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November 30, 2022

Ein neues Business-Modell

Susanne Barta

Letzte Woche habe ich unter anderem darüber geschrieben, dass ich nicht richtig im Flow bin mit dem, was ich so in meinem Kleiderschrank vorfinde und wie ich mich kleide. Mir ist auch klar geworden, was und wo es da etwas klemmt.

Die Beschäftigung mit nachhaltiger Mode hat für mich verschiedene Aspekte: Das Thema ist mir sehr wichtig, auf politischer Ebene, in Bezug auf Umwelt und Klima, in Bezug auf damit einhergehende soziale Themen. Mode ist politisch, nicht einfach ein belangloses Frauenthema. Dabei mag ich Mode sehr, es ist Teil meines Selbstverständnisses mich mit dem, was ich trage, auszudrücken. Und es ist ein Bereich, wo ich meine spielerische Seite ausleben kann. Mich begeistern das Handwerk, schöne Stoffe, besondere Stücke, die Kreativität, die hinter einem Kleidungsstück steckt. Ich habe Respekt vor den Menschen, die sich das alles ausdenken, experimentieren und die das, was wir tragen, herstellen. Mich begeistern die Geschichten, die anders sind als die von konventionellen rein profitorientierten Unternehmungen. Und: Ich möchte etwas verändern. Mit den Mitteln, die ich zur Verfügung habe. So sehr ich also Mode mag, so wenig mag ich die Modeindustrie. sustainable fashion new_business_2 (c) brendan_church_unsplashIn letzter Zeit, das ist mir klar geworden, habe ich zu viele Kleidungsstücke angesammelt. Habe Secondhand gekauft, bei Kleidertausch-Partys was mitgenommen, einige Stücke von kleinen, nachhaltigen Brands erworben, einige wenige Stücke bekomme ich auch geschenkt. Ich unterstütze diese engagierten Projekte gerne, es gehört gewissermaßen auch dazu. 

Aber ich befürchte, ich habe ein paar Sachen angesammelt, die meinem Kleiderschrank nicht wirklich Substanzielles hinzufügen, die mich eher verwirren. Passt das wirklich zu mir? Fühle ich mich wohl darin? Daher habe ich mich entschieden eine Pause einzulegen. Nichts zu kaufen für längere Zeit. Mal zu schauen, auszuprobieren und draufzukommen, was Sache ist. Was will ich behalten? Was möchte ich ändern lassen? Und was weitergeben? Was fehlt wirklich?

Dazu kommt, dass ich nach GREENSTYLE @ Biolife, nach viel Arbeit, intensiven Wochen, Tagen, Vorbereitungen wirklich müde war und mich leer fühlte. Mir wurde klar, dass ich möglich gemacht und unterstützt habe, mit meinem Blog Brands Sichtbarkeit gegeben habe, aber außer Lob, Dank und etwas Aufmerksamkeit in dieser Woche nichts verdient habe. Das soll jetzt nicht zimperlich klingen, aber wenn ich müde bin, spüre ich besser, was Sache ist, als wenn ich mit viel Energie herumwirble. Nun sind Aufmerksamkeit und Dank ja sehr schön und auch nicht selbstverständlich. Ich weiß das zu schätzen. Und sich einzusetzen für zukunftsmitentscheidende Themen ist wichtig. Bis jetzt hat das auch gepasst. Aber mir wurde klar: Das hat seine Grenzen und diese Grenze ist nun erreicht. Und ich bin entschlossen, nach einem Business-Modell für meinen Blog und die Aktivitäten drum herum zu suchen, das zumindest kostendeckend und etwas darüber hinaus ist. sustainable fashion new_business_3 (c) slidebean_unsplashDabei habe ich mir einen zeitlichen Rahmen gesetzt, wie lange ich hier gratis weiterschreibe. Vielleicht findet sich ein Sponsor, eine Sponsorin oder eine Gruppe von Leuten, die das Thema wichtig finden und unterstützen möchten? Ohne auf Inhalte Einfluss zu nehmen natürlich: Denn gekaufte Berichterstattung ist nicht Sinn der Sache.

Für alle, die nicht genau nachvollziehen können, wie dieser Blog läuft: Der Sustainable Fashion Blog ist mein Blog, ich schreibe wöchentlich (seit August 2019 mit bisher über 170 Artikeln), ausgespielt wird er auf franzmagazine. Zur Online-Veröffentlichung kommen Social-Media-Posts auf meinen Accounts dazu, franzmagazine integriert die Artikel in seine Newsletter (5.000 Abonnenten) und auch in seine Social-Media-Aktivitäten. Also für Brands ist das wirklich viel Sichtbarkeit. Den Wert eines Artikels schätze ich zwischen 350 und 500 Euro, je nach Aufwand, Recherche, Länge, Komplexität des Themas. Ich werde weder von franzLAB noch von sonst jemandem für diese Arbeit bezahlt (bis auf einmal), die darin besteht: Know-how aufbauen, recherchieren, auf Veranstaltungen gehen, Themen, Leute, Brands finden, Interviews führen, meist auch hinfahren, Aufnahmen transkribieren und daraus Artikel/Interviews machen, Fotorecherche, Fotos machen und natürlich Netzwerke aufbauen. Auch franzmagazine, insbesondere Co-Founderin Kunigunde Weissenegger, die meine Texte immer gewissenhaft einpflegt, bekommt dafür bisher nichts.

Dass es Zeit braucht, ein Thema aufzubauen, ist klar. Jetzt nach über vier Jahren Einsatz in freiwilliger Sache passt es aber nicht mehr. Das Leben besteht nun mal aus Geben und Nehmen. Ungleichgewichte sind immer wieder auch ok, aber nicht auf Dauer.sustainable fashion new_business_4 (c) absolutvision_unsplashIm Laufe des Schreibens und Redigierens dieses Textes ist mir eine Idee gekommen. Und die könnte so aussehen: Die nachhaltige (Südtiroler) Fashion Community beteiligt sich gemeinsam an diesem Projekt. Es gibt ein Jahressponsoring in Small, Medium und Large: zum Beispiel 150, 300 und 600 Euro, je nach Größe und Möglichkeiten des Betriebs. Auch Private, denen ein solches Projekt wichtig ist, können mitmachen. Darüber hinaus könnte es auch die Möglichkeit geben, Jahres-Main-Sponsor zu werden mit einem gewissen Betrag. Eine gut gepflegte nachhaltige Fashion-Landschaft, Sichtbarkeit der Akteure, Vernetzung, Information und Inspiration helfen allen. Alle Sponsoren werden auf der Seite genannt und auch die ein oder andere Social-Media-und Community-Aktion könnte es geben. So bekommt franzmagazine seinen Aufwand und die Kosten bezahlt und ich meine Arbeit und Spesen und im besten Fall alle ein bisschen was darüber hinaus. Was sagt ihr dazu?sustainable fashion new_business_5 (c) susanne bartaSolltet ihr weitere Vorschläge, Gedankenanstöße, Erfahrungswerte und was auch immer zum Thema und etwaigen Business-Modellen haben, ich bin ganz Ohr. 

Fotos: (1) © Mika Baumeister/unsplash; (2) © Brendan Church/unsplash; (3) © slidebean/unsplash; (4) © absolutevision/unsplash; (5) © Susanne Barta

 

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Comments

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There are 2 comments for this article.
  • Roland Novak · 

    Hallo Susanne, anhand deiner Blogbeiträge ist die Landschaft von Brands, Makern, Dealer und Consumer um einiges übersichtlicher geworden. Schon deshalb müßte dein Vorschlag einiges an Interesse hervorrufen. Sichtbar sein ist mittlerweile auch hier (im Land) nicht selbstverständlich.

    • Susanne Maria Barta · 

      Danke Roland. Ja, es tut sich was. Aber das ist erst ein Anfang, da sollte noch viel mehr gehen… und ich möchte diesen weg begleiten.

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