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August 24, 2024
It’s all about literature: Summer School Südtirol + Literaturtage Lana + Vinschger Literaturtage im Überblick
Verena Spechtenhauser
Die kommenden Wochen werden spannend und intensiv und ich freue mich sehr, dass Südtirol gleich drei so wertvolle, aber auch unterschiedliche Literaturveranstaltungen zu bieten hat. Die Rede ist natürlich von der Summer School Südtirol, von Literaturtage Lana sowie den Vinschger Literaturtagen. Drei Schauplätze der Literatur, des kreativen Denkens und Handelns und auch des politischen und sozialen Austauschs. Und seit vielen Jahren Höhepunkte im Jahreskalender vieler literaturaffiner Menschen in Südtirol und darüber hinaus. Ein kurzer Überblick darüber, was euch bei den Veranstaltungen in Feldthurns, Lana und Laas Interessantes erwartet.
Geschlechter werden & wieder loswerden – Quale genere? Generi in cammino: Bei der 10. Ausgabe der Summer School Südtirol, die von Sonntag 25. bis Freitag 30. August 2024 auf Schloss Velthurns stattfindet, bleibt das Team rund um die Summer-School-Gründerin, Schriftstellerin und Theaterautorin Maxi Obexer seinen Prinzipien treu und bringt auch im Jubiläumsjahr wichtige Themen der Gegenwart nach Südtirol und in die Öffentlichkeit, über die eindeutig Redebedarf herrschen. Dieses Mal drehen sich die Gedanken während der Vorträge, Lesungen, Konzerte, Performances und Werkstätten um die Geschlechterfrage, um Identitäten und Queerness in all seinen Formen. Warum ist die Auflösung des traditionellen Frauen- und Männerbildes für viele eine lang erkämpfte Befreiung, für manche Selbstverständlichkeit und für andere der Untergang des Abendlandes? Wieso ist es für einige Menschen wichtig zu wissen, was ein Mann, eine Frau, was ein Junge und was ein Mädchen ist? Und wie fühlt es sich an, aus einer Generation zu kommen, für die die Abgrenzung zum anderen Geschlecht durchsichtig geworden und der Zuschnitt in Männlich oder Weiblich unnötig, weil fadenscheinig? In gewohnter Manier nähert sich die Summer School Südtirol dem äußerst komplexen Thema nicht von oben herab, sondern von allen Seiten und durchleuchtet es an insgesamt sechs Abenden auf das Gründlichste, indem Erfahrungsberichte und das Wissen von Expert*innen aus verschiedenen Bereichen zusammengeführt werden. Besonders gespannt bin ich persönlich auf den Vortrag von Nivedita Prasad, Professorin für genderspezifische Soziale Arbeit an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin, zum Thema „Die Idee des Intersektionalen“, die Performance „Erik.A“ der Autorin und Dramaturgin Theresa Seraphin über die Geschwister Erika und Klaus Mann sowie die Lesung aus dem Text „Meine nackte Existenz“ von Alexx.Fassberg über die Tradition der Burnesha im ländlichen Albanien oder auch der Vortrag der Umweltjournalistin Ismeni Walter über „Queere Tiere“ – um nur einige zu nennen. Ein Blick auf das genaue Programm mit allen Teilnehmer*innen lohnt sich! Ihr findet es hier.
Vier Tage später, von Donnerstag 29. bis Samstag 31. August 2024, eröffnet die Pionierin der Südtiroler Literaturveranstaltungen die Tore des historischen Schallerhofes in Lana. Die 39. Ausgabe der Literaturtage Lana, ins Leben gerufen vom Verein der Bücherwürmer und kuratiert von Christine Vescoli, befasst sich mit der nicht minder brisanten, sozialen Frage von Arm und Reich und der damit zusammenhängenden Thematik der Gerechtigkeit und Gleichheit in den westlichen Gesellschaften. Die zunehmende Kluft zwischen extremen Reichtum und extremer Armut und die damit einhergehende Frage nach dem Klassenbegriff hat längst auch ihren Niederschlag in der Literatur gefunden. An insgesamt drei Tagen gehen Gäste aus Literatur und Wissenschaft (darunter so prominente Namen wie Marlene Streeruwitz, Ingo Schulze oder Klaus Dörre) zusammen mit der anwesenden Öffentlichkeit der Frage nach „Was kann literarische Abrechnung mit der ungerechten Wirklichkeit sein?“ und „Was und wie schreiben und denken gegenwärtige Schriftstellerinnen und Wissenschaftler dazu?“ Passenderweise betitelt Marlene Streeruwitz ihre Eröffnungsrede mit den Worten „Fragen ist immer erlaubt“. Ich bin ehrlich, ich vermisse die Sichtweise der jüngeren und jungen literarischen Generation auf die Thematik. Das Programm – siehe hier – liest sich weniger bunt und deutlich konservativer als jenes der Summer School Südtirol. Eine Bereicherung ist es auf alle Fälle.
Weniger politisch, jedoch nicht weniger literarisch geht es ab dem 1. September und bis zum 8. Oktober 2024 an fünf Tagen im oberen Vinschgau zu. Alternierend zur Ausgabe des alle zwei Jahre stattfindenden Franz-Tumler-Literaturpreises finden die Vinschger Literaturtage in Laas und Umgebung statt. Unter anderem mit dabei ist die Franz-Tumler-Literaturpreisträgerin 2023 Tine Melzer, die bei der Eröffnungsmatinee aus ihren Büchern „Alpha Bravo Charlie“ und „Do Re Mi Fa So La“ (beide erschienen im Jung und Jung Verlag) liest sowie die Südtiroler Lyrikerin Greta Maria Pichler, die vom Schreiben und dem Literaturbetrieb erzählt. Das komplette Programm findet ihr hier.
Foto: Summer School Suedtirol (c) Joerg Oschmann
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