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May 9, 2024
New era alert – SKB ARTES oder der Ort der unbegrenzten Möglichkeiten
Elisa Barison
Am 5. April 2024 wurde in der Weggensteinstraße in Bozen feierlich eine neue Ära eingeleitet. Der Begriff meint ein „in bestimmter Weise durch eine Person oder Sache geprägtes Zeitalter, gekennzeichnete Epoche; unter einem bestimmten Aspekt gesehener Zeitabschnitt“ und passt daher blendend zum stattgefundenen Ereignis. Von einer Ära lässt sich außerdem auch aufgrund der Reichweite des Ereignisses sprechen.
Sie wissen natürlich, was gemeint ist, Sie waren vor Ort.
Alle waren vor Ort.
SKB ARTES, die neue Mission des Südtiroler Künstlerbundes in neuen (wirklich großen und vielen) Räumlichkeiten erhielt durch die Gruppenausstellung „Schlüsselwerke“, mit Kunstwerken von 176 Kunstschaffenden aller Disziplinen, ihren Startschuss.
Könnte das im Trubel und Austausch und Kennenlernen und Plaudern und Schauen und Staunen und Aufnehmen des Abends vielleicht untergegangen sein? Gut möglich.
In einem Interview mit der Geschäftsführerin und leidenschaftlichen Kunstwegbereiterin Lisa Trockner erfahren wir daher mehr über die Hintergründe, Ziele und Träume von SKB Artes, was übrigens meint die Ziele und Träume von allen, die Lust haben dabei zu sein und ihre Ideen in die Praxis umzusetzen.
Es ist also nicht schlimm, sollten Sie an dem Abend aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht vor Ort gewesen sein. Es wäre jedoch schlimm, wenn Sie sich die Gelegenheit zum Vernetzen und Schaffen in Zukunft durch die Lappen gehen lassen würden …
Mit SKB Artes zieht der SKB in neue Räume und eine neue Ära ein. Wie würdest du diese Ära mit einem bedeutenden Kunstwerk beschreiben?
Die Eröffnungsausstellung „Schlüsselwerke“ selbst ist für mich der Innbegriff von dem, was SKB ARTES sein will. Die Ausstellung zeigt Kunstwerke von 176 Kunstschaffenden aller Disziplinen, die engagiert, jeder*e auf ihre*seine eigene Art ihre*seine Gedanken, Gefühle, Befürchtungen oder Freuden intimer oder kollektiver Natur künstlerisch zum Ausdruck bringen. Dabei ist die Klammer nicht nur formal und inhaltlich weit gefasst, sondern auch räumlich und zeitlich: Die Mitglieder des SKB leben über den Erdball verstreut, zwischen der jüngsten Ausstellerin und dem ältesten Aussteller liegen 70 Jahre Altersunterschied. Zu sehen sind Schlüsselwerke, die auf der Landkarte der Kunst, als Leuchttürme weit hin strahlen und solche, die als Wegweiser an Kreuzungen neue Richtungen ausloten. Was ist ganz neu bei SKB Artes, was versucht ihr aus der alten Ära zu erhalten?
SKB ARTES und SKB ATELIERS sind neue Realitäten der Kunstszene in Südtirol. Das Beste daran ist, dass sie viel Raum für erweiterte Möglichkeiten bieten. Der Auftrag des Künstlerbundes besteht darin, die Bedürfnisse der Kunstschaffenden zu hören und Formate zur Sichtbarmachung von Gegenwartskunst sowie Förderprogramme zur Unterstützung von Künstler*innen und ihrer Produktionen zu entwickeln und umzusetzen. Dies soll durch disziplinenübergreifende und partizipative Konzepte geschehen. Dabei wollen wir die Räume modular bespielen und sowohl das Erbe der Galerie Prisma in Form von Einzelausstellungen sowie neue und größere Gruppenausstellungen in Kooperation mit den unterschiedlichsten Partner*innen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen, ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens ausrichten. Die sechs historischen Säle und die kleine Bibliothek bieten in Form von Vorträgen, Workshops, Konzerten, Lesungen, Kursen und Symposien auch Platz für Literatur, Musik und Architektur.
Wie läuft der Betrieb in den Ateliers? Können Passant*innen jederzeit auf Besuch vorbeischauen?
SKB ARTES möchte für jeden offen sein und lädt alle ein, zu den Vernissagen oder zu den Öffnungszeiten vorbeizukommen. Sechs Künstler*innenateliers konnten für jeweils 3 Jahre vergeben werden und dienen als Arbeits- und als Begegnungsstätte für Kunstschaffende. Das Atelier 7 ist frei und soll temporär und dynamisch als eine Art Coworking Space für Künstler*innen und zukünftig auch für Residencies genutzt werden. Zwischen den sieben Ateliers liegen zwei großzügige Innenhöfe und der Frei.Raum, dieser bietet Platz für einen lebendigen Austausch zwischen privat und öffentlich, für Kunstkurse und fördert den Dialog unter den Künstler*innen und den Besucher*innen. Wie verlief die Auswahl der aktuellen und einweihenden Ausstellung „Schlüsselwerke“?
Der Aufruf zur Beteiligung ging an die fast 500 Mitglieder des SKB. 176 haben teilgenommen. Die Wahl des ausgestellten Werkes oblag den Künstler*innen selbst. Bedingung war, dass es sich um ein Schlüsselwerk handelt – ein Werk, das besonders bedeutsam oder wegweisend innerhalb des künstlerischen Kontexts oder einer Periode ist, sei es in Bezug auf Stil, Technik oder künstlerisches Konzept. Die große Herausforderung lag in der Hängung der Werke. Es ist spannend, wie durch die Positionierung von Werken mit- und nebeneinander ein Dialog entsteht und damit die einzelnen Werke nicht mehr nur ihre eigene Geschichte erzählen, sondern Teil eines größeren Narrativs werden. Das Ineinandergreifen und das Sich-Verstricken zu neuen Geschichten, die alle etwas angehen, machen den Reiz dieser Übersichtsschau aus und stehen repräsentativ für das Potenzial eines jeden einzelnen und die Kraft der Vielfalt im Kollektiv.
Ihr habt einen Aufruf nach neuen Ideen für die Räume gestartet. Wer kann mitmachen? Sind der Kreativität Grenzen gesetzt?
Der Aufruf zur Mitgestaltung des Ausstellungsprogramms von SKB ARTES richtet sich an Mitglieder, Künstler*innen, Kurator*innen und Kunstverständige aller Disziplinen. In der Bewerbung sollen sich die Interessierten frei fühlen, demnach sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, wir erwarten uns ARTdiversität. Zukünftig soll SKB ARTES als Brücke zwischen den Disziplinen dienen, Zusammenarbeit fördern, Sichtbarkeit schaffen und den Künstler*innen auch Raum für experimentelle neue Projekte auf allen Ebenen der Wahrnehmung und mit den unterschiedlichsten Partner*innen bieten.Was ist dein persönlicher Wunsch in dieser neuen Ära des SKB?
Mein persönlicher Wunsch ist ein ambitionierter, nämlich dass SKB ARTES ein autonomer und universeller Ort ist, an dem Kunst in all seinen Formen erdacht, realisiert und gelebt wird. Es soll ein Ort sein, an dem viele Menschen aus unterschiedlichen Realitäten zusammenkommen, um sich auszutauschen. Ein unkomplizierter und ungezwungener Ort, an dem sich jeder willkommen fühlt. Vor allem wünsche ich mir, dass es ein Ort für Menschen wird, die gemeinsam etwas Schaffen wollen. Mein utopisches SKB ARTES und die Ateliers der Zukunft wollen ein Raum sein, der über den Standort hinauswächst, Präsenz erzeugt, ein Teil der Öffentlichkeit ist, keine Türen mehr braucht, denn ich bin überzeugt, dass Kunst in ihrer ureigenen Bedeutung Inklusion ist und niemals ausgrenzt.
Die Ausstellung „Schlüsselwerke“ ist bis 15. Juni 2024 zu sehen. Der Aufruf zum Mitdenken und Mitgestalten hingegen hat gerade erst begonnen (Einreichungsende: 31.8.2024) … Am besten hier in Kontakt treten.Alle Fotos © Karin Schmuck: (1) Maria Walcher; (2) Gacke, Wierer; (3) Steger, Trettl; (4) Verginer, AliPaloma, Moser, Runggaldier; (5) Philipp Klammsteiner, Karin Ferrari, Leo Ferdinando Demetz.
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