Teil dieser Knollen allabendlich in einer Performance zu Suppe und verteilte sie dem Publikum. 

Auf dem Foto oben die 3 Künstler Hannes Egger aus Lana, Diego Perathoner und Simon Perathoner aus St. Ulrich

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