Music
October 5, 2023
hapern
F. Landra
mmr 15*
Zustand heute? mood of the day? Stimmung im Kanal? wen interessiert’s? ob heute Morgen rechts oder links abgebogen? wollt da schon länger mal hin, dann aber Geschäfte machen müssen, Geschäfte machen müssen, Geschäfte machen müssen, dann halt erst jetzt dazu gekommen. in dem Sinn war’s eigentlich nicht falsch, so hatte die Forschung mehr Zeit und ist zu einem … Ergebnis gekommen. Stimmung jedenfalls ist mittlerweile fast pervers. und sie filmen das noch. offensichtlich haben sie Pech beim Denken.
es ist, wie es ist, wie gesagt, und tut nicht immer gut, für so was gibt’s auch kein Synonym … Hauptsache, nicht verkuratieren … keine Ahnung, ob das eine Einleitung ist oder sonst so passt, aber irgendwie ist es ja ein Fest der Improvisation, worum’s hier geht … denn das hab ich mir für diese *mein musik rubrik herausgepickt. Und jenem, der das aufstellt, ein paar Fragen gestellt. Peter Kompripiotr Holzknecht hat sie für die 2. Ausgabe des internationalen Improvisationsfestivals „ImproVestiVal“ am Samstag, 7. Oktober 2023 ab 21 H alle mobilisiert.
Janneke van der Putten (voice), JD Zazie (electronics, found sounds), Renato Sclaunich (percussions/objects), Jörg Zemmler (prepared digital piano), Eugenio Sanna (amplified guitar, listerelle metalliche, palloncini, cellophane, voce), Giuliano Tremea (voice/mics/scacciapensieri), Peter|||KOMPRIPIOTR|||Holzknecht (amplified found objects), Patrizio Pica (electronic devices), Hubert Oberarzbacher (no input mixing board), Edoardo Ricci (Cornetta, sopranino e contralto, megafono e altra roba), Lucio Bonaldo (prepared drumset), Michele Scariot (speaker pc and walkman), Etere Collective (performance).
da hapert’s … arg … und das ist gut so …
woran arbeitest du gerade, Peter Kompripiotr Holzknecht?
Ich arbeite immer parallel an vielen Sachen und Ideen gleichzeitig. Im Moment bin ich im Endspurt für das „ImproVestiVal Edition 2“, das diesen Samstag im Kulturzentrum Astra stattfinden wird.
Außerdem stelle ich gerade 5 Reseases fertig, 2 davon sind limitierte Editionen auf Musikkassette mit einem Franzosen und eine mit einer Newyorkerin, die anderen Sachen sind verschiedene Soloprojekte. Gleichzeitig bin ich gerade am Endpressen zur Geburt eines neuen Mikrolabels Namens |||FIN|||, das ich zusammen mit einem Freund gerade das Licht der Welt erblicken lasse.
Weiters bereite ich einige Live-Auftritte vor, z. B. bei Sprachspiele, und organisiere einen Improvisationsabend mit einem österreichisch-ungarischen Duo, der am 15. März 2024 irgendwo stattfinden wird. Außerdem habe noch bis November eine Klanginstallation in der Franzensfeste stehen, wo ich übrigens am 26. Oktober bei einem Künstlergespräch dabei sein werde. Zwischendrin hab ich noch Klangerlebnisworkshops in einer Schule im Rahmen des spannenden Projektes „Kids Culture Festival“, gebe QiGong-Kurse, mach Klangbehandlungen, arbeite mit Jugendlichen und noch einiges mehr, das mir im Moment entschwindet … Man merkt, langweilig wird’s nicht.
welche Stimmung herrscht bei dir im Proberaum?
Nicht nur in mir lebt das Chaos, sondern auch im Proberaum, den man so nicht nennen kann, denn proben tu ich nicht; bestenfalls betreibe ich Materialbeschau, führe damit Experimente durch, ob klanglich oder bildhaft. Wenn ich mir mal eine meiner Veröffentlichungen nach Fertigstellung anhöre, was so gut wie nie vorkommt, kann ich nicht mal sagen, was ich damals als Instrumentarium benutzt habe. Es sind meist zufallsgesteuerte Momentaufnahmen, die sowieso unwiederholbar sind, und deshalb variieren die Gerätschaften, Klangerzeuger, die ich verwende ständig. Durch den radikalen Umgang damit ist auch nicht erkennbar, was das jetzt für eine Noisebox war oder ob der Friseurhaartrockner aus den 70ern oder doch der Benzinkanister vom Militär zum Einsatz gekommen ist. Es kommt seltenst vor, dass ich das identische Set 2 x benutze, und auch da sind die Kombinationsvarianten und Parametereinstellungen schier unendlich. Wenn ich dann was aufnehme, gilt immer, dass nichts nachbearbeitet wird, sondern Take 1 passt. In Echtzeit eingespielt und fertig. So wie bei diesem Interview. Lostippen und ich werde danach nicht nochmals nachlesen. Kann gut sein, dass Fehler zu finden sein. Aber ich setze mich seit Jahrzehnten für die Pflege und Verteidigung des Fehlers ein. In jeglicher Hinsicht. Zurück zum Raum: Mich wundert es immer wieder, wie ich es schaffe, in dem Kellerräumchen von knapp 5 Quadratmetern, 3 Stockwerke unter der Erde soviel Klangkrempel, Leinwände, Farben, Handdruckpresse, selbstgebaute Werkbank usw. unterzubringen. An Klaustrophobie braucht man nicht zu leiden. Aber wie C. G. Jung so schön sagt: Fürchte nicht das Chaos, denn im Chaos wird das Neue geboren.
ich schreib ja für franzmagazine, deren Motto – Achtung Hashtag – #morethanapplesandcows ist. was ist bei dir so more than apples and cows?
#intenselistening
was hörst du gerade jetzt in diesem Moment für Musik? warum? inspiriert’s?
Ich höre deine Stimme, die ich nie gehört habe und somit nicht kenne, im Hintergrund mir diese Fragen vorlesen. Inspirierend.
warum Kompripiotr?
Kompripiotr ist aus unserer früheren Bandformation Namens Komprimiert abzuleiten, bei der wir als Trio eine abstrakte Industrieband hatten und ich damals schon immer parallel dazu meine Solo-Klangexperimente unterhielt. Als Teil von Komprimiert, also Kompri, und Piotr für Peter. Also der Komprimiert-Peter oder der komprimierte Peter, hahaha …
ist es schwierig, sich heutzutage im Musikbusiness zu behaupten? was ist deine Strategie? wie schlägst du dich?
Ich kenn mich damit absolut nicht aus. Ich weiß nur, dass ich Spotify und Ähnliches, was es bestimmt noch gibt, verabscheue. Ich bewege mich in einer D.I.Y.-Nischensparte, die weltweit sehr gut vernetzt ist, und fast wie eine Gemeinschaft vollkommen frei von Konkurrenzgedanken handelt. Diese Art „Community” hat fast schon familienähnliche Strukturen, wenn man überhaupt von Strukturen sprechen kann. Business und ähnliches steht da gar nicht auf der Liste, es geht um Austausch, Freundschaft, gegenseitiges Unterstützen und Offenheit. Es gibt auch keine Codes oder Ähnliches, da es sich ja nicht mal um eine Szene handelt, sondern um Menschen jeglichen Alters, auf dem gesamten Globus verstreut, die eine Leidenschaft für Klang und Zuhören unterhalten, sich gerne treffen und zusammen spielen wie Kinder im Matsch, frei von irgendwelchen Zwängen.
_widmest du uns noch einige Klänge, bitte?
Kurz und schmerzvoll, hahaha …jetzt haben wir null über dein Improvestival am Samstag im Astra in Brixen gesprochen. wie kriegen wir das doch noch hin? was passiert da?
Es werden 3 Quartette jeweils 30 Minuten spielen, wobei bis zum Tag des Auftrittes die einzelnen Musiker*innen noch nicht wissen, wie ich die Quartette eingeteilt habe und auch das Instrumentarium ist nur andeutungsweise einschätzbar. Denn, wer weiss z. B., was die gefundenen Objekte sind, geschweige denn wie sie klingen … Das heißt, es gibt keinen Moment der Probe oder Vergleichbares …
Dann gibt es ein performatives Intermezzo von Seiten des Künstlerkollektivs Etere, das auch dazu dient, das Publikum in den unteren Stock des Astra zu begleiten, wo Janneke van der Putten mittels ihrer Stimme mit dem Raum in Resonanz treten wird.
du kuratierst, wie hast du die teilnehmenden Künstler*innen ausgewählt?
Freund*innen und Freund*innen von Freund*innen, die dann zu Freund*innen werden. Kennengelernt im Lauf der letzten 30 Jahre auf Noise-Festivals, Symposien, Konzerten, Workshops, Happenings, Guerillia-Aktionen oder einfach auf dem Schlern.
geht es sich aus, dass du jede*n mit 1 Wort kommentierst?
Nein. Dazu sind sie zu einzigartig und im dauernden Wandel. Käme einem Schubladisieren gleich, das ich prinzipiell widerlich finde.
Kurator und/oder Künstler – ein Dilemma? ein ewiges?
Egal. Wichtig ist, machen. Selbst agieren, etwas auf die Beine stellen – ist beides anstrengend und verlangt so Einiges an Energie ab. Aber die Besessenheit hilft dabei. Kompromissloses radikales Tun nährt und reinigt dann auch gleichzeitig.
solo oder Band?
Band im klassischen Sinn war einmal, aber Duos und andere Konstellationen sind immer auch lustig und man hat ein anderes Raumgefühl. Solo kann man ungebremst in die Selbsterfahrungsfahrt preschen und muss höchstens sich selbst aushalten. Hahaha …
zeitgenössisch oder klassisch oder …?
Eigentlich ist eh alles zeitgenössisch. Der Genosse Zeit begleitet auch die Klassik. Die uns umgebende Klangwelt sowieso. Mal schauen wie z. B. eine Stadt klingt, wenn in 30 Jahren nur mehr Elektrofahrzeuge unterwegs wären. Da wird man vielleicht sagen „vor 30 Jahren hat man die Schreie von überrollten Fussgänger*innen noch nicht so laut gehört …“ Also zeitgenössisch …
schwarz oder weiß?
Sind beides neutrale Farben die eine Schutzfunktion haben. Persönlich bevorzuge ich aber schwarz. Macht auch etwas schlanker … hahahaha …
Lederjacke oder Anzugjacke?
Wenn, dann beides, aber individualisiert und abgeändert. Hab allerdings leider noch nie eine Lederjacke gefunden, die mir steht.
Herbst oder Winter?
Wenn ich aus diesen beiden Übeln aussuchen müsste, dann der Herbst. Manchmal ist es nicht mal so unfein, sich die Tristesse so richtig reinzuziehen.
digital oder analog?
Analog. Ist physischer und somit sexier.
PS: Nightliner-Busse in Richtung Bozen starten am Ende der Veranstaltung direkt vor dem Astra. Eintritt 15 Euro.
Foto: Muriel Senoner
Comments