Chiara Agreiter: „Ich und meine Sprachen“

Sie hat die italienische Schule besucht und in Italien studiert, träumt auf Deutsch, findet diese Sprache faszinierend, findet, dass die italienischen Sprache melodisch und poetisch klingt und der Südtiroler Dialekt bereitet ihr Spaß.

chiara agreiter

Sie heißt Chiara Agreiter, ist 26 Jahre jung und stammt aus Meran. Sie arbeitet als Presseverantwortliche und Project Manager beim International Mountain Summit in Brixen. Sich selbst würde sie als dynamisch, lustig und offen beschreiben – und noch vieles mehr, fügt sie hinzu. Aufgewachsen ist sie „gemischtsprachig” in einer „sprachlich-vielschichtigen Familie“ – der Vater ist Ladiner und kommt aus dem Gadertal, die Mutter stammt vom Nonsberg. Das heißt, Italienisch, Deutsch, Ladinisch vermischt und gut geschüttelt, meint Chiara; und weiter: Sprachbarrieren waren da nie ein Problem, in einem Satz hat doch alles Platz. Klingt spannend und wir wollten mehr über sie und ihre Geschichte wissen – auch aus Anlass der Sprachentage/Giornate Delle Lingue am 10. und 11. Mai 2013 im Palais Campofranco in Bozen. Mehr Infos gibt’s auch hier

Chiara, wie bist du aufgewachsen? Wer hat mit dir welche Sprache gesprochen? Welche Schule bist du gegangen? Wo hast du studiert? – Warum?

Die erste große Frage zur Sprachangehörigkeit stellte sich in meinem dritten Lebensjahr. Kindergarten oder Asilo? Ich habe dann den deutschsprachigen Kindergarten besucht und mich gut integriert. Viele Kameraden aus dieser Zeit zählen heute noch zu meinen Freunden oder Bekannten. 

Meine Mutter beherrschte die italienische Sprache immer schon besser, da es ja bei der Deutschen diese verflixten Artikel gibt, die einem das Leben schwer machen. Das wurde ausschlaggebend bei der zweiten Sprachentscheidung: scuola elementare oppure Grundschule? Als mein Vater sehr jung starb, war die Antwort klar.

Ho frequentato, dunque, le elementari in lingua italiana, così come tutte le scuole successive: le medie, il Liceo Pedagogico e L’Università a Verona, assolvendo nel 2011 il Bachelor in Lingue e Culture per il Turismo e il Commercio Internazionale. La scelta linguistica della mia formazione scolastica è strettamente legata al fatto che mia mamma si sentiva più sicura nell’italiano. La terza decisione è arrivata poi per lettera: “La preghiamo di dichiarare la Sua appartenenza linguistica”. E la quarta con la scelta dell’università.

In welcher Sprache träumst du?

Nonostante 16 anni di scuola e studio in lingua italiana, oggi sogno, penso e mi cimento in soliloqui perlopiù in tedesco, sono in possesso del patentino di bilinguismo A e mi sento libera. Ciò è dovuto a una moltitudine di fattori e situazioni che hanno determinato la mia vita. 

Was war, was die “sprachliche Erziehung” betrifft, gut in deiner Kindheit und Jugend? Was hättest du dir gewünscht?

Innanzitutto sono cresciuta e abito tuttora in un quartiere prettamente popolato da abitanti di madrelingua tedesca, questo ha influenzato la mia infanzia, le mie amicizie, il mio modo di vedere le cose e percepire il mondo. A scuola, soprattutto alle superiori, mi sentivo in parte differente dai miei compagni; non mi identificavo a pieno con la loro cultura e nemmeno con la loro impostazione nei confronti della lingua tedesca. Io adoravo il fatto di essere bilingue. Ciò mi rendeva fiera e particolare, poiché ero l’unica.   

Mi stupivo quando venivo chiamata “Walsche”, come anche quando rientravo nella categoria dei “tamocchi”. 

La vera liberazione è arrivata solamente dopo le scuole, quando ho iniziato a inserirmi in un ambiente più multilingue e multiculturale, uscendo dalle solite categorizzazioni: italiano o tedesco. Quando ho iniziato a lavorare e ho scoperto l’importanza della seconda lingua. Quando non dovevo più combattere perché gli italiani apprezzassero il tedesco e il fatto di avere la possibilità di impararlo, o perché i tedeschi non fossero ostinati nei confronti degli italiani per una storia accaduta molti anni fa e per la quale le attuali generazioni non portano colpa. 

Oggi mi interesso della cultura e delle tradizioni del Südtirol, porto rispetto per le vecchie generazioni che sono ancora legate ad antichi rancori, ignoro chi parla male dell’altro gruppo linguistico e mi diverto a scoprire chi si è liberato di alcuni limiti e vive senza una vera appartenenza culturale, riscoprendo e reinventando se stesso come più gli dona.

Was gefällt dir am Deutschen besonders gut? Was am Italienischen?

Deitsch und Walsch: Wenn ich die beiden Landessprachen vergleichen müsste, dann muss ich zugeben, dass mich die Schönheit der italienischen Sprache, die so melodisch und poetisch klingt, bezaubert. Kein Gefühl kann man so gut mitteilen, wie mit einer romanischen Sprache. Deutsch fasziniert mich aber auch. Die Komplexität der Sätze und der Deklinationen stellen mir immer neue Herausforderungen. Bei der deutschen Sprache hat man nie ausgelernt. Eine weitere Sprache, die mir sehr viel Spaß bereitet, ist unser Südtiroler Dialekt: Sou lustig redn kennen a lei mir, hou! : )

Denkst du, es hat sich in den letzten Jahren etwas geändert? Was kann in Zukunft noch in Bezug auf die sprachliche Bildung getan werden?

Ich finde in Südtirol hat sich einiges geändert. Es wird viel über die zwei Sprachgruppen und dessen Zusammenführung diskutiert. Es wurden in den letzten Jahren immer wieder neue Ideen präsentiert und Projekte konzipiert. Z. B. mehrsprachige Schulen und Universitäten, zweisprachige Theateraufführungen, internationale Veranstaltungen, Medien die sich an alle richten und multilingual auftreten (so auch franzmagazin). Ich finde diese Entwicklung ist eine Bereicherung für unseren Land und unsere Kultur und eine Chance zur Weiterbildung, die jeder einzelne selber aufgreifen sollte. Jeder, der dies positiv nutzen kann hat, in meinen Augen, schon etwas Schönes erreicht. Ich persönlich versuche immer jede Gelegenheit aufzugreifen, um jemandem das Positive an der Mischung von Sprachen, Kulturen und Ideen mitzuteilen. So spreche ich auch mit meiner Familie und meinen Freunden „gemischt“. Mit der Zeit wird dies zur Gewohnheit, sie achten gar nicht mehr darauf, beginnen selbst so zu sprechen und verbreiten auf dieser Art einen Teil von mir und meiner Einstellung. 

Vieles kann und muss noch getan werden. Wieso sollte man, zum Beispiel, nicht die vielen Entscheidungsmomente der Sprachangehörigkeit im Leben eines Südtirolers reduzieren? Ziel sollte es sein, die beiden Sprachgruppen besser zusammenzuführen und somit unnötige und historisch-bedingte Konflikte zu reduzieren. So lässt es sich sicher besser leben.

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