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March 1, 2023

Greta Ballerini – High Fashion made in Bozen

Susanne Barta

Sie ist jung, motiviert und mitten im Aufbau ihres Labels. Ich besuche die Fashion Designerin Greta Ballerini in ihrem Studio in der Messe Bozen. Sie ist auf Elba geboren und in Bozen aufgewachsen. Ihr Handwerk hat sie in Vicenza gelernt, dann arbeitete sie für verschiedene kleinere und größere Textilunternehmen in Italien, auch als Verkäuferin von Schmuck war sie tätig. Zurück in Bozen hat sie ihr eigenes Studio eröffnet. Greta Ballerini entwirft und schneidert High Fashion. Mit ihrer Brand „Jewelìe“ bietet sie Haute Couture, Pret-a-Couture und Beach Couture an. Wichtig sei ihr ein Gleichgewicht zu halten zwischen elegant und spicy, sagt Greta. Ihre Stücke sollen Heiterkeit und Freude vermitteln, dabei zeitlos und langlebig sein. Nachhaltigkeit ist ihr ein wichtiges Anliegen, „Lusso Sostenibile“ ihre Passion. greta ballerini 2+3 (c) susanne bartaGreta, wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Meine Arbeitserfahrung als Verkäuferin von Schmuck hat mich sehr geprägt. Ich komme immer wieder zurück auf das Leuchtende, Strahlende – in Form von Strass, Pailletten, Glitter, glänzenden Stoffen. Daher auch der Name Jewelìe. Meinen Stil würde ich als klassisch, raffiniert und modern beschreiben, mit einem Schuss Retro. Jemand hat ihn mal als „frizzante“ bezeichnet. Farbe ist wichtig, ich mag starke Farben, aber so eingesetzt, dass sie in Kombination mit anderen Farben elegant, auch „delicato“ wirken. Gleichgewicht ist ein Schlüsselwort für mich. greta ballerini_4 (c) susanne bartaWieso High Fashion?

Das hängt sicher damit zusammen, dass ich „Modellista Donna“ studiert habe. Ich habe gelernt, klassische und anspruchsvolle Kleidungsstücke wie Rock, Kleid, Blazer, Mantel perfekt zu schneidern. Einfachere Kleidungsstücke wie Hosen oder Jacken fand ich nie so interessiert. Je schwieriger ein Stück, desto lieber mache ich es. Außerdem funktioniert die Welt des Luxus noch. Fast Fashion zu machen käme für mich nie in Frage. Wieso sollte man Geld für schlecht gemachte Kleidungsstücke ausgeben? Natürlich mache ich auch einfachere Teile, aber immer mit höchstem Anspruch.greta ballerini_5+6 (c) greta balleriniSind das alles Einzelstücke?

Im Moment ja. Aber ich möchte mein Projekt weiterentwickeln und Designs in kleineren Stückzahlen in Geschäften anbieten. Ich denke derzeit an ca. 10 Stück pro Entwurf; Schritt für Schritt kann das auch mehr werden. Die Marke soll jedoch klein und fein bleiben. Es ist mir wichtig zu vermitteln, dass Verkaufen und Kaufen auf verantwortungsvolle Art und Weise erfolgen müssen. Ich möchte zwei Kollektionen pro Jahr machen, und wenn mir dazwischen etwas einfällt, wird es Mini-Subkollektionen geben. Noch bin ich dabei, meine Arbeit auf Messen und bei potenziellen Kunden zu präsentieren. Der Start meines Labels war einen Monat vor Ausbruch der Pandemie – kein guter Zeitpunkt. Ich musste daraufhin Schwerpunkte verändern und jetzt geht es darum, alles so aufzusetzen, dass es funktionieren kann.greta ballerini_7 (c) greta balleriniEine nachhaltige Produktion ist dir wichtig, hast du mir erzählt. Wie setzt du das um?

Ich habe für ein großes und traditionsreiches Unterwäsche-Unternehmen in Pordenone gearbeitet, das an ein Schweizer Unternehmen verkauft wurde. Die Magazine waren riesig, voll mit unverkaufter Ware aus all den Jahren, mit Nähzubehör und allem, was man so gebraucht hat für die Produktion. Niemand wollte das weiterverwenden, da es „alt“ war. Da wurde mir klar, dass ich später einmal mit Materialien arbeiten möchte, die es schon gibt. Ich bin dann, als es soweit war, auf die Suche nach Deadstock gegangen. Ich habe einige gute Lieferanten, die wunderschöne Stoffe anbieten. Deswegen spreche ich auch von „Lusso Sostenibile“. Luxus, weil handgenäht und aufwendige Designs, nachhaltig, weil ich mit Restmaterialien arbeite, die weiterverwendet und nicht weggeworfen werden. Alle Reste, die ich selbst produziere, behalte ich auf und verwende sie so gut es geht weiter.greta ballerini 8+9 (c) greta balleriniDu bist eine junge Designerin, wie stehst du zur Fashion-Industrie?

Die Schnelligkeit und die Mengen, die produziert werden, sind sehr problematisch. Ich war vor einigen Jahren für ein Unternehmen in Bangladesch und habe gesehen, unter welchen Bedingungen dort produziert wurde. Es ging nur darum, möglichst viel und möglichst billig zu produzieren. Auf Kosten der Menschen, die dort arbeiten. Damit möchte ich nichts zu tun haben. Aber eine Seite sind die Unternehmen, die so produzieren, die andere Seite sind die Konsument*innen, die billige Ware haben wollen und denen es offensichtlich egal ist, wie sie hergestellt wird. Es werden Unmengen produziert, um den Preis niedrig zu halten. Ein Großteil wird ja nicht mal verkauft. Aus diesem Teufelskreis scheint man aber bis jetzt nicht herauszukommen.greta ballerini 10+11 (c) susanne bartaGreta macht neben ihrer Beach Wear, Ball- und Hochzeitskleider, sehr schöne Korsagen, schicke Kleider, Röcke und Oberteile, auch die ein oder andere Hose ist dabei. Und einiges durchaus alltagstauglich. Wer interessiert ist, kann sie in ihrer Werkstatt in Bozen Süd, im Studio 123 auf dem Areal der Messe Bozen besuchen. Die Preise starten bei 100 Euro aufwärts. greta ballerini_12 (c) susanne bartaFotos: (1, 5, 6, 7, 8, 9) © Greta Ballerini; (2, 3, 4, 10, 11, 12) © Susanne Barta

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There are 3 comments for this article.
  • Greta Ballerini · 

    Danke!????????

    Davvero importante essere responsabili nel vestire per rispettare madre natura che ci circonda????
    Ogni giorno in meglio per la sostenibilità!

    • Susanne Maria Barta · 

      Das mit den Sonderzeichen klappt nie so richtig… weiss auch nicht, was da los ist… werde mal bei den Franz-Damen nachfragen.

  • Greta Ballerini · 

    Danke!????????

    Davvero importante essere responsabili nel vestire per rispettare madre natura che ci circonda????
    Ogni giorno in meglio per la sostenibilità!

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