Music

January 25, 2024

Wem gehört die Stadt? – nacht:leben. Club Kultur Konferenz in Innsbruck

Max Silbernagl

Ist der Club ein Auslaufmodell? Welche Strukturen braucht eine Stadt für die Nachtkultur? Wird’s für elektronische Musik in Zukunft ein Tempolimit geben? Wem gehört die Stadt überhaupt? Wie sieht Clubkultur in Kleinstädten aus? … Zu diesen Fragen und Themen wird am kommenden Wochenende in Innsbruck heftig diskutiert werden. Denn die Innsbruck Club Commission lädt am 26. Jänner 2024 in die PMK, den Tante Emma, den Queens Club und ins Reif für die Insel zur nacht:leben – Club Kultur Konferenz. Von 9:30 an treffen Expert*innen, Akteur*innen, Politiker*innen und Bürger*innen aufeinander, diskutieren, finden Lösungen, damit das Nachtleben für alle schöner, sicherer und nachhaltiger wird. Und getanzt wird auch, denn es gibt logisch Afterpartys.

Emma Egger vom Kernteam der Innsbruck Club Commission lässt uns im Interview ein wenig tiefer blicken … 

Seit wann gibt es die Innsbruck Club Commission und was sind ihre Ziele?

Angefangen hat die Arbeit der Club Commission 2019 mit dem Safer-Nightlife-Projekt „Luisa ist hier“. Den Mitgliedern ist klar geworden, dass Innsbruck und Tirol und deren Club- und Nachtwirtschaft auch weitere Themen haben, die es gilt aufzufangen. Neben den Themen Safer-Nightlife versteht sich die Club Commission als Interessensvertretung der Clubkultur in Tirol und fungiert außerdem als Schnittstelle zwischen allen Vertreter*innen des Nachtlebens, den politischen Verantwortlichen und den Bürger*innen. Grundsätzlich sind wir lösungsorientiert und wollen mit unserer Arbeit die Relevanz der Nachtkultur in den Vordergrund rücken. Wir haben uns, wie bereits erwähnt, diverse Ziele gesetzt. Für Safer Nightlife werden Hilfestellungen bei institutionalisierter Gewalt oder Aufklärung zur Einnahme verschiedener Substanzen geleistet. Ein weiteres Projekt ist „Musik ist kein Lärm“, bei dem wir Clubbetreiber*innen und in der Nachtwirtschaft tätigen Menschen unterstützen, die laut Anrainer*innen mit „Lärmproblemen“ bei Veranstaltungen zu kämpfen haben. Dabei arbeiten wir zum Beispiel auch mit dem Agent-of-Change-Prinzip, womit wir versuchen, Lösungen für Anrainer*innen und Veranstalter*innen zu finden und „Lärm“ zu vermeiden, beispielsweise durch eine, mit einem finanziellen Beitrag unterstützte Lärmschutzwand, welche die sogenannte „Lärmbelästigung“ minimiert.Wir stehen auch für die Bespielung sogenannter Freiflächen ein und für Musik im öffentlichen Raum generell. Ein Beispiel ist das Innsbrucker „Sonnendeck“, denn Musik und Kultur soll im öffentlichen Raum für jede*n konsumierbar und zugänglich sein. Weitere Ziele sind das Verständnis zu etablieren, dass Clubkultur eben auch Kultur ist und deshalb auch um Kulturbeiträge ansuchen können soll. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Überarbeitung des Tiroler Veranstaltungsgesetzes und des Innsbrucker Lärmschutzgesetzes, die unserer Meinung nach angegangen werden und für die Erfordernisse unserer Zeit fit gemacht werden müssen.Emma EggerIhr veranstaltet jetzt ja eine Clubkulturkonferenz: Wie ist es dazu gekommen?

Wir waren vor zwei Jahren auf der Nights Conference in Zürich und begeistert vom Austausch der verschiedenen Mitglieder und Akteur*innen. So etwas braucht Innsbruck auch, einen Raum, eine Möglichkeit, ein Format, wo sich alle Akteur*innen der Nachtwirtschaft und der politischen Entscheidungsträger*innen treffen können und Lösungen zu verschiedenen Problemen finden. Wir wollen also mit dieser Konferenz einen regionalen Blick auf unsere Clubkultur richten, aber auch logischerweise den überregionalen Blick nicht aus den Augen verlieren. Wir haben dafür auch Redner*innen aus Deutschland und der Schweiz eingeladen, um den Austausch zu fördern und unsere Clubkultur zu stärken und auszubauen, die Clubkultur insgesamt nachhaltiger und schöner zu gestalten. Mit dieser Konferenz wollen wir aufzeigen, dass unsere Arbeit über die genannten Projekte hinausgeht, uns positionieren und darauf hinweisen, dass Nachtkultur gesellschaftlich und finanziell in Zukunft mehr gewürdigt werden sollte.

Was würde passieren, wenn es keine Kultur mehr gäbe?

Es würde ein sehr wichtiger Teil von uns Menschen wegfallen. Die Kultur macht uns aus, unterscheidet uns von anderen Lebewesen und bietet uns Möglichkeiten, uns selbst zu entdecken, selbst zu leben und hilft Menschen sehr bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Weiters sind Kulturräume äußerst wichtig, um mit anderen Menschen in Beziehung zu treten, Kontakte zu knüpfen und Ideen anzustoßen. 

Warum haben Innsbruck und Tirol noch nicht klar „ja“ zur Kultur- und Clublandschaft gesagt?

Also ich kann nur mutmaßen … deshalb, weil Innsbruck und Tirol sehr vom Tourismus abhängig sind und zwar vom Wellness- und sportaffinen Tourismus. Aber da ist ja nicht um 17:00 Uhr stopp, deshalb denke ich, dass in der Kultur- und Veranstaltungsarbeit viel Potenzial steckt. Mittlerweile gibt es bei Tourismusvereinen und Standortagenturen ein Umdenken oder besser gesagt ein Einlenken und sie legen vermehrt auch den Fokus auf die Kultur und die Clubkultur in Innsbruck und Tirol. Warum es noch kein klares Ja von Seiten der Politik für die Kulturclubszene gibt, diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Ich glaube, dass die Fragen der Kultur und Clubkultur in Tirol gerade politisch immer wieder debattiert werden und wir mit dieser Veranstaltung einen Rahmen bieten, auch von verschiedenen politischen Vertretern zum Thema Kultur in Tirol ein Statement einzuholen.

Was wünscht du dir persönlich von dieser Veranstaltung? Was braucht es, dass du zufrieden nach Hause gehst? 

Wir kennen alle die Probleme, die es zu bewältigen gilt, haben auch oft darüber gesprochen. Ich hoffe, dass es einen regen und vor allem einen positiven Austausch zwischen den verschiedenen Akteur*innen gibt und dass wir bei dieser Konferenz beginnen, Lösungsansätze zu erarbeiten und handfeste Lösungen dann auch umsetzen. Der positive Diskurs steht für uns als Club Commission und für mich eindeutig im Vordergrund. 

Dein letztes Wort?

Nehmt die Einladung an, nutzt die Partizipationschance, kommt vorbei. Es geht uns alle an!nachtleben Club Kultur Konferenz InnsbruckBilder: (1, 3) © Innsbruck Club Commission; (2) © Emma Egger

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