Music

October 11, 2022

weder noch

F. Landra

mmr 04*

Neulich hab ich im Radio gehört, dass die Natur für uns Dienstleisterin ist … beziehungsweise sein muss, denn freiwillig werden diese sogenannten Ökosystemleistungen der Natur ja wohl nicht sein, kostenlos schon. Da hab ich mir gedacht, so weit musste es kommen, dass auch die Natur mit System ausgenommen wird … Mit dem Ausnehmen ist das nämlich so eine Sache … Da steckt immer System dahinter … muss. Nimm du mal einen Fisch aus und fang beim verkehrten Ende an mit Aufschlitzen … 

Meine diesmaligen Gäste in *mein musik rubrik wissen immer, wo anfangen beziehungsweise sind nicht verzagt, wenn es mal nicht so geht, wie … Sie sind die Musicbanda Franui und Andreas Schett war so spontan und hat sich nicht gescheut, meinen Fragebogen auszufüllen. Heute und morgen stehen sie um 20:00 mit Reigen erstens am 11.10. in Schlanders im Kulturhaus Karl Schönherr und zweitens am 12.10. in Brixen im Forum auf der Bühne. Weil sie das Kulturinstitut eingeladen hat. – Gut gemacht. 

ich schreib ja für franzmagazine, deren Motto – Achtung Hashtag – #morethanapplesandcows ist. was ist bei euch so more than apples and cows? 

Als wir uns vor fast 30 Jahren in dem kleinen Osttiroler Dorf Innervillgraten gegründet haben, in dem viele von uns aufgewachsen sind, hätte dieses Hashtag auch als Motto herhalten können. Wir wollten definitiv mehr als Kühe und … in unserem Fall wohl: Erdäpfel (bei uns wachsen nur Erdäpfel). Die Sehnsucht, was anderes zu spielen als das, was im Marschbüchlein steht, war groß und ist bis heute groß geblieben. Wenn wir bestehende oder überlieferte Musik als Ausgangspunkt verwenden, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem wir nicht mehr umblättern und einfach weiterspielen.

welches Stück habt ihr als letztes geprobt? passt es bereits oder wo hapert’s noch? 

Gestern haben wir ein neues Stück geprobt, das gerade fertig geworden ist. Es heißt „Des Antonius von Ansfelden Fiebertraum“ – eine wilde Mischung aus Tanzsätzen, die in Bruckners Symphonien vorkommen. Auch ein durchgedrehtes Scherzo von Schubert und ein kleines Klavierstück von Bartók haben sich reingeschwindelt. Wo es noch hapert, werden wir heute nach der Uraufführung wissen.

wenn ihr euch umbenennen müsstet, wie würdet ihr als Band heißen? warum?

Wir haben bei unserer Gründung einen Namen gesucht, der schön klingt und nichts bedeutet. Franui ist der Name einer ganz bestimmten Almwiese auf 2.300 m in Innervillgraten. Das Wort ist offensichtlich rätoromanischen Ursprungs und verweist darauf, dass das Villgratental von Südtirol her über den Berg besiedelt worden ist. Immer wieder kommen nach den Konzerten Leute zu uns, die sagen, sie hätten nachgeforscht und wüssten jetzt, was Franui bedeutet. Zum Teil widersprechen sich die Forschungsergebnisse. Jedenfalls ist der Bandname schwer zu toppen. Vielleicht wäre Franzensfestkapelle eine Option, wegen unserer Nähe zu Franz Schubert. Dann könnte uns freilich das franzmagazine zum Jubiläum aufspielen lassen! 

ist es schwierig, sich als alte Hasen zwischen all den gepushten anderen zu behaupten? was ist eure Strategie? (verratet ihr sie uns?) 

Von einer Kuhflade in die nächste steigen und nicht viel nach links oder rechts schauen.

widmet ihr uns noch einige Zeilen Komposition? 

Gerne die erste Seite des erwähnten neuesten Stücks.Des Antonius © Markus Kraler:Andreas Schett (AKM) :: „STRG F“ :: Musicbanda Franui, 2022jetzt haben wir null über eure anstehenden Auftritte in Schlanders und Brixen gesprochen. wie kriegen wir das noch hin? was sind die Fakten? 

Die beiden großartigen Schauspieler Regina Fritsch und Sven-Eric Bechtolf schlüpfen in alle Rollen von Schnitzlers einstigem Skandalstück, während wir in jeder Szene für das musikalische Milieu sorgen. Immer dort, wo bei Schnitzler drei Striche stehen, als Zeichen für den Beischlaf zwischen den jeweiligen Figuren, ist besonders viel Platz für Musik. Der Abend ist keine Theateraufführung, keine Lesung, kein Musiktheater, kein Hörspiel – und hat doch von allem etwas.

trauermarsch oder tanzbodenstück?

Am besten immer beides zugleich, oder wenigstens kurz hintereinander. Die Blaskapellen in den Alpentälern hatten früher kein eigenes Trauermarsch-Repertoire. Sie spielten am Friedhof einen „gewöhnlichen“ Straßenmarsch viermal so langsam. Sobald die Beerdigung vorüber war, nahmen sie vor der Kirche Aufstellung und marschierten mit demselben Marsch im normalen Tempo davon. Ins Wirtshaus.

schwarz oder weiss? 

Bitte alle Abstufungen dazwischen. Gute Musik ist nie schwarz oder weiß, richtet sich nie ausschließlich entweder an das Hirn oder ans Herz, sondern kann in ein- und demselben Moment viele Gedanken und Gefühlszustände auslösen und aufnehmen.

Foto: Franui (c) Julia Stix

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