Hauptsache, es fängt bloß nicht wieder mit „PopoPoPoetry Slam“ an … wie wär’s stattdessen mal mit „Stille war gestern, jetzt wird’s laut, Poesie, die euch erbaut!“ oder „Reim auf Reim, Wort auf Wort, jetzt stürmt der Slam den Ort!“ ...? Oder etwas länger und beeindruckender: „Wenn der Reim explodiert, das Hirn wild applaudiert, wenn Poesie Menschen inspiriert und Sinne verführt, wenn Sätze einander hinterherhetzen und Worte die Bühne in Flammen setzen, ist es wieder soweit und wir sind alle bereit: Es ist Ö-Slam-Zeit!“
Okokok, ich denk ja eigentlich, ehrlich geschrieben, dass die Megamoderation – Mieze Medusa & Yasmin Hafedh, Tereza Hossa & Janea Hansen, Markus Köhle & Leo Dravoj, An Spritzer, bitte! (Tamara Stocker & David Samhaber), Die Bacher & Anna Schober, Katrin ohne h & Martin Fritz – DIE Sache fix im Griff haben … werden … wollen, wenn von 16. bis 18. Oktober 2025 in Innsbruck die Österreichischen Poetry-Slam-Meister*innenschaften gestemmt und geslammt werden. Sage und schreibe über 50 Poet:innen kämpfen in 6 Veranstaltungen um die extremst begehrten 3 Titel. Mit dabei sind mit Kathi Bacher, Alex Maier, Lenny und Thalia K. auch vier aus Tirol sowie mit Der Geist des Frühlings der Landesmeister Tirol und mit Nathan der Nice der Landesmeister Südtirol.
Ausgetragen wird die Veranstaltung der superlativen Wortklauber:innen vom Verein Poetry Slam Tirol, in der Praxis hatten also Martin Fritz, Die Bacher, Leo Dravoj, Tamara Stocker, Katrin ohne h und Anna Schober in letzter Zeit schlaflose Nächte und feuchte Hände ... Wir wollten es dennoch genauer wissen und haben Obmann/Obfrau Martin um ein paar Statements gebeten:
About the authorKunigunde WeisseneggerGeboren an einem hitzigen Heunachmittag, ewiges Bergkind und immer Waldmensch. Außerdem und hauptsächlich liebe ich Sprachen und Sprache. [...] More Warum hat es sich immer noch nicht ausgeslammt und der Ö-Slam findet zum 18. Mal statt?
Das Format Poetry Slam ist ja in zweifacher Hinsicht radikal offen: Erstens kann bei einem regulären Poetry Slam wie z. B. bei uns monatlich in der Bäckerei jede*r einfach mitmachen ohne weitere Zugangshürden und zweitens entscheidet immer eine zufällige ausgewählte Publikumsjury über den Ausgang des Abends. Das bringt es mit sich, dass immer neue Leute mit neuen spannenden Themen und Formen dazu stoßen und es lebendig und frisch halten. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass das auch noch lange nicht der letzte Ö-Slam gewesen sein wird.
Drei Tage, 16.–18. Oktober, das wird hart. Worauf sollen wir uns konzentrieren?
Ich habe zwei gar nicht so geheime Geheimtipps: Beim Nachwuchs-Bewerb (U20) am Samstag im Großen Haus des Tiroler Landestheaters glauben viele mit der Szene, dass das Niveau der Jungen nicht mit dem normalen Einzelbewerb mithalten kann. Nichts könnte falscher sein! Die bringen erfahrungsgemäß die mutigeren Zugänge und Themen, hier gibt es die Zukunft von Slam schon heute zu sehen! Und dann natürlich noch der Team-Bewerb im Metropol am Freitag: Das kennen sicher auch viele eher casual Slam-Fans nicht, weil es so selten vorkommt, aber wenn mehrere Leute gemeinsam einen Text schreiben und performen steigen die Möglichkeiten, was auf einer Bühne alles machbar ist, einfach expontential an. Das ist immer ein ganz besonderes Highlight!
Du bist seit etlichen Jahren in verschiedenen Rollen bei Slams mit dabei: Wie haben sich über die Jahre die Themen verändert?
Das finde ich schwierig auf einen Punkt zu bringen, weil Poetry Slam immer die ganze denkbare Vielfalt der Themen und eben auch der Art, wie sie bearbeitet werden, enthält. Was über die Jahre aber gleich geblieben ist, dass das Publikum sehr gut darin ist, zu erkennen, wer wirklich Texte bringt, die der Person selbst ein Anliegen sind, und wer nur auf in der Vergangenheit erfolgreiche Muster schaut und versucht, die zu kopieren. So was geht selten gut und wird eben schnell durchschaut. Das Publikum ist beim Slam daran interessiert, was jemand selber zu sagen hat, nicht was die Person denkt, dass gut ankommt. Gerade in Innsbruck ist das Publikum diesbezüglich sehr auf zack!
Slammen du und Obmann-/Obfraustellvertreter Markus Köhle eigentlich noch aktiv oder belegt ihr hauptsächlich eure Rollen – und worin bestehen dieselben?
Es ist mit wenigen berechtigten Ausnahmen ein ziemlich wichtiges Prinzip in der Slam-Szene, dass die Leute, die in der Organisation aktiv sind, auch selber aktiv mitslammen. Und sowohl Markus als auch ich treten nachwievor noch regelmäßig bei offenen Slams an (wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so oft wie früher, um auch mal anderen den Vortritt und das Bühnenlicht zu lassen). Und der Organisation ist inzwischen sowieso auch viel breiter und auch jünger aufgestellt mit dem VereiN SPoT und dem Organisations-Team des Ö-Slam, das auch Katrin ohne h, Die Bacher, Anna Schober und Tamara Stocker besteht. Unsere (übrigens ehrenamtliche) Arbeit umfasst halt wirklich alles, was anfällt, vom ersten Konzept schreiben über 37 Millionen Emails und Telefonate bis hin zum Stühle zusammenstellen und den Müll rausbringen nach dem Event.Worüber sollte unbedingt noch geslammt werden?
Ich lass mich da, ehrlich gesagt, lieber von den jungen Slammer*innen überraschen, die oft genug mit Texten daherkommen, von denen ich selber gar nicht gewusst habe, dass es die geben muss, aber die das sofort beim ersten Zuhören 100 % klar machen.
Die blöde Frage zum Schluss: Und? Ist KI erlaubt?
Also ganz ehrlich: Wer glaubt, dass das derzeitige Niveau der Ergebnisse von LLMs (Large Language Models –Anm. d. Red.) besser wäre als die eigenen Texte, hat auf einer Slam-Bühne sowieso nichts verloren. Wie das weitergeht, ist natürlich jetzt nicht absehbar, aber da eben das Publikum an Menschen und ihren Gedanken und Gefühlen interessiert ist, mache ich mir diesbezüglich für Slam keine allzu großen Sorgen. Und Hilfsmittel wie Reimlexika etc. hat es immer schon gegeben.