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June 1, 2022

Neonyt Lab – ein „Must“ für die nachhaltige Fashion Community

Susanne Barta

Dreimal musste sie pandemiebedingt abgesagt werden: Neonyt, die nachhaltige B2B-Mode-Messe der Messe Frankfurt. Dabei wurde sie erst 2019 aus zwei nachhaltigen Modeformaten gegründet, dazu die Konferenz Fashionsustain und das Content-Creator-Event Prepeek. Zunächst fand die Neonyt im Rahmen der Berlin Fashion Week statt, gemeinsam mit den Messen Premium und Seek ist sie dann nach Frankfurt übergesiedelt, die Frankfurt Fashion Week wurde aus der Taufe gehoben. Premium und Seek sind unerwartet wieder nach Berlin zurückgekehrt. Und jetzt? Für Ende Juni 2022 wurde kurzerhand ein neues Format entwickelt: Neonyt Lab. B2B findet heuer nicht statt, dafür gibt es ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm und ein D2C Event in Zusammenarbeit mit GREENSTYLE. Alles in Bewegung also. Ich habe mit Bettina Bär gesprochen, die im Oktober 2021 die Leitung der Neonyt übernommen hat.neonytlab_2 © neonytBettina, ihr habt turbulente Zeiten hinter euch. Wohin geht die Reise der Neonyt?

Ich bin zunächst mal froh, dass überhaupt wieder etwas passiert. Wir alle freuen uns sehr auf Juni. Aber die DNA der Neonyt ist ein B2B-Geschäft, wir bringen Personen und Branchen zusammen. Dahin gehen wir auch wieder zurück. Dennoch wird es nicht das Format sein, mit dem wir im Januar 2020 in Berlin aufgehört haben. Dazwischen liegen zwei Jahre, die die Gesellschaft und auch uns geprägt und verändert haben. Wir arbeiten gerade an neuen Konzepten. Für Juni haben wir das Neonyt Lab konzipiert. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die Veranstaltung für Endkund*innen zu öffnen und dabei viel Awareness für das Thema nachhaltige Mode zu schaffen. Die Besucher*innen sollen etwas erleben und auch mitnehmen. Ein Programmpunkt ist wieder die Konferenz Fashionsustain, dann ist auch die Prepeek mit dabei und es gibt den Direktverkauf für Mode, Lifestyle und Beauty in Kooperation mit der GREENSTYLE. Ein besonderes Erlebnis wird in Zusammenarbeit mit Engagement Global entstehen und zwar Frankfurts größte „TU DU-Wall“. Hier kann man sein persönliches To-do mitnehmen und schauen, was jeder selbst für den eigenen nachhaltigen Kleiderschrank tun kann. Auch eigene Ideen können platziert werden. neonytlab_3 ©  Dita-Vollmond:NeonytNeonyt ist eine Tochter der Messe Frankfurt, ein Deutschland-Fokus ist unverkennbar. Wie sichtbar und bekannt seid ihr international?

Da muss man zunächst auf die verschiedenen Formate schauen. Das Neonyt Lab ist ein ergänzendes Format, da ist der Deutschland-Fokus sicher größer. Wenn wir auf unseren Kern schauen, auf die Neonyt als Messe, sind wir sehr viel internationaler aufgestellt. Das zeigen auch die Zahlen von 2020. Unsere Aussteller*innen kamen aus über 20 Ländern, die Besucher*innen aus über 50, Schwerpunkt ist Europa. Die Neonyt ist ein Teil des Textilbereichs der Messe Frankfurt. Die weltweit knapp 60 Veranstaltungen werden unter dem kommunikativen Dach „Texpertise“ gebündelt, ein Netzwerk von internationaler Bedeutung. Im deutschen Raum gibt es kein B2B-Format wie die Neonyt, da haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.neonytlab_4+5 © neonyt Neonyt_Installation_28Ihr holt nachhaltige Mode bewusst aus dem Müsli-Eck heraus, arbeitet dabei mit der Stylistin Claudia Hofmann zusammen…

Da geht es um Glaubwürdigkeit. Wir möchten zeigen, dass nachhaltige Mode längst einen modischen Anspruch und Stil hat. Deswegen wird es im Juni wieder eine Modenschau geben, denn nachhaltige Mode hat es verdient, im Rampenlicht zu stehen. In der Vergangenheit haben unsere Fashion Shows gezeigt, dass nachhaltige Mode sehr attraktiv sein kann. Bei der Auswahl der Labels schauen wir uns neben Nachhaltigkeitskriterien auch Lookbooks, Styles und das Image des Labels an. Wir verfolgen also einen kuratierten Ansatz.

Nachhaltigkeit als Marketing-Instrument ist ein viel diskutiertes Thema. Die Claims mancher Brands sind zum Teil sehr vollmundig. Und nicht immer nur die der konventionellen Labels. Muss auch die nachhaltige Modebranche ehrlicher kommunizieren was sie leisten kann und was nicht?

Ich glaube, dass nachhaltige Mode-Labels klar kommunizieren und erklären müssen, was dahintersteht. Transparenz und Ehrlichkeit sind wichtig, auch im Hinblick darauf, was bei anderen Labels passiert. Im Moment ist es ja so, dass einige große und auch mittelständische Unternehmen der Fashion Industrie Wörter in den Mund nehmen, die man nur als Green- oder Bluewashing bezeichnen kann. Kommunikation muss glaubhaft sein.

Im Rahmen der Konzeption des Neonyt Lab haben wir uns intensiv mit den Endkund*innen beschäftigt und dabei auch den „Dschungel“ aus Textilsiegeln thematisiert. Alle Textilsiegel und Zertifizierungen haben unterschiedliche Schwerpunkte und es ist nicht einfach zu verstehen, wem man vertrauen kann und wem nicht. Da braucht es mehr Kommunikation und Aufklärungsarbeit. Kund*innen schätzen Ehrlichkeit. neonytlab_6+7 © neonytHat die Pandemie die nachhaltige Modeszene heftiger erschüttert?

Jede Branche bei uns im Haus hat die Auswirkungen gespürt, auch wir. Wir sind alle unvorbereitet getroffen worden. Auch bei den Unternehmen musste sich über Nacht vieles verändern. Ich beobachte, dass in der Pandemie Kooperation, gemeinsame Lösungssuche wichtiger wurden. Etwas, das bei den Neonyt-Labels schon vor der Pandemie wichtig war. Das ist ihnen sicher zugute gekommen.

So weiter machen wie bisher ist ja keine Option. Wir sind mitten in einem Kulturwandel und müssen schauen wie es hier auf unserem Planeten weitergeht. Da braucht es uns alle dazu. Deshalb ist der Besuch eines solchen Lab eigentlich ein Pflichtbesuch.neonytlab_8 © neonytDie Ausgabe im Januar wäre deine erste Messe als Show Director geworden. Wie geht’s dir bisher in deinem Job?

Ich bin ein Messekind und mag diese Art zu arbeiten, Ideen in einer Gruppe zu entwickeln und netzwerken. Auch wenn im Juni nicht das große Neonyt Format stattfindet, bin ich einfach froh, dass wir wieder starten. Corona hat gezeigt, dass nichts über persönliche Begegnungen geht. Die Vielfalt an Begegnungen, die man im Rahmen eines Messeformats hat, die gibt es eben nur dort.neonytlab_9 © neonytFrankfurt wird bleiben als Standort?

Das kann man noch nicht sagen. Am B2B-Format halten wir auf jeden Fall fest und schauen, welche Standorte national, auch international in Frage kommen. Auch welche Kooperationspartner*innen. Wir sind für alles offen, was der Branche hilft.neonytlab_10+11 © neonytDie Zusammenarbeit mit GREENSTYLE ermöglicht den Neonyt Besucher*innen erstmals ein richtiges D2C-Erlebnis. 30 Brands sind mit dabei, alle dort präsentierten Kollektionsteile, Accessoires und Beauty-Produkte können direkt vor Ort anprobiert und erworben werden. „In der Arena der Union Halle bilden wir mit den Kollektionen unserer Brands an den Verkaufsständen und Themen Spaces nachhaltige Ansätze von Re- und Upcycling, lokaler Produktion und Zero- und Less-Waste-Konzepten bis hin zu zirkulären Ansätzen sowie innovativen Konsummodellen alle Facetten der nachhaltigen Mode ab“, sagt GREENSTYLE-Gründerin Mirjam Smend. Diese  Brands sind im Juni mit dabei – auch das Südtiroler Label „The Bad Seeds Company“ wird in Frankfurt sein. Und hier geht’s zum aktuellen Fashionsustain-Programm.

Neonyt Lab in Zusammenarbeit mit GREENSTYLE findet von 24. bis 26. Juni 2022 in der Union Halle in Frankfurt am Main statt. Vielleicht sehen wir uns dort? neonytlab_12+13 © sb

Fotos: (1, 2) © Neonyt Messe Frankfurt; (3): Bettina Bär auf der Fashionsustain im Januar 22 © Dita Vollmond/Neonyt Messe Frankfurt; (4, 5) Neonyt-Installation Januar 22, styled by Claudia Hofmann © Neonyt Messe Frankfurt; (6) © Sophie Brand/Neonyt Messe Frankfurt; (7–11) © Neonyt Messe Frankfurt; (12) © Susanne Barta; (13) Mit Mirjam Smend und Iris Rust/Dawn Denim auf der Neonyt Januar 20 © Susanne Barta 

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