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May 15, 2023

„Fehler sind auch entscheidend“

Anna Tröger
L’art pour l’art – oder doch anders? In dieser Portraitreihe habe ich Südtiroler Künstler*innen interviewt. Dabei war es mir ein Anliegen, sie persönlich kennenzulernen und etwas über ihre Person auch jenseits ihres Tätigkeitsbereiches zu erfahren. Daher auch der Titel: Die Kunst, die durch diese Menschen entsteht, soll für die Gesellschaft zugänglicher werden.

Lorenz Klapfer, 28 Jahre,  hat mich im Februar dieses Jahres in seinem Atelier empfangen. In einer sehr entspannten Atmosphäre konnte ich ihm bei einer Tasse Grüntee ein paar Fragen zu seinem Werdegang und seiner jetzigen Person stellen.

In welchem Bereich der Kunst bist du tätig?

Ich bin im Filmbereich tätig: Ich arbeite als Regisseur, vorher als Filmemacher. Seit zwei Jahren bin ich auch Mitglied des Südtiroler Künstlerbundes. 

Wie hast du mit dem Filmemachen angefangen?

Ich habe mit meinen Freunden anfangs hobbymäßig Sportvideos gedreht. Wir waren Slackliner – da ist mein Interesse für diesen Bereich entstanden. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es auch Leute gibt, die für so etwas bezahlen, und ich habe bei Events meine ersten bezahlten Aufträge bekommen. Das hat mir Spaß gemacht und außerdem habe ich eine Menge gelernt. In den 2000ern haben sich die ersten Kameras entwickelt, die nicht exorbitante Summen gekostet und somit einen Einstieg in diesen Bereich ermöglicht haben. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich mir alles selbst beigebracht habe – ohne Ausbildung im klassischen Sinn, ich habe nicht studiert. Ich habe mir mein Studium selbst zusammengestellt und diverse Kurse belegt sowie unzählige Youtube-Tutorials angeschaut.

Du bist selbstständig. Wie kam es dazu? Wie sieht ein Auftrag aus?

Ich bin mittlerweile nicht mehr Filmemacher, sondern Regisseur. Dieser Schritt ist für mich sehr wichtig. Ich habe nun ein Filmteam, auf das ich im Fall eines Auftrages zurückgreifen kann. Seitdem ich wieder in Südtirol bin, arbeite ich mit der internationalen Agentur für Regisseur*innen No.Agency zusammen. Bevor es dazu kam, wollte ich zunächst weiter weg: Ich war in Wien und Berlin, wo ich in große Produktionen hineinschnuppern und mitarbeiten konnte. 

Was ist dein Tipp für angehende Freiberufler*innen im Bereich der Kunst und Kultur?

Fehler sind auch entscheidend. Mir persönlich hat es geholfen, direkt Kontakt aufzunehmen. Konkret meine ich damit, Firmen oder allgemein potentielle Arbeitgeber*innen anzuschreiben. Auf die eigene Passion zu vertrauen ist wichtig. Wenn man sie lange genug verfolgt, kommt am Ende auch etwas dabei raus. Und natürlich braucht es nicht nur den Willen, sondern auch eine gewisse Begabung für das, was man macht.

Was hat dich so lange am Ball gehalten? Warum bist du jetzt da, wo du bist?

Die Branche, in der ich tätig bin, ist ziemlich marketinglastig: Dadurch habe ich viel gelernt und – auch das sei gesagt – mich aus finanzieller Sicht nach oben gearbeitet. Ich habe einen großen Drang nach Freiheit. Absolut. Ich bin ein visueller Mensch – ich habe dafür den richtigen Beruf gewählt. Außerdem habe ich mich nie davor gescheut, immer wieder Neues auszuprobieren und Herausforderungen anzunehmen. All diese Dinge sind in meinem Beruf möglich und wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum ich jetzt da bin, wo ich bin.

Wie sieht deine Arbeit konkret aus? Wie kann man sich das vorstellen?

Das ist so: Ein Kunde/eine Kundin erarbeitet mit einer Agentur zusammen ein Konzept. Wenn der Stil des Konzepts zu mir passt, kontaktiert mich die Agentur und fragt mich, ob ich Interesse habe eine Regieinterpretation dazu zu machen. Sagt mir das Projekt zu, schreibe ich in der Regieinterpretation meine eigenen Ideen zu dem Konzept. Gefallen dem Kunden meine Ideen besser als die der anderen Regisseure, kommt es zum Dreh. Zusammen mit der jeweiligen Produktionsfirma wird dann der Dreh organisiert, sprich, alle Personen und Locations organisiert, die es für den Dreh benötigt. Beim Dreh selbst führe ich Regie und erwecke das Konzept der Agentur mit meiner Interpretation zum Leben. 

Welches Thema brennt dir aktuell unter den Nägeln?

Ein Thema, das für mich immer wichtiger wird, ist jenes der Nachhaltigkeit: Wir sollten alle besser auf unsere Umwelt achten. In meinem Fall habe ich zu dieser Thematik einen Kurzfilm mit dem Titel „NURA“ geschrieben, der in einer dystopischen Welt im Jahr 2094 spielt und ein dramatisches, aber reales Bild der Zukunft in Südtirol zeichnet. Ziel des Films ist es, nicht darüber zu urteilen, sondern aufzurütteln. Der Kurzfilm wird natürlich als Teil der „Green Production“ umweltschonend hergestellt.

Foto: Lorenz Klapfer (c) Lorenz Klapfer

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