Fashion + Design > Fashion

February 14, 2024

„Ich trage Kleidung so lange, bis sie nur mehr zu Hudern taugt“ – Urban v. Klebelsberg

Susanne Barta

Es ist längst an der Zeit, dass ich Urban, meinen Mann, ins Zentrum eines Artikels hier rücke. Nicht nur unterstützt er meine Slow-Fashion-Projekte von Anfang an, er macht auch fast alle Fotos und begleitet mich auf viele einschlägige Veranstaltungen. Alles andere, als selbstverständlich. Was ich besonders schätze: dass ich mich mit ihm nicht nur über das Thema, sondern auch über meine vielfältigen Styling-Ideen austauschen kann. Thanks Urban. Es sei aber auch gesagt, dass wir dabei viel Spaß zusammen haben.

Urban ist außerdem ein Vorzeige-Beispiel für Slow Fashion. Er besitzt eine sehr überschaubare Anzahl an Kleidungsstücken (im Gegensatz zu mir) und trägt sie solange nur irgend möglich. Die wenigen Sachen, die schnitt- und stilmäßig nicht mehr so gut passen, werden verantwortungsvoll entsorgt, das heißt weitergegeben. Aber schauen wir mal näher hin, vor allem, lassen wir ihn selbst zu Wort kommen. Urban von Klebelsberg _2 (c) Urban von KlebelsbergUrban, worauf legst du Wert bei Kleidung?

Kleidung muss fein zu tragen sein. Wie eine zweite Haut, in der man sich richtig wohl fühlt. Sie darf nicht klemmen, ziehen, drücken. Dann kommt es natürlich darauf an, wofür ich die Kleidung anziehe – für die Arbeit, den Sport oder was Handwerkliches zu tun. Dabei habe ich den ästhetischen Anspruch, dass ich so angezogen bin, wie ich auch bin.

Wie schaut’s aus bei Materialien?

Ich achte mehr als früher darauf, natürlich dank deiner Nachhilfestunden. Aber auch aufgrund der Erfahrungen, die ich dazu gesammelt habe. Ich weiß heute viel mehr über den Produktionsprozess – vom Anbau der Rohmaterialien bis zur Langlebigkeit von Produkten. Auch darüber, wie sich der Preis eines Kleidungsstücks zusammensetzen sollte. Als Jugendlicher und Student war ich sehr preisbewusst, weil ich kein Geld hatte, und habe vor allem secondhand gekauft. Wichtig war immer, dass ich mich in meinen Kleidern wohlfühle, Materialbewusstsein war aber noch wenig da. Ich trug zum Beispiel sehr gerne Stretch-Hosen. Später sind dann alte Samen aus der Kindheit wieder aufgegangen. Früher schaute man ja viel mehr darauf, gute Qualität zu kaufen, die Stücke sollten langlebig und reparierbar sein, auch wiederverwertbar. Denn ganz zum Schluss musste das Stück auch eine gute Putzhuder (Putzlappen) abgeben. Heute achte ich darauf, was ich trage, nicht nur wegen des Umweltthemas, sondern auch wegen des Tragegefühls. Ein Unterhemd zum Beispiel mit Seidenanteil oder ein Cashmere-Rollkragenpullover sind einfach sehr fein auf der Haut.Urban von Klebelsberg _3+4 (c) Susanne BartaWie würdest du deinen Stil beschreiben?

Das ist eine schwierige Frage. Er ist so, wie ich bin, und da müsste ich dann fragen, wie bin ich denn? Meine Kleidung soll einerseits eine gewisse Eleganz haben, einen cleanen Stil, dabei auch eine gewisse Sportlichkeit, denn ich muss mich bewegen können. Sie muss für verschiedenste Gelegenheiten passen, denn ich habe an einem Tag oft mit sehr unterschiedlichen Menschen und Umgebungen zu tun. Ich rede vielleicht mit einem Bauern, dann einem Unternehmer, einem Politiker, einem Wissenschaftler. Ich kann nicht mit einem Anzug aufs Feld gehen oder mit einem Schurz bei Rotary auftauchen. Und umziehen während des Tages mag ich nicht. Deshalb braucht es eine Kleidung, die polyvalent einsetzbar ist. Das ist gar nicht so einfach. Aber es ist mir gelungen, auch mit deiner Hilfe, einen, meinen Stil da zu finden. Ich würde ihn vielleicht als lässig-sportlich beschreiben.Urban von Klebelsberg _5+6 (c) Susanne BartaWie schaut denn so ein typisches Outfit aus?

Feine Unterwäsche, atmungsaktiv, gut zu tragen. Cordhose und Cashmere-Rollkragenpullover, darüber eine eher sportliche Jacke, im Stil einer Shirt-Jacke. Wichtig ist, dass sie entsprechende Taschen hat, vor allem eine Außen-Brusttasche für meine Brille. Es geht auch um Funktion. Zum Beispiel habe ich immer ein Taschenmesser und den Radschlüssel in meinen Hosentaschen, daher bevorzuge ich gerade eingesetzte Taschen. Sonst fällt mir beim Sitzen alles heraus. Da ich mich im Umkreis von ca. 15 km fast ausschließlich mit dem Fahrrad bewege, braucht es auch was Passendes drüber. Seit einigen Jahren trage ich am liebsten eine von einem lokalen Schneider maßangefertigte Jacke. Sie ist winterfest und hat auch sämtliche Taschen, die ich brauche. Dazu meine alten Skitouren-Handschuhe und eine Mütze. Sehr wichtig: immer geputzte Schuhe. Nichts schaut so verwahrlost aus wie dreckige Schuhe.Urban von Klebelsberg _7+8 (c) Susanne BartaDen Mantel hat Michael Klammsteiner für Urban gemacht. Dazu Daves Mütze und Schuhe von Paraboot (gibt’s bei Sublime). Und immer auch dabei ein Rucksack. Dieser hier ist viele Jahre alt und beim auseinanderfallen. Einen neuen gibt’s zum Geburtstag.

Ist es unmännlich – vor allem für einen Tiroler – sich mit seinem Kleidungsstil zu beschäftigen?

Überhaupt nicht. Sehr typisch eigentlich. Wenn man sich zum Beispiel anschaut, wieviel früher ein „richtiger“ Tiroler Zeit und Aufwand für seine Trachten, sein Sonntagsgwand aufgewendet hat. Das war ja sehr wichtig und da ist viel Zeit und Geld hineingegangen. Die Kleidung für den täglichen Gebrauch am Land musste sehr strapazierfähig sein, sie war zwar grob, aber aus heutiger Sicht vom Material her hochwertig. Das hat sich jetzt durch Fast Fashion und gewissermaßen auch durch Fast Life verändert. 

Wie kaufst du ein?

Ich gehe sehr ungern einkaufen. Ich mag es nicht Hosen an- und auszuziehen. Einkaufen zu gehen ist eine große Überwindung für mich und vermutlich der Hauptgrund dafür, warum ich wenige Kleidungsstücke habe und sie auch so lange trage. Wenn ich dann mal etwas kaufe, ist mir der Preis ziemlich egal, Hauptsache es ist ein Top-Stück, das vielfältig einsetzbar ist. Ich trage die Sachen dann wirklich so lange, dass sie nur mehr zu Hudern taugen. Plötzlich kommt der Moment, wo ich sehe, jetzt geht’s nicht mehr. Dabei versuche ich, sie so lange es geht und wo es möglich ist, zu richten. Je älter Kleidungsstücke sind, desto lieber trage ich sie, denn sie sind dann wie an meinen Körper „angebeult“.Urban von Klebelsberg _9+10 (c) Susanne BartaDie Hose habe ich für Urban bei einem Swap gefunden. Sie fungiert als Wanderhose. Die Jacke gehörte meinem Sohn, Urban trägt sie auf. Das Auto ist auch Vintage, über 30 Jahre alt. 

Was noch?

Wenn ich unsere Kleiderschränke anschaue: Ich habe einen, die restlichen besetzt du. 

Alle Fotos © Susanne Barta; (2) © Urban von Klebelsberg. 

>> Supported by CORA happywear (M), Kauri Store (M), Oberalp Group (XL), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin << 

Wenn ihr diesen Blog auch unterstützen möchtet, gibt‘s hier alle Infos. 

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are 2 comments for this article.

Archive > Fashion