still shooting – Markus Pritzi und die Modefotografie heute

Vor über zehn Jahren veröffentliche franz ein Interview mit dem aus dem Vinschgau stammenden und mittlerweile weltbekannten Modefotografen Markus Pritzi. In der Zwischenzeit hat er wahrscheinlich drei Mal den gesamten Globus bereist und auch bei franz hat sich viel getan. Umso schöner ist es seine aktuellen Zeilen zu lesen und zu merken, wie angenehm und bodenständig er nach wie vor geblieben ist und wie er eine Passion seit so langer Zeit verfolgt, ohne sich über Veränderungen aufzuregen oder zu sorgen, sondern sie einfach, wie das wahre Leben eben, anzunehmen und mit dem Flow zu fließen. The more things change the more they stay the same.
Ein kleiner Einblick in (Pritzis) Modefotografie in Worten und Bildern.
Seit dem letzten Interview ist einige Zeit vergangen und du gehörst mittlerweile zu den big names im Business der Modefotografie. Ist die Freude an der Arbeit dieselbe wie vor zehn Jahren?
Die Freude an der Photographie bzw. an meiner Arbeit ist nach wie vor ungebrochen, vielleicht oder wahrscheinlich sogar gezielter in eine Richtung gehend als noch vor zehn Jahren.
Welche Entwicklungen, gute und schlechte, siehst du in der Branche?
Somit gibt es sehr viel mehr Photograph*innen, Stylist*innen und und und … Es ist wie mit allem, es hat Vor- und Nachteile; letztlich verändert sich nun mal alles laufend und das ist auch gut so, das macht es spannend und es entsteht Neues. Wenngleich der Großteil immer noch von den „alten“ Meistern kopiert und wiederum andere kopieren die Kopie der Kopie, aber wahrscheinlich oder vielleicht war das auch immer schon so …
Auch die Medienlandschaft bzw. die Modemagazine sind heute ganz anders, viele von den früheren Platzhirschen gibt es nicht mehr oder stark verkleinert. Das liegt daran, dass das Geld nicht wie einst in Form von Anzeigen in dem Maß in die Hefte fließt, sondern an Influencer. Also sind auch die Budgets für Editorial Content geschrumpft, wobei gute Independent-Hefte auch früher kaum Budget hatten, trotzdem sind sie das beste Schaufenster für die Arbeit eines Modephotographen.
Und zuletzt kaufen wir anders ein: eine andere Mischung aus fast Fashion und Luxus Accessoires, das wird gefühlt auch mehr – zumindest kannte ich früher weniger Teenager, die auf einen Balenciaga Sneaker gespart hätten, oder generell auf Accessoires der großen Häuser, um auch ein kleines Stück Statussymbol und Luxus mit sich herumzutragen.
Genauso gibt es heute sehr viel mehr Celebrities als Modelle, die Covers zieren und als Testimonials dienen; natürlich auch immer noch viele und herausragende Models, aber eben sehr viel öfter Celebrities – ehemalige Musikstars werden über Nacht zu Designer*innen und so weiter … Es geht um Marketing und den Umsatz, vieles – da spreche ich jetzt mit Halbwissen – ist auch für Stylist*innen nicht mehr so einfach, da die Marken diktieren, ob ein Look mit einer anderen Marke gemischt werden kann oder darf etc. Kurzum: Es ist und bleibt spannend und es ist ein tolles Umfeld, das mir viel Freude macht.
Wie holt Mann sich dauernd neue Inspiration?
Ausstellungen, Museen und die Menschen auf der Straße, in der U-Bahn – am besten sind die Inspirationen aus dem echten Leben … auch aus alten Büchern natürlich – aus der Erinnerung … Es ist gar nicht so leicht, es gab irgendwie alles schon mal.
Könntest du dir je vorstellen mit einem anderen Medium als Fotografie zu arbeiten?
Ja doch, das könnte ich mir vorstellen. Aber ich möchte gerne weiterhin fotografieren. Ich bin mir sicher, dass diese Freude nie erlischt, dafür hält sie schon zu lange an. Jedoch gibt es Vieles, das mir nebenbei Freude macht: Interieur, Möbel, Holzhandwerk usw.

Dein Lieblingsshooting aller Zeiten?
Es ist schwierig, eines auszuwählen, dafür gab es zu viele schöne und lustige. Aber eines der lustigsten war ein Shoot in Shanghai für GQ. Ich glaube, ich habe noch nie so viel am Stück gelacht, und es war alles so schräg. Ich war zum ersten Mal in Shanghai und wir kamen einfach nicht mehr heraus aus Freude, Spaß und Lachen, auch mit den Einheimischen, die uns unterstützt haben. Wir konnten sie irgendwann überzeugen, uns ein wenig Landessprache beizubringen, den Rest kann man sich denken. – Ich denke sehr gerne daran zurück.

Alle Fotos © Markus Pritzi