Dorothea Tommasi und David Leimstädtner über ihre interaktive Datenbank für elektronische Musik in Südtirol

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Sie ist Dorothea Tommasi aka Sonnambula, Brixnerin und Wahlberlinerin, selbstständige Tontechnikerin arbeitet sie für Live-Bands, DJ, Musikproduzentin und Sounddesignerin. Er ist David Leimstädtner, Meraner und Wahlberliner, Teil des Techno-Duos New Frames und Co-Founder des Musiklabels Sistema Records, Doktorand, Musiker und Multimedia-Künstler. Zwei, die – aus dem Bedürfnis nach Vernetzung – Klang, Kunst und Technologie koppeln und die Masterminds hinter collisioni.org bilden.

Warum hattet ihr das Bedürfnis, diese Website ins Netz zu stellen?
In Südtirol passiert sehr viel, oft aber in kleineren Szenen organisiert, ohne wirklich viel Interaktion zwischen den einzelnen Gruppierungen. Zudem gibt es eine große Zahl von Individuen mit oft hochspezialisierten Fähigkeiten, die nicht in Kollektiven tätig sind. Collisioni soll helfen, scheinbar unüberbrückbare Genregrenzen aufzuspalten und Musiker:innen zu verbinden, die ihre musikalische Praxis bisher alleine ausüben. Diese Systematisierung ist wichtig, um aufzuzeigen, dass elektronische Musik und die dahinterstehende Subkultur sehr vielfältig sind und ein enormes Potential für kulturelle Impulse und neue Perspektiven in der musikalischen Praxis haben.
Techno stellt für viele den ersten Berührungspunkt dar, aber mittlerweile gibt es eine enorme Spannbreite an verschiedenen Musikrichtungen. Auch kontemporäre Kunst ist immer häufiger in irgendeiner Form mit elektronischer Musik verbunden, wie in Südtirol, zum Beispiel, zuletzt im Techno Humanities Programm des Museion zu erkennen war. Wir hoffen, durch Collisioni, auch im Südtiroler Kulturbetrieb, mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erlangen und einer breiteren Öffentlichkeit aufzuzeigen, wie und wo es in Südtirol elektronisch brodelt, fiepst und summt.
Collisioni.org soll darüber hinaus eine Brücke schaffen zu all den Südtiroler:innen, die nicht mehr in Südtirol wohnen. Viele Kulturschaffende (uns inklusive) zieht es ins Ausland, wo vor allem in Großstädten eine größere Wertschätzung und bessere Infrastruktur für elektronische Musik geboten werden. In den letzten Jahren konnten wir jedoch ein enormes Wachstum an neuen Kollektiven, Festivals und Events beobachten. Wir möchten Musiker:innen im Ausland ansprechen und sie einladen, durch das Netzwerk neuen Anschluss zu finden.
Wer steckt hinter collisioni.org?
Dorothea Tommasi: Ich bin in Brixen aufgewachsen und wohne jetzt teils in Berlin und teils in Brixen. Ich arbeite als selbstständige Tontechnikerin in verschiedenen Bereichen für Live-Bands, im Tonstudio und fürs Theater. Nebenher mache ich selbst elektronische Musik und Sounddesign.
David Leimstädtner: gebürtiger Meraner. Wohnhaft und tätig in Berlin als Doktorand, Musiker und Multimedia-Künstler.

Seid ihr, David Leimstädtner und Dorothea Tommasi, selbst auch elektromusikalisch tätig? Was macht ihr?
David: Ich bin als Hälfte des Techno-Duos New Frames und Co-Founder des Musiklabels Sistema Records seit nunmehr zehn Jahren eng mit der Berliner Technoszene verstrickt. Aktuell arbeite ich viel an experimentellen Sequencing-Konzepten, die neue Ausdrucksmöglichkeiten für elektronische Musik eröffnen sollen.
Dorothea: Unter meinem Alias Sonnambula spiele ich live mit modularen Synthesizern oder trete als DJ auf. Ich hoffe bald meine erste EP herausbringen zu können.
Was, wenn ich mich als Akteur:in oder Kollektiv auf der Website nicht finde?
Man kann sich in wenigen Schritten selbst in die Collisioni-Datenbank eintragen. Wir passen unsere Kategorien immer wieder an und fügen im Laufe der Zeit neue Optionen hinzu. Wenn jemandem etwas fehlt oder er:sie sich keiner Kategorie zugehörig fühlt: schreibt uns gerne. Collisioni soll mit den Bedürfnissen der elektronischen Musiker:innen in Südtirol wachsen und funktioniert nur, wenn alle mitmachen!
Warum habt ihr den Begriff „collisioni“ für die Plattform gewählt?
In Südtirol gibt es viele Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft teilen und daher in Verbindung stehen, ohne es oft zu bemerken. Wir wollen diese Verbindungen sichtbar machen und wünschen uns mehr collisioni, also Berührungen zwischen Menschen in Bewegung.