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February 14, 2023
Licht ist Leben
Verena Dander
Das berühmte leere Blatt, mit dem jeden Tag ein Projekt beginnt als Ausgangsmedium des Gestaltannehmens, der Kreation – etwas Neues füllt sich mit lichtvollen Darlegungen. In „let there be light“, einer Ode, in der sich alles um den Mythos des Lichtes dreht, beleuchten wir im wahrsten Sinne des Wortes ein weiteres Mal das Thema „Licht“.
Licht ist Leben. Ohne Licht kein Leben. Dieser fundamentale Aspekt kann nicht nur als „Aspekt“ betrachtet werden, sondern dieser unabdingbare Umstand gilt als allumfassende Basis allen Seins. Schon immer waren die Menschen von Licht fasziniert und bestrebt hinter sein Geheimnis zu kommen. Im Alten Griechenland glaubte Aristoteles, dass sich Licht ähnlich bewege wie Wasserwellen, Pythagoras frönte einer anderen Überzeugung. Was aber feststeht und alle „Lichtforscher*innen“ eint, ist die Tatsache, dass am Anfang das Licht war.
Licht ist Evolution. Eine Evolution, die stetig Neues, Wachstum, Wunder hervorbringt, und den zahlreichen Schieflagen, in denen sich die Schöpfung im Jahre 2023 befindet, mit einer dennoch zuverlässig berührenden, immerwährenden Abstrahlung natürlichen Tages- und Nachlichtes trotzt. Der Urquelle des Lichts wohnt die alles kreierende Aussage inne: „Es werde Licht!“, es war der erste Tag. Später erst, später kam die Sonne dazu, die gleichhin als Ursprungsquell der Lichtwerdung in des Menschen Wahrnehmung verankert ist.
Zeit einen Blick auf das Faszinosum und der primärsten Grundlagenschaffung von Energie zu werfen: dem Licht, als das Licht der Finsternis geschieden wurde.
Physikalisch betrachtet ist Licht eine elektromagnetische Welle in einem Wirkungsfeld von sich ändernden Räumen in der Manifestation elektrischer und magnetischer Felder. Die Theorie von James Clerk Maxwell bahnte im 19. Jahrhundert den Weg für die Elektrifizierung dieser Welt. Die Strahlungsemission kürzerer und größerer Wellenlängen folgt einer höheren Ordnung entstammend einer einheitlichen Richtung. Von dieser Richtung kommen Strahlen nur dann ab, wenn sie auf Objekte treffen, welche die Strahlen ablenken, streuen oder brechen. Daraus resultiert die Reflektion. Es war Albert Einstein, der die beiden konkurrierenden Ansätze der Wellen- und der Korpuskel-Modelle vereinte: Demnach stellt Licht eine Welle dar, die in Quanten (kleinen Stößen) ausgesandt wird. Dieses Gesetz brachte der mit 22 Jahren habilitierte, zurückhaltende Universitätsdozent Max Planck um 1900 wissenschaftlich revolutionär auf den Punkt: Ausstrahlung elektromagnetischer Felder beschrieben durch einen schwarzen Körper. Diese neue Energiegröße war die Geburtsstunde der Quantenphysik und diese bahnbrechenden Erkenntnisse schufen für den, in künstlich geschaffenen Habitas lebenden Menschen, künstlich erzeugbares Licht, das einen immensen Quantensprung in der Lebensqualität von Menschen bedeutete und heute in unseren Breitengraden nicht mehr weg zu denken ist. Eine neue Ära in der Menschheitsgeschichte war eingeleitet, die Erfassung von Formen und Wirkungen des Lichtes.
Der Griff zum Lichtschalter gilt in unserer westlichen Welt nahezu konform mit der Sicherstellung der Befriedigung grundlegender Bedürfnisse und wird von den aktuell lebenden Generationen weithin als selbstverständlich erachtet, wenngleich 122 Jahre später die viel zitierte und allseits spürbare Energiekrise die Preise auch für Licht eklatant ansteigen und damit den Wert und die Wertschätzung für künstliches Licht in ein neues Licht tauchen lässt. Der Mensch, ein Wesen des Verbrauchs, bedient sich folglich (bestenfalls) an der großen Schöpfung und ihren unfassbaren, nie enden wollenden Quellen, jener der Sonne, des Windes und der Wasserkraft. Aus diesen, sich immer wieder erneuernden Energien baute die Menschheit ein technologisches Konstrukt zur Gewinnung erneuerbarer Energien auf, mit den Umsetzern Licht-, Heiz- und Kühlkraft aus den universellen Energielieferanten des Universums.
Die Geburtsstunde des künstlichen Lichtes kannte noch keine Differenzierung in funktionales Licht, atmosphärischer Beleuchtung unterschiedlicher Lichtintensitäten und Farben. Sie war rein basischer Lieferant zur Erfüllung eines grundlegend standarisierten Bedürfnisses, jenem des Sehens und Agieren-Könnens in ausgeleuchteter Dunkelheit und erwärmter Kälte.
Licht, der sichtbare Teil elektromagnetischer Strahlung, bestehend aus schwingenden Energiequanten, braucht eine bestimmte Zeit vom Ort der Entstehung bis hin zum Auge und der Wahrnehmung des*der Betrachter*in. Diese kleinen Teilchen erzielen in ihrer Genialität eine dermaßen große und prompte Wirkung, dass dem Menschen die physikalisch vorliegende „Verzögerung“ sich seiner Bewusstwerdung entzieht. Denn Licht ist unsagbar schnell unterwegs. Heute lernen Physikschüler*innen, dass Licht sowohl als Welle als auch als Teilchen zu verstehen ist – Lichtschalter an, schon wird es hell.
Wir haben die messbare Genauigkeit, dass Licht in Luft und Vakuum sich mit knapp 300.000 Kilometern pro Sekunde ausbreitet. Die Lichtgeschwindigkeit ist damit die höchste bekannte Geschwindigkeit. Vom Mond bis zur Erde benötigt Licht etwa beeindruckende 1,3 Sekunden. Das Licht der Sonne, 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, beansprucht eine Zeit von unschlagbaren 8,13 Minuten.
Nicht nur die unmittelbare Geschwindigkeit des Impacts, sondern ebenso die Spektren des Kunstlichtes und seine Auswirkungen auf Menschen in ihren Räumen, jene der Dimmbarkeit, d. h. der Veränderung von Lichtintensität, der unterschiedlichen Lichtfarben und -temperaturen orientieren sich dem Vorbild der großen Meister Sonne und Mond. So lassen Sonnnenauf- und Sonnenuntergänge unzählige Farbpaletten an Licht erstrahlen, das im Kunstlichtgeschehen die Lichtfarbe darstellt (gemessen in der physikalischen Einheit Kelvin, mit der Maßeinhat „K“) als gleichfalls das Szenario zur Regulation an Lichtstärke (der so genannten Dimmbarkeit, Lichtstärken eines Leuchtmittels stufenlos regulieren zu können) in schöpferischer Unerreichbarkeit und faszinierender Bandbreite, ebenso wie viel bestaunte Naturschauspiele bereithalten.
Was bewirkt nun der Entzug von natürlichem Tageslicht am Menschen und wie wirkt künstlich geschaffenes Lichtambiente auf den Menschen und seine Umgebung?
Zuallererst ein kleiner Exkurs, der die Brücke zwischen dem Regenbogen und LED-RGB-Farben schlägt: Es war Newton, der entdeckte, dass weißes Sonnenlicht fünf Farben enthält: rot, gelb, grün, blau und violett. Wird ein enges Lichtbündel auf ein Glasprisma gerichtet und projiziert die austretenden Strahlen auf eine weiße Fläche, manifestiert sich ein farbiges Spektrum, in der Natur gut sichtbar als Regenbogen, der sich über die Landschaft spannt. In der technischen Umsetzung im Kunstlichtsegment führt der analoge Prozess zu abwechselnd in Folge schaltbaren RGB-Farben, die drei Grundfarben – Rot (R-ed), Grün (G-reen) und Blau (B-lue) – als additive Farbmischung, die der individuellen Vorliebe folgen. Allgemein bekannt sind diese Effekte z. B. im Showbusiness, bei Lichtreflexen in Diskotheken oder in der Unterhaltungsbranche, bei Lichtspielen auf Konzertbühnen als auch – dem gesundheitlichen Wohlbefinden folgend – bei der Farblichttherapie.
Eine primäre Faustregel gelungener künstlicher Beleuchtung sind warm-weiße Lichtemissionen in Wohnräumen (2700K), für entspannte Abendstunden bieten sich (2500K) an, kalt-weißes Licht in Operationssälen (5000K). Intensitätsregulierende Lichtquellen für sich regenerierende Menschen im Ruhemodus (2200K) strahlen einen gelblichen Farbton ab, anregendes neutral-weißes Arbeitslicht für aktiv agierende Menschen in geistiger Tätigkeit (4000K) zur optimalen Beleuchtung am Arbeitsplatz beinhaltet einen höheren Blauanteil. Gemäß der Wahrnehmung ihres ganz eigenen Seins und den jeweils zu erfüllenden vorliegenden Arbeitstätigkeiten wirken Lichttemperatur und Helligkeit im Stillen auf des Menschen Zellsystem ein und beeinflussen unseren Biorhythmus. Ein ultimativer Entwicklungsprozess künstlicher und dem menschlichen Wahrnehmungssystem naher Beleuchtung sind Beleuchtungskörper – Nachttischleuchten – mit Kerzenlichtfunktion, deren Lichtquelle das vom modernen Menschen chronisch überreizte Nervensystem herunterfahren und es damit optimal für erholsamen Schlaf vorbereiten kann.
Licht benötigt der Mensch von daher nicht nur, wie eingangs erwähnt, zum Sehen oder um Kontraste zu erkennen, Farben zu unterscheiden oder Bewegungen zu erkennen. Licht ist fundamentales Medium in der Beeinflussung des biologischen Rhythmus’ des Menschen, aller Lebewesen, des Schlafes, wichtiger Körperfunktionen und des allgemeinen Wohlbefindens. Lichtentzug kann von gesundheitsschädigend bis tödlich sein und dauerhaftes Aussetzen von Licht und Einhüllen von alles überlagernder Dunkelheit vernichtet jegliches Leben.
Licht ist eines der großen Wunder des Universums. Es beschäftigte schon die alten Griechen und seither viele berühmte Wissenschaftler von Isaac Newton bis Albert Einstein. Und vermutlich wird die alles nährende und wärmende Sonne – der starke licht- und lebensbringende Strahlkörper – der einzige Planet sein, auf den die Menschheit trotz aller fortschrittlichster Technologien und Erschaffung künstlicher Intelligenzen keinen Fuß je setzen wird.
Denn lichtvolle Wunder darf man nicht be-treten.
Foto: (c) Verena Dander studioadeva
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