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May 11, 2024

alles live

F. Landra

*m(m)r 21

„… und sie spielen, wie die Rolle es verlangt …“
[...]
„… sie stehn oben und die unten schaun sie an …“
[...]
„… wie ein brennendes Fieber, wie ein Stück Glückseligkeit …“
[...]

aus aktuellem Anlass und auf den Punkt gebracht: 1980 ging die Bundesrepublik Deutschland mit „Theater“ in den Eurovision Song Contest, Katja Ebstein sang sich mit obigen Zeilen in Den Haag inbrünstig auf Platz 2.

tatsächlich ist, wenn sich der Vorhang öffnet oder die Scheinwerfer angehen oder die Bühne zu Leben erwacht, die Stimmung im Saal meistens im oberen Emotionsbereich … sonst geht mensch wahrscheinlich eher nicht ins Theater … wie weit zieht mich das Stück in sich rein? lass ich mich mitreißen? geht’s mir zu weit? wird’s rhythmisch, brechend, zeitgemäß? 

sollen wir? wollen wir? Maske annehmen, Maskierung akzeptieren, etwas zurückgeben, wenn sie alles geben, auch Applaus.

it’s showtime! Auch für Rudolf Frey, seit der Spielzeit 2023/2024 Intendant der Vereinigten Bühnen Bozen. für *mein musik rubrik hat er die Proben unterbrochen und auf ein paar Fragen geantwortet …

welche Stimmung herrscht bei dir im Intendantenstübchen?

Die ganze Bandbreite zwischen freundlicher Einladung zum Gespräch bei offener Tür, konzentriertem Abarbeiten der Aufgaben und großer Not bei der Problemlösung.

woran arbeitest du gerade? zufrieden oder hapert’s noch?

Aktuell stellen wir gerade das Programm für die kommende Spielzeit 2024/25 zusammen, das wir Ende Mai der Öffentlichkeit präsentieren werden: Es geht um die Fragen des menschlichen Zusammenlebens. Ich und mein Team freuen uns über die vielen schönen Reaktionen zu unseren Arbeiten der ersten Saison und die neuen Menschen, die wir damit erreichen konnten – ein frischer Wind ist im Stadttheater zu spüren! Hapern? Ja, natürlich, weil besser geht immer! (Ich bin gespannt, wie es weitergeht.)

ich schreib ja für franzmagazine, deren Motto – Achtung Hashtag – #morethanapplesandcows ist. was ist bei dir und euch so more than apples and cows? 

#theaterfüralle

welchen Song hast du letztens gehört? was fasziniert dich daran?

 „I Give You the Morning” von Kite. Der Song war prägnant in meiner Inszenierung „Die treibende Kraft“ zu hören und wenn ich ihn jetzt höre, werde ich sofort zu den vielen besonderen Momenten zurückversetzt. Ich bin schon traurig, dass die Produktion schon wieder zu Ende ist.

wenn du eine Band hättest, wie würdet ihr heißen? warum? 

Stabile Seitenlage. (geklaut) 

ist es schwierig, sich heutzutage auf Bühnen zu behaupten? was ist deine Strategie? 

Es ist eine Herausforderung, in der breiten Kulturlandschaft in Südtirol sichtbar zu sein. Ich möchte die Vereinigten Bühnen Bozen in ihrer Rolle als vielseitiger Bezugspunkt für zeitgenössisches Theater weiter stärken. Wir haben hier in den mehr als 30 Jahren unseres Bestehens eine wirklich coole, flexible Struktur mit einzigartigem Knowhow etabliert, die die Eigenproduktion von Inszenierungen auf höchstem künstlerischem Niveau ermöglicht – das möchte ich den Menschen nahbar vermitteln. Besonders dem jüngeren Publikum von morgen! 

welchen Song widmest du uns denn? – gerne auch ein paar Zeilen … 

Dann widme ich euch gerne „This Must be the Place” von den Talking Heads:
„Home is where I want to be
Pick me up and turn me round
I feel numb, born with a weak heart
I guess I must be having fun“ 

jetzt haben wir null über dein Engagement bei den Vereinigten Bühnen Bozen gesprochen. es ist Halbzeit, was geschah bisher? … vielleicht ein Resümee

Für ein Resümee ist es sicherlich zu früh, ich habe den Auftrag glücklicherweise für ein paar Jahre erhalten. Jedenfalls blicke ich auf eine profunde Vorbereitung und Übergabe seit meiner Bestellung zum Intendanten 2021 zurück und seit meinem Beginn letzten Herbst ist die Zeit wie im Flug vergangen, ich kann es gar nicht glauben. Ich bin dankbar für die vielen inspirierenden Arbeiten und die offenen Herzen der Künstler*innen, die wir eingeladen haben, mit uns an meiner ersten Spielzeit zu arbeiten.

gab es auch was zu lachen? 

Jeden Tag mit meinem Team, sonst geht es nicht! 

was kommt noch? … der Auftrag geht ja, wie gesagt, über einige Jahre …

Viel Zeitgenossenschaft, mehr Musik-Kollaboration trifft Theater, Broadway, immer wieder Projekte streifen Südtiroler Themen und Zeitgeschichte – der Bogen ist gespannt, dazwischen lassen wir uns überraschen … 

was ist gerade hinter den Kulissen los? 

Zurzeit probt unsere große Musiktheaterproduktion „Die lustige Witwe“ auf Hochtouren, über 30 internationale und regionale Künstler*innen treten den Beweis der Zeitgenossenschaft des Genres Operette an – ich bin davon überzeugt! 

„Komm ins Theater“ rollt über eure Website und ist auch euer Motto, aber warum? was soll Theater? was kann Theater? was muss Theater?

Theater kann die sinnliche Übersetzung unserer Gegenwart sein, ein kollektiver Denkraum auf der Bühne und im Zuschauer*innenraum. Ich glaube an die zwingende, unbändige Kraft des Live-Erlebnisses.

Phantasie oder Garantie?

Phantasie. 

Mut oder Wut?

Vertrauen. 

solo oder kollektiv?

Theater kann allein nicht existieren.

Lederjacke oder Jogginghose?

Lederjacke mit Jogginghose.

Trauerspiel oder Komödie?

Ich suche stets die Komödie in der Tragödie – und umgekehrt! 

Shakespeare oder Jelinek?

Shakespeare wahrscheinlich.

Pop oder Klassik?

Alles live!

blau oder weiß?

Blau mit weißen Streifen. 

Frühling oder Sommer?

Hoffentlich kommt er bald.

Foto: Rudolf Frey, Vereinigte Bühnen Bozen (c) Marco Sommer

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