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July 11, 2022

Future Fibers – Eco-Social-Design-Student*innen im Schaufenster des BITZ fablab

Elisa Barison

Wer schon mal die Bozner Rosmini-Straße entlang am BITZ unibz fablab vorbeigelaufen ist, hat bestimmt kurz innegehalten, um (so unauffällig wie möglich, natürlich) durch die großen Fensterfronten in das kuriose Laboratorium zu spähen. High-Tech-Maschinen und kunterbunte Dinger locken einen ans Fenster und am liebsten würde man das Gesicht dagegen drücken, um zu beobachten, was die Menschen dahinter so anstellen.

Dank der aktuellen Schaufenster-Ausstellung Future Fibers der Student*innen im Master Eco-Social Design der Universität Bozen ist es nun während der Sommermonate nicht mehr so komisch, vor dem fablab stehen zu bleiben und zu starren. Im Gegenteil. Die Scheibe gleich am Eingang präsentiert mit Text und Bildern die Entwicklungen des heurigen Kurses „Design & Production“ des niederländischen Designers Aart van Bezooijen. Meilensteine davon werden mit Daten, Schlagwörtern und kleinen Displays an Materialien präsentiert. Das macht natürlich neugierig und Interessierten und Schaulustigen werden zwei Möglichkeiten geboten:
A)    Eintreten und erleben
B)    QR-Code scannen, auf dem Blog des Masterstudienganges landen und die tagebuchartige Erzählung der einzelnen Steps des Kurses nachlesen 

Im heurigen Jahr ging es für die Student*innen von Aart van Bezooijen um die positiven Seiten der Textilindustrie: innovative Wege zur Rettung von Materialien, Do-it-yourself-Produktion und ein Blick darauf, wie viel Arbeit und Wert in der Herstellung von Kleidern liegt. Im Interview erzählt er mir vom Machen der Schaufenster-Ausstellung und vom Machen generell … 

Ein QR-Code schickt Betrachter*innen des Schaufensters auf den Blog „by design or by disaster“, um die Inhalte der Ausstellung zu vertiefen. Wurde der Blog eigens dafür errichtet? 

Der Blog wurde von meinem Kollegen Kris Krois ins Leben gerufen und ist einer der Kommunikationskanäle des 2015 gegründeten Master in Eco-Social Design. Alle beteiligten Kursleiter*innen können den Blog nutzen, um zu teilen, was sie im Semester so vorhaben und umsetzen. Der Blog ist auch die Heimat der jährlich stattfindenden By Design or By Disaster (DoD) Conference, daher der Name. Wer sich den Termin vormerken möchte: Die DoD-Konferenz findet nächstes Jahr vom 30. März bis 2. April 2023 statt. Hier hingegen geht’s zum Instagram-Kanal des Masterstudienganges und hier zu den Aktivitäten rund um das Thema Material. Future Fibres 2 Aart van Bezooijen umAuf dem Blog sprichst du über ein Überdenken des Wertes der Herstellung, des Machens. Sind andere Design-Kurse weniger auf das Machen fokussiert?

Der Masterstudiengang Eco-Social Design bietet verschiedene Kurse an, die sowohl theoretisch als auch praktisch ausgerichtet sind. Meine Kurse über Materialien und Herstellung haben einen eher praxisorientierten Ansatz. Ich glaube fest an den Wert der Herstellung, des Machens als einen wichtigen Aspekt in der (Design-)Ausbildung. Wenn wir junge engagierte Designer*innen für die Produkte, Dienstleistungen und Systeme von Morgen ausbilden wollen, ist es wichtig, dass sie mit der „realen Welt“ in Kontakt bleiben. Nicht nur, weil es den Student*innen hilft, zu verstehen, was möglich ist – was sie als zukünftige Change-Maker definiert – sondern auch, was eben nicht möglich ist und wo Zusammenarbeit erforderlich ist. In meiner neuesten Publikation Hands-on Materials Education setze ich mich mit dem Thema auseinander, inklusive Fotodokumentation.

Das Überdenken des Wertes der Herstellung wurde im diesjährigen Kurs auch in jenem Zusammenhang angesprochen, in dem wir als Gesellschaft Produkte bewerten, die für uns hergestellt werden. Neben dem reinen wirtschaftlichen Wert (dem Preisschild des Produkts) spielen viele andere Werte eine Rolle bei der Herstellung von Kleidung oder Gegenständen. Werte im Zusammenhang mit sozialem Wohlstand, fairen Löhnen, Arbeitsbedingungen und Menschenrechten sind genauso mit jedem Produkt verbunden, das für oder mit uns hergestellt wird. Genauer analysiert haben wir diesen Wert mit der niederländischen Designerin Nienke Hoogvliet im Rahmen unseres Austauschs mit Arianna Moroder von LOTTOZERO und der Exkursion der Studierenden nach Prato. Das dort abgehaltene Online-Symposium wurde aufgenommen und kann jederzeit von allen konsultiert werden.Gab es die Idee der Schaufenster-Präsentation von Anfang an und soll diese auch eine Einladung sein, um das fablab zu besuchen? 

Als ich letztes Jahr meinen Job an der Uni BZ begonnen habe, war ich sehr froh darüber, mit den Mitarbeiter*innen des BITZ unibz fablab für meinen Kurs zusammenarbeiten zu können. Nicht nur, weil sie über wunderbare und leicht zugängliche Werkzeuge verfügen und den Student*innen großartige Unterstützung bieten, das fablab ist ein sehr einladender Ort, der auch die Arbeit von interessierten Bürger*innen unterstützt. Die Arbeiten junger Designer*innen mit den Bürger*innen der Stadt zusammenzubringen, ist eine der Möglichkeiten mit der “realen Welt”, die ich vorhin erwähnt habe, in Kontakt zu bleiben.

Die meisten unserer Projekte werden dokumentiert, um unsere Ergebnisse mit den Besucher*innen des BITZ unibz fablab zu teilen. Manchmal zur Inspiration und manchmal, um Ideen zu teilen und auszutauschen. Gute Beispiele dafür sind die Do-it-yourself-Materialrezepte, die zur Verfügung stehen, und seit kurzem auch einige inspirierende Broschüren unserer Student*innen, die die Neugier der Menschen wecken und sie einladen sollen, mit uns den Prozess der Herstellung zu erforschen. Future Fibres 3 Aart van Bezooijen umEigentlich sehr leiwand, dass wir Nicht-Studierenden den Kurs und die Inhalte so nachverfolgen und vertiefen können. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen dabei sind die Projekte der Student*innen zum Ausprobieren und Selbermachen.

Einfach mal alte Kleidung aussortieren und was Neues daraus mixen, Bierreste nach einer Party wiederverwenden, die unendlichen Möglichkeiten des Materials Hanf entdecken oder den Allrounder Bambus kennen und lieben lernen.
Einfach mal versuchen, die Zukunft mit positiven Fäden zu spinnen. 

Fotos: (1) Future Fibers im Schaufenster des BITZ fablab (Aart van Bezooijen; (2) Material Samples auf Hanf-Basis von Valentine Troi (Aart van Bezooijen); (3) Toppete, Marina Piva, Valentina Cemin

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