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February 25, 2022

Wirklichkeiten bei Tisch – Leonora Amalia Prugger, Malerin

Kunigunde Weissenegger

Menschen begegnen einander, kommen in Raum und Zeit vereint zusammen, versammeln sich um einen Tisch. Es können viele sein, die Anlässe verschieden. Hände greifen nach Gegenständen, es wird gegessen, getrunken, auch gespielt, in einem total anderen Kontext geschrieben, gearbeitet, mit der Außenwelt kommuniziert. An einem Abend, einem Tag, in einem bestimmten Zeitabschnitt kann allerhand passieren. 

Sie, Jahrgang 1995, hat Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg bei Prof. Susanne Kühn studiert und im Sommer 2021 mit Diplom abgeschlossen. Seit einigen Monaten hat sie sich in St. Ulrich ihr eigenes Malatelier eingerichtet. Aktuell stemmt Leonora Amalia Prugger im Kunstforum Unterland bis 26. Februar 2022 die Einzelausstellung „Bollito Misto“. Allerhand bunt Aufgekochtes und üppig Kombiniertes ist auf ihren „Tischbildern“ zu beobachten und zu entdecken. »Malerei ist tatsächlich dem Kochen ähnlich, verschiedene Zutaten werden zusammengeführt, gemischt und auf der Leinwand sieht man das Resultat«, so die Malerin. 

»Mir ist, besonders auch in den Zeiten der Lockdowns, das Objekt „Tisch“ ins Auge gestochen und aufgefallen, dass es für mich eine besondere Bedeutung hat.« Die Leinwand der Malerin wurde zum Tisch, der Tisch zur Leinwand, mit Abstand betrachtet, von unten, aus dem unteren Stockwerk. Vom Objekt „Tisch“ sind inzwischen teilweise nur mehr die Beine auszumachen, die dem Stillleben einen Rahmen geben. Sie haben die reine Funktion ihres Seins verloren und sich in ein Element der Leinwand, in eine Blüte oder in einen Buchstaben, verwandelt. 

»Der Schritt vom Figurativen zum Abstrakten war mir wichtig, ohne jedoch zu abstrakt zu werden, das Figurative beizubehalten und nicht entgleiten zu lassen. Eine Ahnung von Hand oder Fuß, von „Menschlichem“ soll immer bleiben – um der Abstraktion nicht zu viel Wert beizumessen – lebendig zu bleiben.« Die Tische können überall stehen, im Öffentlichen wie im Privaten, sind gleichzeitig Zeugnis und Traumwelt – »eine Wirklichkeit, die verstört wird«.

Leonora Amalia Prugger schöpft aus Erinnerungen und eigenen Erfahrungen – malt sich mit Pinsel und Farben aus, was geschehen könnte, komponiert ein Bild, lässt Dinge Gestalt annehmen. Die rechteckige Form, ob Tisch oder Leinwand, ist „am Ende des Tages“ nicht nur eine Momentaufnahme, sondern eine Aufzeichnung, ein Bildprotokoll, ein Beleg von Geschehenem.Leonora Amalia Prugger

Fotos: Leonora Amalia Prugger

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