Music

May 5, 2023

Verzeihung

F. Landra

mmr 09*

für Kurzentschlossene, für Gespannte, für Schaulustige, für Quatschinteressierte, für Schwämme, für Absurditätsbegierige, für Aufmüpfige, für Durchschauende, für Unfolgsame, für Aushebelnde, für Überfliegende, für Fratzen.

So fühlt es sich gut an. So fühlt es sich an. Daniil Charms ist der Autor, Dietmar Gamper der Regisseur und Dramaturg, dessen Bruder heißt Simon und ist der Komponist für die Musik für das Stück. Das Stück heißt schließlich und endlich „Zwischenfälle“ und ist noch heute und morgen Abend im Anreiterkeller der Dekadenz in Brixen zu er-le-ben. (Fürchtet euch nicht!)

Er, der Komponist, der Multiinstrumentalist, der Ideenphilosoph, der Pseirer, er besetzt die Zeilen dieser *mein musik rubrik. An Simon Gamper die Worte.

was hörst du grad in diesem Moment?

Wie die absolute Stille durch meine Tastatur durchbrochen wird.

welche Stimmung herrscht bei dir im Komponierstübchen (falls es ein solches ist … oder eher ein Studio …)?
Ich denke Kompositionsstudio trifft’s ganz gut. Darin ist es leise und zu Beginn einer jeden Arbeit immer sehr sauber aufgeräumt.simongamper_MG_5789 (c) vera schwarzich schreib ja für franzmagazine, deren Motto – achtung Hashtag – #morethanapplesandcows ist. was ist bei dir so more than apples and cows? 

Bei uns hier gibt es auch viele #ziegen.

was hast du als Letztes komponiert? passt es bereits oder feilst du noch? 
Die Theatermusik für „Zwischenfälle” in der Dekadenz in Brixen. Damit bin ich zufrieden. Inzwischen bin ich wieder mitten in neuen Arbeiten und feile an denen.

wenn du eine Band wärst, wie würdest du dich nennen? warum?
L’enfer, (c’est les autres).

ist es schwierig, sich heutzutage im Musikbusiness zu behaupten? was ist deine Strategie? 
Ich nehme an, dass man es als selbständige*r Unternehmer*in generell manchmal schwer hat. Ich kenne mich in anderen Bereichen zu wenig aus, um einzuschätzen, ob es in der Musik leichter oder schwieriger ist. Ich denke über sowas eigentlich nicht viel nach. Unterm Strich haben wir wahrscheinlich alle die gleichen Sorgen und Hürden zu bewältigen. Meine Strategie ist eigentlich ganz schlicht, gar keine wirkliche Strategie. Ich mache das, was ich von daheim mitbekommen habe: Viel arbeiten und fleißig sein. Das klingt sehr langweilig, ist es aber nicht. Und bisher funktioniert es ganz gut.

du arbeitest ja mit vielen verschiedenen Menschen zusammen … was nervt dich manchmal? 
Das Haus zu verlassen. Am glücklichsten bin ich zuhause, in der Nähe meiner Frau und meiner Kinder. Auch das klingt langweilig, ist es aber auch nicht. Und wenn ich dann doch irgendwo hin muss, dann ist es da ja auch schön und ich bin dann froh dort zu sein. Aber die Überwindung muss ich meistens erst finden.

widmest du uns bitte einige Zeilen Komposition?
Ja, freilich, sehr gern.simon gamper für franzmagazinejetzt haben wir null über deine aktuelle Arbeit für die Dekadenz gesprochen. wie kriegen wir das noch hin? was sind die Fakten?

Ich habe für die aktuelle Eigenproduktion der Gruppe Dekadenz, „Zwischenfälle”, komponiert. Anna Heiss hat als Intendantin ein hervorragendes Gespür dafür, gewagtes, relevantes und wichtiges aufs Programm zu setzen.  Es handelt sich bei „Zwischenfälle” um eine Inszenierung meines Bruders Dietmar, mit dem mich vor allem die gemeinsame Liebe zum Absurden verbindet. Die Musik zu diesen wunderbaren Texten und Szenen von Daniil Charms ist geräuschhaft, unangenehm, fröhlich und auch traurig geworden, voller gestrichener Zithern und Chören, Gummibändern und Schlagwerk. Die Schauspieler*innen Margot Mayrhofer, Markus Oberrauch und Frederick Redavid beeindrucken mich darin ganz massiv, weil sie die Texte von Daniil Charms, die ich seit vielen Jahren bewundere, auf die Bühne bringen und ich ihnen jedes Wort glaube. Sara Burchia hat eine äußerst passende und inspirierende Bühne gebaut und dem Stück ein Zuhause gegeben, Sieglinde Michaeler und Walter Granuzzo eindrucksvolle Kostüme gefunden und André Niederkofler kümmert sich um die Technik, ohne die man meine Arbeit gar nicht hören würde. Ein wunderbarer Abend voller sehr absurdem Theater. Das Stück hatte am 20. April Premiere und läuft noch bis zum 6. Mai 2023.Zwischenfälle Dekadenz Brixen (c) Andreas Tauberund was bloß ist 5.1 Surroundsound? (kommt bei „Zwischenfälle zum Einsatz)

Surround-Tonsysteme kennen wir vor allem aus dem Kino. 5.1 im Speziellen ist ein Mehrkanal-Tonsystem für die Beschallung von allen Seiten mit relativ wenigen Boxen. In dieser Technik werden 5 Boxen und ein Subwoofer rings um die Hörenden aufgebaut. Dadurch entsteht die Illusion, dass das Gehörte aus allen Richtungen kommt – Im Gegensatz dazu hören wir Stereo „nur” von vorne.  

warum denn immer wieder Theater?
Dadurch, dass ich aus einer Theaterfamilie komme, gehört die ganze Theaterwelt ganz natürlich zu meiner Person. Ich habe immer mal mehr und mal weniger aktiv darin gearbeitet. Und daher kommen auch immer wieder spannende Kompositionsaufträge aus dem Theater, die ich meistens annehme.simongamper_2023_02 (c) vera schwarzQuatsch oder Ernst?

Ohne Ernst macht der Quatsch keinen Spaß.

Sinn oder Unsinn?

Oder

Schauspieler*innen oder Musiker*innen?
Die braucht man beide, um tolle Sachen machen zu können. Weil sie unterschiedlich sind.

Pop oder Klassik?

Genrebezeichnungen in der Musik interessieren mich nicht. Ich mag Musik so gern – mich nur für eine enge Sparte davon zu interessieren, kommt mir regelrecht absurd vor. In allen Bereichen, Stilen, oder wie auch immer man es nennen mag, gibt es interessante, inspirierende und absolut gelungene Musik. 

Film oder Theater?

Ich liebe den Film. Schon als Kind hat mich der Eskapismus durch die Kinoleinwand fasziniert. Und all diese magische Filmmusik. Ich liebe den Film.  

Jeans oder Leder? 

Ich trage mit Vorliebe Kleidung, die nicht tierischen Ursprungs ist.

der schönste Klang?
Den habe ich noch nicht gefunden.

Fotos: (1, 3) Simon Gamper (c) Vera Schwarz; (2) Zwischenfälle Dekadenz Brixen (c) Andreas Tauber.

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