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March 13, 2023

„Mich catcht alles, was mit Kunst zu tun hat“

Anna Tröger
L’art pour l’art – oder doch anders? In dieser Portraitreihe habe ich Südtiroler Künstler*innen interviewt. Dabei war es mir ein Anliegen, sie persönlich kennenzulernen und etwas über ihre Person auch jenseits ihres Tätigkeitsbereiches zu erfahren. Daher auch der Titel: Die Kunst, die durch diese Menschen entsteht, soll für die Gesellschaft zugänglicher werden.

Jakob Dellago kommt aus Brixen, ist 24 Jahre alt und studiert Theater, Film und Medienwissenschaften in Wien. Er hat sich in allen Bereichen der Kunst versucht, dabei gemerkt, dass ihm manche Dinge besser liegen, als gedacht. Mittlerweile setzt er seinen Hauptfokus jedoch auf die Filmproduktion, da es seiner Meinung nach die perfekte Verschmelzung auditiver und visueller Künste darstellt. Bei Kaffee und viel Sonnenschein durfte ich ihm ein paar Fragen stellen, die ihn als jungen Künstler betreffen.

Welche Art von Kunst machst du? Wie würdest du sie definieren?

Ich habe alles probiert: Zeichnen, Malerei, Poetry-Slam, Theater, Regieassistenz. Mittlerweile möchte ich den Fokus aber auf die Filmproduktion setzen. Allgemein würde ich mich als Kunst- und Kulturschaffenden bezeichnen.

Wie hat alles begonnen angefangen? Was war deine Motivation?

Ich habe immer schon Texte geschrieben, die als Basis für Poetry Slams dienen könnten. Irgendwann habe ich gemerkt, dass diese gut ankommen und Leute Freude an meinem Schaffen finden. Das pusht dann natürlich. Im Bereich des Poetry Slams bietet der Ost West Club in Meran eine gute Möglichkeit, sich ein Netzwerk aufzubauen und den eigenen Texten Ausdruck zu geben. Im Sommer 2020 habe ich das erste Poetry-Slam-Festival mit meinen Freunden in meinem Garten organisiert, und es kam bei den Leuten sehr gut an: Unterschiedliche Poetry Slammer*innen sind aufgetreten und das Event wurde zusätzlich musikalisch umrahmt. Das Publikum war gemischt: Alle Altersgruppen waren vertreten; manche kamen der Musik wegen, andere wegen der Slam-Auftritte. Es war wirklich toll, dass so viele verschiedene Menschen gekommen sind. 

Gibt es deiner Meinung nach in Südtirol gute Ausbildungsmöglichkeiten in den verschiedenen Bereichen?

Institutionelle Ausbildungsmöglichkeiten gibt es kaum, es gibt immer wieder eher kleinere Projekte und Weiterbildungsmöglichkeiten. Im Bereich Theater fällt mir das Theaterpädagogische Zentrum in Brixen ein, im Bereich Poetry Slam, wie gesagt, der Ost West Club in Meran. In Brixen werden auch im Astra immer wieder Veranstaltungen organisiert. Es geht in Südtirol aber vor allem um das Netzwerk. Kontakte sind viel wichtiger. 

Wo findest du Motivation und Inspiration?

Allgemein catcht mich alles, was mit Kunst zu tun hat. Das hat mich aber zeitweise auch gestört, da ich mich für Vieles interessiere, mich jedoch nie auf einen Bereich beschränkt habe. Im Nachhinein bin ich aber eigentlich froh darüber, da ich dadurch unterschiedliche Facetten der Kunst und Kultur kennenlernen konnte. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich manche Dinge nicht so schlecht kann. Ich habe gute Kritik bekommen, das motiviert dann auch. Gerade möchte ich mich eher auf die Filmproduktion konzentrieren – ich durfte in der Vergangenheit bei mehreren Filmproduktionen mitarbeiten und habe dabei eine große Begeisterung dafür entwickelt.

Was ist deiner Meinung nach ein Manko im Bereich der Kunst und Kultur hier in Südtirol? Gibt es etwas, das dich persönlich stört?

Eigentlich ist es nicht so schlimm. Man könnte vielleicht den Kindern in den Schulen einiges mehr anbieten, das ihnen den Zugang zu Kunst und Kultur öffnet oder zumindest weniger verschränkt – und das in regelmäßigen Abständen: Es ist nicht besonders produktiv, wenn in Schulklassen nur einmal jährlich ein einstündiger Theaterworkshop veranstaltet wird; umgesetzt werden könnte dies beispielsweise in Form von längerfristigen Theater- oder Filmworkshops. Es klingt jetzt vielleicht blöd, aber es wäre mir auch ein Anliegen, dass die Stadtgemeinde Brixen mehr aus dem Hofgarten machen würde, der öfters ein Treffpunkt für Events sein könnte. Er ist so schön und wird viel zu selten für solche Dinge genutzt. Außerdem wäre es im Allgemeinen bestimmt nicht schlecht, Schüler*innen etwas Greifbareres zu bieten und Dinge beizubringen, zu denen sie einen Bezug haben und die etwas weniger abstrakt sind. 

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich möchte gerne ein bisschen „ummergirieren“ (*italienisch auszusprechen). Südtirol gefällt mir zwar sehr gut, aber ich möchte noch mehr sehen. Ich bin auch gerne in Wien, da das Kulturangebot dort einfach viel größer und vor allem um einiges vielfältiger ist. In Zukunft möchte ich mich der Filmproduktion widmen, da ich ein ziemlich visueller Typ bin – weniger auditiv. Dadurch kommt mir das Filmbusiness sehr gelegen.

 Foto: Jakob Dellago/Poetryjam 

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