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July 29, 2023

Spread the Swapping – The Swap Shop ­

Susanne Barta

Wie ihr vermutlich schon lange wisst, bin ich ein großer Secondhand Fashion Fan. Und das aus verschiedenen Gründen: Kleidungsstücke so lange als möglich im Kreislauf zu halten, ist ein kleiner Beitrag für eine bessere Modeindustrie, den jede*r von uns leisten kann. Es schont Ressourcen und fördert neue, alternative Business-Modelle. Ich schätze persönlichen Stil, trendgesteuerte Instant-Looks sind in meinen Augen ziemlich einfallslos und eigentlich auch nicht mehr zeitgemäß. Und ich mag Kleidungsstücke mit Geschichte(n). Auch ist die Qualität der Materialien und die Verarbeitung bei Vintage-/Secondhand-Teilen oftmals besser. Jedes neue Konzept in diesem Bereich interessiert mich.

Im Rahmen unserer Fashion For Future Aktivitäten hat mich Aart van Bezooijen, Professor an der Fakultät für Design und Künste, auf ein richtig spannendes niederländisches Projekt hingewiesen: auf The Swap Shop. Da geht es, wie der Name bereits sagt, um Kleidertausch, aber auf eine Weise, dass daraus ein Businessmodell entstehen kann. The Swap Shop funktioniert so: Man kann bis zu 5 Kleidungsstücke in den Shop bringen, bekommt dafür je nach Qualität des Stücks, der Brand, dem Zustand sogenannte (digitale) Swaps und kann sich damit im Shop den Kauf eines anderen, „neuen“ Kleidungsstücks teilfinanzieren. Bis zu 50 % des Preises können mit Swaps bezahlt werden. Wenn also zum Beispiel ein Shirt 10 Euro kostet, können 5 Euro mit Swaps bezahlt werden. Ich war neugierig auf dieses Projekt und habe mich darüber via Zoom mit Co-Founderin Laura Suijkerbuijk unterhalten. Sie lebt derzeit in Mailand, ihre Freundin Monique betreut den Shop in Amsterdam. Gemeinsam haben die beiden 2018 begonnen, ihr Swap-Projekt zu entwickeln. Laura ist 34 und hat einen Background in Urban Development und Social Geography.The Swap Shop 2 (c) swap shopSie seien frustriert gewesen, erzählt Laura, wie die Modeindustrie arbeite. „Wir wollten etwas tun gegen den übermäßigen Konsum, den Ressourcenverbrauch und die enormen Abfallmengen in der Bekleidungsindustrie.“ Beide hatten damals noch einen anderen Ganztagsjob, heute arbeitet Laura part-time und Monique full-time für The Swap Shop. „Wir haben sehr klein begonnen“, erzählt Laura, „mit Events an verschiedenen Orten, vor allem in Rotterdam, dann auch in anderen Städten.“ Das Projekt hat die Pandemie überstanden, heute betreiben Laura und Monique einen Shop in Amsterdam und sind darüber hinaus dabei, ein Franchise-System zu etablieren. „Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, ein zirkuläres Geschäftsmodell einzuführen, das auch profitabel ist und neben dem linearen Konsummodell bestehen kann“, sagt Laura. Das Feedback der Kund*innen, aber auch der Partner*innen, mit denen sie zusammenarbeiten, sei von Anfang an sehr gut gewesen.The Swap Shop 3 (c) swap shop„Wichtig ist“, sagt Laura, „dass es physische Shops gibt“. Eine Online-Variante sei angedacht gewesen, werde aber nicht weiterverfolgt, denn die Kleider sollen lokal getauscht werden. Das ist natürlich auch nachhaltiger. Dafür soll das Franchise-System durchstarten. Viel Zeit und Recherche sind in die Entwicklung eines passenden Modells geflossen. Die ersten Franchise-Shops sind bereits für nächstes Jahr geplant. Bisher wird das Konzept in den Niederlanden umgesetzt, in Zukunft soll es aber auch möglich sein, The Swap Shop in anderen Ländern und Städten zu realisieren. Vielleicht habt ihr ja Interesse?The Swap Shop 4 (c) swap shopAlso interesting to know: Alle Kleidungsstücke, die die Kund*innen bringen, werden angenommen, aber nicht alle kommen dann auch in den Shop. „Während wir versuchen, ein Problem zu lösen, haben wir auch schon wieder ein neues“, sagt Laura lächelnd, „denn ca. die Hälfte der Stücke, die gebracht werden, werden nicht im Shop verkauft, weil die Qualität nicht gut genug ist.“ Diese Kleider kommen dann zu Recycling-Einrichtungen. The Swap Shop arbeitet dazu derzeit mit der Gemeinde Amsterdam zusammen. Wichtig sei, sagt Laura, dass so viele Kleidungsstücke wie möglich im eigenen Land bleiben, entweder hier wieder getragen oder recycelt werden. Auch sind Laura und Monique dabei, eine Produktlinie aus recycelten Materialen zu entwickeln. Es gibt bereits eine Circular-Puffer-Laptop-Hülle aus recycelter Baumwolle, die Rohstoffe dafür kommen von Textilresten aus Spanien. Aber schon nächstes Jahr soll es Produkte aus ihren eigenen recycelten Kleidern geben. Recycling und Upcycling jedenfalls sind ein wichtiger Baustein ihres zirkulären Projekts. Auch das unterscheidet The Swap Shop von konventionelleren (Secondhand-) Konzepten.The Swap Shop 5 (c) swap shopSehr gut anzukommen scheint, dass man mit einem Besuch Kleidungsstücke hinbringen – seine Swaps dafür bekommt – und, wenn man möchte, auch gleich einkaufen kann. „Die Leute finden Stücke zu einem erschwinglichen Preis und haben dabei auch das Gefühl, zu etwas Gutem beizutragen“, sagt Laura. „Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass viele die persönliche Erfahrung in einem Shop den Online-Plattformen vorziehen.“ Die Stücke, die abgegeben werden, müssen sauber und nicht beschädigt sein und wer mehr als 5 Kleidungsstücke abgeben möchte, zum Beispiel eine ganze Tasche, bekommt Swaps pro Kilo.

Auf meine Frage, was sie selbst trägt, sagt Laura: „Ich habe wenige Kleidungsstücke und trage gerne dieselben Sachen für lange Zeit. Mein Kleiderschrank besteht aus Teilen vom Swap Shop, anderen Secondhand Shops und einigen neuen Sachen. Ein Mix also.“The Swap Shop 6+7 (c) swap shop„To spread the swapping“, das ist das Ziel von The Swap Shop. Dafür arbeiten Laura und Monique mit anderen Organisationen und Entrepreneuren zusammen. Bisher läuft das offensichtlich gut, es gibt Projekte mit Universitäten, Schulen und Forschungseinrichtungen. „Der nächste Schritt ist dann mit größeren Unternehmen zusammenzuarbeiten“, sagt Laura. „Our dream is, to scale up“. Denn es brauche die großen Unternehmen, um Veränderungen voranzutreiben. Spannend auch die Zusammenarbeit mit Rebel, die Gruppe misst und analysiert den Impact ihres Swap Shops. Die Zahlen vom letzten Jahr sprechen für sich: 13.000 geswappte Teile, 43.458 kg CO2 äquivalente eingesparte Emissionen, das ist zu vergleichen mit 222 Flügen von Amsterdam nach Kopenhagen.The Swap Shop 8 swap shopWer Interesse und Lust hat, sich dieses Modell näher anzuschauen und in Zukunft vielleicht einen Franchise Swap Shop eröffnen möchte, kann sich an Laura und Monique wenden. Hier geht’s noch zu ihrem Instagram. Ich finde das Projekt wirklich spannend, ambitioniert und gut durchdacht Was sagt ihr dazu?

Alle Fotos © The Swap Shop 

>> Supported by CORA happywear (M), Kauri Store (M), Oberalp Group (XL), Oscalito (L) und meiner Freundin Kristin <<

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