Contemporary Culture in the Alps
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Wenn das Ende der Anfang einer neuen Geschichte ist

UpCon 2025 – Brixen recycles the future

26.09.2025
Ludwig Mehler

Workshops mit dem Upcycling Studio MaMa der unibz, UpCon 2024, © Filippo Ciriani

Mülltrennung ist Pflicht, Second-Hand ist Trend, und „Nachhaltigkeit“ steht längst auf jedem Flyer zwischen Aperitivo und Yoga-Retreat. Aber was passiert, wenn man das alles nicht nur predigt, sondern tatsächlich ernst meint – kreativ, radikal, gemeinschaftlich? Willkommen bei der UpCon 2025.

Am 4. Oktober 2025 wird Brixen von 10:00–22:00 wieder einmal zum Scharnier zwischen Vision und Wirklichkeit – bei freiem Eintritt. Die Upcycling Convention zieht für einen Tag in die Räume von REX – Material und Dinge ein und verwandelt sie in eine Art Ideenlabor mit Festivalcharakter. Hier treffen internationale Speaker:innen auf lokale Aktivist:innen, Designer:innen auf Studierende, und all jene, die wissen (oder lernen wollen), dass das Ende des Lebenszyklus eines Produkts nur der Anfang einer neuen Geschichte ist.

Auch die kulinarische Nachmittagsbegleitung macht die UpCon zu einem Festival zum Verweilen und Probieren – für Groß und Klein, © UpCon 2022/Martin Welker
About the authorLudwig MehlerIch lebe seit vier Jahren in Bozen und studiere Kommunikations- und Kulturwissenschaften. Mich begeistert alles, was aus ehrlicher [...] More
Seit 2022 hat sich die UpCon als Knotenpunkt der Südtiroler Nachhaltigkeitsszene zu einer fixen Größe entwickelt. Entstanden ist die Initiative aus einer Allianz zwischen REX – Material und Dinge, der OEW – Organisation für Eine solidarische Welt, und der Fakultät für Design und Künste der unibz. Hinter der diesjährigen Ausgabe stehen Julia Vontavon (Leiterin von REX), Aart von Bezooijen (Professor an der unibz) und die Eco-Social-Consultant Jess Delves – ein kuratiertes Dreigestirn, das globale Diskurse mit lokalen Alltagspraktiken kurzschließt. 
„In diesem Jahr freuen wir uns ganz besonders über die internationalen Referent:innen, die inpirierende Projekte vorstellen, um Materilien im Kreislauf zu behalten, die sonst auf der Deponie gelandet wären“, erklärt Julia Vontavon. Ihre Botschaft: UpCon ist mehr als ein Event, es ist ein konkreter Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft.
Auch die Universität ist mit an Bord. „Upcycling und lokale Wiederverwertung stehen für wesentliche ökologische und soziale Werte, die wir an der Fakultät für Design und Künste vertreten“, sagt Aart von Bezooijen. Für ihn ist die Beteiligung von Studierenden und Absolvent:innen ein Signal, dass Ressourcenschonung, Kreativität und kollektives Gestalten keine Gegensätze sind.
Die UpCon-2025-Organisator*innen Julia, Jess und Aart Anfang dieses Jahres auf Tour mit Trash Galore aus Deutschland. V.l.: Lukas Binner (Trash Galore), Jess Delves (Eco-Social Consultancy), Julia Vontavon (REX – Material und Dinge), Aart van Bezooijen (Freie Universität Bozen).

Das Programm verspricht Inputs, Praxis und Austausch auf Augenhöhe. Highlight sind drei internationale Keynotes:
Andrea de Chirico (Designstudio SUPERLOCAL, Rom), der zeigt, wie man mit lokalen Produzent:innen und wiederverwendeten Materialien neue Designprozesse anstößt.
Simone Kellerhof von Material Mafia (Social Enterprise aus Berlin), die Reststoffe aus der Industrie in kreative Rohstoffe verwandelt.
Michael Wick von Roto Re-Use (Re-Use Baumarkt in Winterthur, CH), der vom Rückbau bis zum innovativen Bauteil-Store neue Modelle für eine effektive Kreislaufwirtschaft vorstellt.

Speaker Andrea de Chirico, © Marie Herve

Neben Talks, Panels und Workshops – wo geschraubt, genäht und neu kombiniert wird – gibt es auch einen Second-Hand-Markt, der längst nicht nur auf nostalgischer Mode besteht, sondern neue Wertschöpfungsketten sichtbar macht. Ab Nachmittag sorgt Live-Musik für Festivalstimmung: Chissà (World Music Duo), James Bach (Music From the Universe), SYNTH (Live Synthesizer Electronics) und ein DJ-Set vom Virus Club aus Barbian runden den Tag ab.

Von World Music bis Synth-Sounds: Schon 2022 und 2023 sorgten Live-Acts für Festivalstimmung bei der UpCon – auch heuer wird wieder getanzt, gelauscht und gefeiert; (1) © Martin Welker, (2) © Florian Dariz

Denn „Upcycling“ ist hier kein Lifestyle-Schlagwort, sondern ein politisches Statement: Wer Dinge repariert, teilt, neu erfindet, stellt auch Machtverhältnisse infrage – vom globalen Rohstoffhandel bis zur lokalen Wegwerfmentalität. UpCon zeigt, dass Kreisläufe nicht nur Materialien, sondern auch Ideen betreffen: Was einmal wertlos schien, kann zum Motor für etwas Neues werden.
So wird Brixen für einen Tag zum Epizentrum einer Bewegung, die den Konsum nicht moralisch verbietet, sondern spielerisch transformiert, keine graue Theorie, sondern bunte Praxis. Und die Erkenntnis: Zukunftsfähigkeit entsteht nicht durch das nächste Greenwashing-Label, sondern durch Gemeinschaft, Kreativität und den Mut, Dinge neu zusammenzusetzen. Also, show up and cycle up!

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Tags

nachhaltigkeit, unibz, upcycling, Upcycling Convention, OEW, REX, OEW Organisation fuer Eine Solidarische Welt
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