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February 8, 2023

Der Kostümfundus der VBB – eine wahre Fundgrube

Susanne Barta

Sucht ihr ein passendes Outfit für ein schickes Abendessen oder eine Vernissage? Einen Ball oder eine Hochzeit? Ein originelles Kostüm für den Fasching oder ein Themenfest? Für all diese Gelegenheiten und darüber hinaus kann ich euch den Kostümfundus der Vereinigten Bühnen Bozen wärmstens empfehlen. Viel habe ich davon schon gehört, aber letzte Woche war ich das erste Mal dort. Und bin begeistert. Auf mehrere Räume verteilt, schön geordnet, finden sich über 10.000 Kleidungsstücke, Kostüme und Accessoires. Mit viel Liebe betreut und gepflegt werden sie von Martina Varesco und Oliver Mölter. Beide sind ausgebildete Schneider und haben langjährige Theatererfahrung. Oliver leitet die Kostümabteilung – da gehören neben dem Fundus, auch die Schneiderei, Garderobe und Maske dazu –, Martina verantwortet den Fundus, ist vor Ort und behält den Überblick. Es sind Stücke mit Patina, Stücke die Geschichten erzählen und genau das macht sie so charmant.kostümfundus (c) susanne barta 2+3Mit jeder neuen Produktion wächst der Fundus. Derzeit ist er im Untergeschoss des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums in der Roenstraße in Bozen untergebracht. Die Situation ist nicht unbedingt optimal, es bräuchte mehr Platz und überhaupt bessere räumliche Bedingungen für die Aufbewahrung. Ein Kostümfundus ist aber bei weitem nicht nur ein Archiv, sondern eine sehr lebendige Angelegenheit. „Meist ist es so“, sagt Oliver, „dass in etwa ein Drittel der Kostüme bei einer neuen Produktion aus dem Fundus kommen, ein Drittel in der eigenen Schneiderei hergestellt und ein Drittel neu gekauft werden.“ Außerdem steht der Fundus den Bürger*innen offen, jede*r kann sich hier etwas Passendes ausleihen. Der Preis dafür hängt vom jeweiligen Stück ab. „Viele Bühnen“, sagt Martina, „kommen zu uns, aber auch Private schauen gerne vorbei“. Krimi-Dinners seien gerade sehr angesagt, „da spielen die Leute verschiedene Rollen und brauchen ein entsprechendes Outfit“. kostümfundus (c) susanne bartaAls ich dort bin, kommt eine Frau herein auf der Suche nach einem bestimmten Kostüm aus einer bestimmten Produktion. Nach eingehender Beratung entscheidet sie sich aber für ein anderes. Für die „Frau Pfeffer“ aus dem Stück „Der Lebkuchenmann“. Sehr hübsch und originell, mit Pfeffermühle auf dem Kopf. Sie wird es beim Faschingsfest der Familie tragen.Kostümfundus_4+5 (c) susanne barta„Wichtig ist“, betont Oliver, „dass der Fundus seinen Standard erhält und wenn notwendig, auch Stücke dazugekauft werden.“ Denn: „Ein Fundus ist kein Restelager, er ist über Jahrzehnte gewachsen. Wir haben viele sehr hochwertige Kostüme hier.“ Alles, was auf der Bühne irgendwie gebraucht wurde, wird hier aufbewahrt und meist in irgendeiner Form wiederverwendet. „Jedes Kleidungsstück das lange und oft getragen wird, ist auch der beste Schutz für unsere Umwelt“, sagt Martina. Und sie ergänzt: „Man meint oft, dass sich die Leute früher eher langweilig gekleidet haben, aber wenn man die Farben und Schnitte aus früheren Zeiten sieht, merkt man, dass sie viel weniger eintönig waren als heute und auch mehr Courage hatten.“kostümfundus_6+7 (c) susanne barta + oliver mölterIch werde durch die Räume geführt, entlang der Reihen mit Sakkos, Anzügen, Blusen, Röcken, Kleidern aus verschiedenen Jahrzehnten, Glitzerteilen, Schuhen, Hüten und Kostümen aller Art. Alles ist nach Kategorien sorgfältig geordnet, gut gepflegt – jedes Kleidungsstück muss gereinigt zurückgebracht werden – und „jedes Jahr kommt auch der Kammerjäger um prophylaktisch gegen Motten vorzugehen,“ erzählt Oliver. Gefragt danach, ob er Lieblingsstücke im Fundus habe, erwidert er, dass ihm vor allem die maßgeschneiderten Anzüge sehr gefielen. „Die handwerkliche Qualität, die Wertarbeit lassen mein Herz höherschlagen.“kostümfundus_8+9 (c) susanne barta + oliver mölterIch habe mir einige Stücke aus dem Fundus ausgeliehen, um sie zu Hause zu probieren und zu stylen. Auch als Inspiration für euch, sich dort mal umzuschauen. 

Dieser Morgenmantel aus Frottee stammt aus den 1960er Jahren und wurde dem Fundus von einer älteren Dame geschenkt. Ein sehr cooles Stück. Einmal gestylt als eleganter Morgenmantel und einmal als Mantel-Kleid für den Abend.kostümfundus_10+11 (c) susanne bartaSofort ins Auge gestochen ist mir dieser blaue Anzug mit schwarzem Revers. Er stammt, erinnert sich Martina, aus einem Schnitzler-Stück, sie tippt auf „Der einsame Weg“. Überhaupt erinnert sich Martina an die meisten Stücke und wer da was getragen hat. Hier nun zweimal ein Fundus-Komplett-Look: einmal der Anzug mit Bluse, dann nur die Hose mit einer transparenten Bluse. Ein weiterer Anzug-Look wurde schon in den letzten Blog Post eingebaut, den findet ihr hier.kostümfundus_14+15 (c) susanne bartaEhrlich gesagt, würde ich die Teile am liebsten behalten. Aber dann könnte sie niemand mehr für sich entdecken und ausleihen. Den Kostümfundus der Vereinigten Bühnen Bozen findet ihr im Untergeschoss des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums, Roenstraße 12 in Bozen. Die Öffnungszeiten im Fasching: Montag bis Freitag von 9–11 und 15–18 Uhr bis einschließlich Rosenmontag, sonst immer Montag und Donnerstag 16–19 Uhr und Freitag von 10–13 Uhr. Hier noch die Mail-Adresse von Martina Varesco: martina.varesco@theater-bozen.it. Schaut unbedingt vorbei.

Fotos (1–6, 8, 10–12) © Susanne Barta; (7, 9) © Oliver Mölter

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There are 2 comments for this article.
  • Maria Reiterer · 

    Hallo,

    ich bin gerade dabei unsere 1920er Hochzeitsparty zu planen und möchte nachfragen, ob Sie Kleidung (für Frauen und Männer) im 1920 er Stil hätten, sowie evtl. auch ein Hochzeitskleid. Weiter möchte ich fragen, ob Sie Dekorationsmaterialien der 1920er Jahre haben, wie z.B. Schreibmaschine, altes Telefon, goldene Stofftücher, Bilder, Koffer etc.? Wenn ja, besteht die Möglichkeit diese auszuleihen?

    Mit freundlichen Grüßen
    Maria Reiterer

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