Hinaus in die Welt sehen …
mit dem Trento Film Festival

Das Trento Film Festival jährt sich dieses Jahr zum 70. Mal und jubiliert noch bis zum 8. Mai 2022. Dass der Berg eine der Hauptrollen spielt, wundert in unserer Region nicht unbedingt, dass er es  Jahr für Jahr im Kino immer wieder tut und das doch beachtlich umfangreich, ist aber doch ein kleines Staunen wert. Zu umfangreich fast, möchte man meinen, ist diese Auswahl, wenn man sich durchs Programm klickt und nicht vor und zurück weiß. Natürlich sind die Filme im Wettbewerb sozusagen Garantien für gute Unterhaltung. Und es gibt die inhaltliche Einteilung in „Terre alte“, „Destinazione… futuro“, „Alp&ism“ und „Orizzonti viccini“, die eine Vorselektion ermöglichen. Auch nach Ländern kann man die gezeigten Filme ordnen. Ich aber habe einen Blick auf die Sondervorstellungen geworfen, weil ich finde, dass das Sonder häufig viel Gutes in sich trägt. Für die kommenden fünf Tage eine Auswahl, ohne Garantie, aber vielleicht macht’s Lust auf Kino, das leidet ja bekanntlich an sinkenden Zuschauer*innenzahlen. Und kann dabei so viel Schönes. Wer diese Woche noch Zeit findet, die und der schaue doch nach Trient und lasse sich in die Plüschsessel fallen, das Wetter hat nichts dagegen. 

HIS RAIN WILL NEVER STOP ist ein Film von Alina Gorlova aus dem Jahr 2020. Das Flüchtlingsthema ist schmerzhaft aktuell: Vom syrischen Bürgerkrieg bis hin zu den Konflikten in der Ukraine ist Andriys Leben eine tief prägende Reise zwischen Leben und Tod. Die Bildkraft des Films ist beeindruckend. HIS RAIN WILL NEVER STOP ist eine Sonderveranstaltung zum Krieg in der Ukraine, in Zusammenarbeit mit dem Pordenone Docs Fest.

Dienstag, 03.05., 18:45, Multisala Modena – Sala 2.

Die Vorführung von Il BUCO (2021) ist eine Hommage an den Regisseur Michelangelo Frammartino, Jury-Mitglied des diesjährigen Trento Film Festival. Im August 1961 besuchte eine Gruppe junger Höhlenforscher die kalabrische Hochebene und tauchte ein in die Verlassenheit ihres Hinterlandes. Unter den Augen eines alten Hirten, dem einzigen menschlichen Bewohner dieses unberührten Gebiets, entdeckten die Forscher eine der tiefsten Höhlen der Welt, den Abisso del Bifurto in der Hochebene von Pollino. Bei den letztjährigen Filmfestspielen in Venedig (78. Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica) gewann der Film den Sonderpreis. 

Mittwoch, 04.05., 19:00, Multisala Modena – Sala 3.

Von Luc Moullet gibt’s mehrere „proiezzioni speciali“, schließlich ist ihm mit NÉCESSITÉ DE MOULLET – OMAGGIO A LUC MOULLET, CINEASTA E MONTAGNARD, ein eigener kinematografischer Schwerpunkt gewidmet: Um seine Bedeutung für das Festival zu veranschaulichen, reicht hier folgendes Zitat in seinem Artikel „Nécessité de Trento“ in der wichtigsten Filmzeitschrift „Cahiers du cinéma“ im März 1964: „Das Bergkino ist ein integraler und notwendiger Bestandteil des Lebens – und damit theoretisch auch des Kinos. Das Bergkino ist keine Spezialität für Eingeweihte und man kann nicht darauf verzichten, wie beim Animationskino. Das ist eine Tatsache und eine ästhetische Notwendigkeit. Die Tatsache, dass sie hier seit dreizehn Jahren vergessen wurde, berechtigt und verpflichtet mich, mich mit ihr zu befassen.“ Luc Moullet, Kritiker, Filmemacher und Bergsteiger, drehte insgesamt 38 Filme aller Formate und Genres, die oft mit dem Kanon der traditionellen Erzählung spielen und durch seine Vorliebe für das Komische und Absurde sowie durch die Präsenz des Berges verbunden sind. Sieben seiner Filme und ein Film über ihn sind im Programm. 

THE MUSHROOM SPEAKS (Marion Neumann, 2021) erforscht die heilenden Eigenschaften von Pilzen und ihre regenerativen Fähigkeiten. Mit Hilfe von Pilzen und ihren Verbündeten lädt der Film dazu ein, sich eine mykologische und kulturelle Revolution vorzustellen: Was wäre, wenn Pilze uns helfen könnten, unser Verhältnis zur Welt zu überdenken und radikal zu verändern? THE MUSHROOM SPEAKS basiert auf persönlichen Erfahrungen, verbindet Dokumentar- und Erlebnisfilm und erzählt Wissenschaft, Poesie und soziale Themen in verwoben schöner Weise. 

Freitag, 06.05., 15:00, Multisala Modena – Sala 2.