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September 11, 2024
5 Jahre Slow Fashion Blog @ franzmagazine
Susanne Barta
Die Zeit ist wie im Fluge vergangen und doch scheint es im Rückblick wie eine kleine Ewigkeit. Da ich Etappen (-ziele) gerne markiere, gab es zum 5. Geburtstag Anfang September einen Aperitif mit Charity Secondhand Market. Eingeladen war die Slow Fashion Community, die Erlöse gehen an The Or Foundation, deren Arbeit ich sehr schätze. Schaut unbedingt hinein in den Link, hier eine kurze Selbstbeschreibung der Foundation: „Since 2011 The Or Foundation has worked at the intersection of education, environmental justice and fashion innovation to identify and manifest alternatives to the dominant model of fashion, alternatives that bring forth ecological prosperity as opposed to destruction to allow citizens to form relationships beyond their role as consumers. Today this work is centered primarily in Accra, Ghana, where we operate in solidarity with the world’s largest secondhand clothing market to catalyze a justice-led circular textiles economy.” Wie hier immer wieder ausgeführt, ist Secondhand ein wichtiger Aspekt einer kreislauffähigen Modeindustrie. Aber leider nicht unproblematisch. Nicht nur produzieren, konsumieren und werfen wir viel zu viel weg, der überwiegende Teil unserer abgelegten Kleidungsstücke landet in Ländern des Globalen Südens und richtet dort viele Schäden an – ökologisch, wirtschaftlich und sozial. Kleidung möglichst lokal weiterzugeben ist neben Konsum mit Augenmaß und guter Pflege ebenso wichtig, wie Secondhand nicht mit privater Müllentsorgung zu verwechseln. Wenn nichts mehr geht, gibt es immer noch den Recyclinghof.Was mich in diesen Jahren angetrieben hat und weiter antreibt, darüber denke ich immer wieder nach. Es ist wohl die Mischung aus politischen, sozialen, ökologischen und kreativ-ästhetischen Themen. Ob Mode nicht oberflächlich sei, werde ich manchmal gefragt. Ja und nein. Wenn es nur um Trends und schnellen Konsum geht, ist Mode seicht. Mit dem, was wir tragen, zeigen wir, wer wir sind, welche Werte uns wichtig sind. Mode ist viel mehr, als sich gedankenlos was Neues überzuwerfen. Man muss nur ein wenig an der Fassade kratzen und hinter die Kulissen schauen, um zu verstehen wie diese Industrie arbeitet. Eine aktuelle Notiz am Rande: Die Emissionen des Ultra-Fast Fashion Giganten Shein haben sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht und sind erstmals größer als die aller anderen Fast Fashion Produzenten. Wir sprechen hier von 16,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent. Fast der gesamte CO2-Fußabdruck des Modegiganten wird durch Herstellung, Versand und Rücksendungen verursacht (Quelle Sarah Kent, Business of Fashion, 30.8.2024).Mode ist ein Thema, das uns alle angeht. Im Guten wie im Schlechten. Dass die Industrie ausbeutend und ungerecht ist, das haben viele in der Zwischenzeit verstanden. Jetzt geht es vor allem darum, an Lösungen zu arbeiten. International und lokal. Darum geht es auch bei meiner Slow-Fashion-Arbeit: Innovative Projekte zu zeigen, Brands, die es schon besser machen, und spannende Persönlichkeiten vorstellen, lokalen Initiativen und Labels Sichtbarkeit geben, über aktuelle Themen informieren bzw. sie auf meine Art und Weise zu interpretieren. Und dabei auch Mut machen, persönlichen Stil zu entwickeln und auszudrücken. Kreatives Styling statt trendgesteuert ständig neues kaufen. Ich lese jeden Tag etliche Artikel, recherchiere, spreche mit vielen Leute und scrolle mich durch jede Menge Plattformen und Social Contents. Es macht immer noch Freude und interessiert mich.Wie ich vor einiger Zeit geschrieben habe, geht es mir neben informieren und inspirieren, vor allem darum, eine Slow Fashion Community aufzubauen. Die sich gegenseitig unterstützt, weiterbringt und sich gemeinsam für eine bessere Modeindustrie einsetzt. Wir haben viele tolle Kleidungsstücke für den Charity Secondhand Market bekommen, herzlichen Dank an Petra Weger/Best Secondhand Riffian, Leidlieb Pfattner/Easy Shop Tscherms, Karin Klammsteiner/Kleopatra, Eva van Gelder/Pezzi di Perla, Annika de Haen, Birgit Mayr und Elisabeth Graf. 1.300 Euro sind zusammengekommen, danke an alle, die eingekauft und gespendet haben. Das Geld ist bereits bei The Or. Ein großer Dank geht an die franz-Ladies Kunigunde Weissenegger (auch sie hat coole Stücke gebracht) und Anna Quinz, an die Unterstützer*innen dieses Blogs – Oscalito, Kauri Store und Kristin Vavtar – und an meinen Mann Urban. Er fotografiert, begleitet mich und baut mich auf, wenn ich mal bedrückt bin und mir die Frage stelle, warum ich das alles mache, wofür, für wen und überhaupt der ganze Aufwand.
Es geht weiter. Und ich hoffe, dass viele dazukommen.Fotos © Andreas Heiler
>> Supported by Kauri Store (M), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin <<
Wenn ihr diesen Blog auch unterstützen möchtet, gibt‘s hier alle Infos.
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