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October 11, 2023
Gegen den Strom: 3 Frauen und ihr individueller Stil
Susanne Barta
Ist euch schon aufgefallen, dass man sie immer öfter sieht? Jeans-Maxi-Röcke mit Schlitz vorne? Diese Röcke und Maxi-Skirts im Allgemeinen sind einer der zahlreichen aktuellen Trends. Auch wenn sie nicht allzu vielen stehen, scheint man einen haben zu müssen. Well. Um gegen den Strom zu schwimmen, braucht es gutes Training, Kraft und Ausdauer. Das auf Kleidung übertragen, könnte man sagen, es braucht einen eigenen Stil, Kreativität und Selbstbewusstsein. Klar ist es leichter, immer das zu kaufen, was einem reingehämmert wird, um mit dabei zu sein. Dass ich davon nicht so viel halte, nehme ich an, wisst ihr. Nicht nur signalisieren wir damit der Modeindustrie „weiter so wie bisher“, sind uns Überproduktion und Überkonsum offensichtlich egal, sondern kleiden wir uns auch fremdgesteuert und nicht immer zu unserem Besten. Das heißt natürlich nicht, dass wir krampfhaft allem fernbleiben müssen. Wir sind Kinder unserer Zeit, leben in einem westlichen Land des Globalen Nordens, was heißt, dass wir sehr privilegiert sind und (aus-) wählen können, wie wir uns zeigen. Dabei dem ein oder anderen Trend zu folgen, gehört dazu, manches passt zu einem, manches nicht, vieles lässt sich ja auch auf die ein oder andere Weise, neu kombiniert, aus unseren Kleiderschränken zusammenstellen.Für mich hieße das zum Beispiel, meinen über 20 Jahre alten Jeansrock, den ich damals in New York von einer jungen Designerin in der Orchard Street gekauft habe, wieder mal rauszuziehen. Er ist knielang, also nicht Maxi, sitzt gut und ist auch nach 20 Jahren noch top. Manchmal denke ich mir, es wäre doch ein Experiment wert, alles, was so richtig im Trend ist, zu konterkarieren. Von den Farben her, dem Schnitt, der Länge. Einfach gegen den Strom schwimmen. Ich erinnere mich, dass mal ein Designer zu mir gesagt hat, wir lebten in einer Zeit, wo wir eigentlich anziehen könnten, was wir möchten, ganz im Gegensatz zu früher, und was tun wir? Schauen alle fast gleich aus. Gerade bei jungen Leuten überrascht mich das. Die jungen Mädchen heute sind kaum voneinander zu unterscheiden. Derzeit überall zu sehen in hoch geschnittenen Jeans oder Shorts, bauchfrei, Sneakers, lange Haare, bevorzugt Mittelscheitel, wenn möglich Designertasche.
Auch wenn es wohl das Ziel von wenigen ist, auf Teufel komm raus aufzufallen, könnten ein bisschen mehr Selbständigkeit und Mut nicht schaden, finde ich. Die Komfortzone ein klein wenig zu verlassen. Der erste Schritt dazu ist in meinen Augen, nicht mehr darauf zu schauen, was für ein paar Monate „in“ ist. Und sich mit den Inhalten des eigenen Kleiderschranks zu befassen. Und zu schauen, was man so zusammengetragen hat und ob das wirklich mit einem zu tun hat und was sich daraus machen lässt. Als ich über diese Geschichte nachgedacht habe, sind mir einige Frauen in den Sinn gekommen, die hier sehr eigenständig unterwegs sind. Die franz-Ladies Kunigunde Weissenegger und Anna Quinz zum Beispiel, meine Freundin Birgit Mayr, Secondhand-Queen Karin Klammsteiner, Goldschmiedin Annika de Haen und einige mehr. Mit dabei hier sind nun Birgit Mayr, Caterina Longo und Margit Oberrauch. Alle drei haben ihren ganz eigenen Stil, wirken nie verkleidet, sind in meinen Augen nicht trendgesteuert und schauen dennoch nicht aus der Zeit gefallen aus. Ich habe sie um einige Fotos gebeten und ihnen drei Fragen gestellt.
Die erste ist Margit Oberrauch, sie ist – nach Stationen u. +a. bei Museion und La Strada – die neue Verwaltungsleiterin der Vereinigten Bühnen Bozen.
Margit, spielen Trends für dich eine Rolle?
Ich hatte schon immer viel Freude an Mode und bin immer auf der Suche nach was Schönem, nach Kleidungsstücken, Taschen oder Schuhen, die mir gefallen und mir entsprechen. In erster Linie bedeutet Mode für mich einen Moment der Kreativität, indem ich beispielsweise alte Kleidungsstücke meiner Mutter aus meinem Schrank mit neuen kombiniere.
Lässt du dich für deine Outfits inspirieren?
Ja, dabei beobachte ich, wie sich Proportionen verändern, welche Details oder Accessoires Akzente setzen. Dabei geht es für mich nicht darum, diese 1:1 umzusetzen, sondern ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie ich meine langjährig getragenen Kleidungsstücke, Schuhe und Handtaschen „fresh“ kombinieren kann.
Die Stylistin Allison Bornstein arbeitet mit der sog. 3-Wort-Methode um den eigenen Stil zu beschreiben. Und so auch nicht in jede Trendfalle zu tappen. Das erste Wort (realistic word) steht für das, was man meistens herauszieht aus dem Schrank, das zweite (aspirational word) steht für die Richtung, in man gehen möchte und das dritte Wort (emotional word) steht dafür, wie man sich in seinen Kleidern fühlen möchte. Welche könnten deine 3 Adjektive sein?
Urban
Aufgeräumt
Häufig besockt auf hohen hölzernen Sohlen anzutreffenCaterina Longo war viele Jahre Pressereferentin des Museion, heute arbeitet sie als freie Publizistin.
Caterina, le tendenze sono un tema per te?
In un modo o nell’altro la moda ti influenza sempre, ma la seguo solo nella misura in cui risponde ad una parte di me, un mio modo di essere. Certo ogni tanto qualche pezzo nuovo porta nuove energie e vitalità al guardaroba e quindi alla vita quotidiana, ma non deve essere “ad ogni costo”. Insomma, non sento la necessità di correre dietro ad ogni novità: oltre ad essere costoso e faticoso lo vedo anche come un segno di insicurezza.
Ti piace essere ispirata? Se sì, dove?
Certo, il desiderio nasce dalla vista e le ispirazioni arrivano senza cercarle troppo: la strada e le città durante i viaggi, le persone che frequento e naturalmente il web. Poi nel profondo ci sono icone di stile inarrivabili dall’eleganza senza tempo, basta incappare in un’immagine passata di Jane Birkin per rendersene conto.
Quali potrebbero essere le tue 3 parole?
Basic oversize e un po’ maschile
Quiet luxury
Nostalgia vintageUnd hier die dritte im Bunde: Birgit Mayr ist verantwortlich für Markenentwicklung und Placemaking im NOI Techpark.
Birgit, wie schauts bei dir aus mit Trends? Sind sie wichtig für dich?
Es macht mir Freude, Entwicklungen innerhalb der Modewelt im Wechsel der Jahreszeiten zu beobachten. Ich selber gehe damit aber recht locker um. Es kann sein, dass ich Akzente aufgreife, oder auch gar nicht. In meiner täglichen Kleiderwahl spielt der Gedanke an Trends keine bewusste Rolle.
Hast du ein Moodboard für deine Outfits?
Eigene Moodboards habe ich nicht. Aber ich bin schon beeinflusst von Instagram und unterschiedlichen Moods, die auf mich einprasseln. Ich stelle mir vor, dass sich mein Stil verändern würde, wenn ich mich an konkrete Moodboards wagen würde.
Deine drei Wörter?
realistic word: monocolour
aspirational: feminin cool
emotional: strongDas sind ein paar Beispiele. Natürlich gibt’s da draußen noch viele andere. Worauf ich aber hinaus möchte: Lasst euch nicht zu sehr verführen von (fiesen) Marketingstrategien und habt Mut zu einem eigenständigen Stil.Fotos: (1, 2, 3, 4, 17) © Susanne Barta; (5–8) © Margit Oberrauch; (9–11) © Caterina Longo; (11) Nina Maccariello; (12–16) © Birgit Mayr.
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