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February 8, 2022

Vienna Calling? – Cecilia Kukua performt

Eva Rottensteiner

Sie malen, sie sprechen, sie schreiben, sie fotografieren, sie experimentieren, sie musizieren, sie künstlern. Fernab vom Brenner. Um in Wien zu Stadtkindern zu werden. Was sie dort treiben, wie sie leben, warum sie den Bergen, dem Aperol und den Äpfeln den Rücken gekehrt haben. „Vienna Calling?“ ist eine Porträtreihe über Südtiroler Kunst- und Kulturschaffende in Wien. Und weil die Kunst Assoziationen spinnt und verwebt, stellen wir unseren Gästen ausnahmsweise mal keine Fragen, sondern Wörter. Sie dürfen assoziieren und wir in ihre Köpfe eintauchen.  

Cecilia Kukua, geborene Boagyam, *1990 in Bozen, schlüpft in viele Rollen. Seit ihrer Schauspielausbildung in Bruneck, Innsbruck und Wien ist die Schauspielerin auf der Theaterbühne und manchmal auch hinter der Filmklappe zuhause. Cecilia Kukuas Theaterperformances spielen kaum auf den Bühnen der Bourgeoisie. Stattdessen findet man sie in belebten Einkaufsstraßen, Klimacamps, Irrgärten, Ungarn oder als interaktives Onlinetheater. Meistens haben in Kukuas Performances die Frauen den größten (oder ganzen) Sprech- und überhaupt Handlungsanteil. Cecilia lehrt Mädchen, wie man Räume einnimmt, und nicht-bunten Schafen, wie sie auch ohne Farbe ihre Einzigartigkeit feiern können. Zum Beispiel im Februar bei „Medeas Töchter“ und im März bei „Dr. Doolittle“ im Kinder- und Jugendtheater Dschungel Wien.Cecilia Kukua Medeas Töchter Kultursommer 32 (c) Rainer Berson

PERFORMING

Cecilia Kukua: In den Performances bei denen ich mitgewirkt habe, war es eigentlich bis jetzt immer so, dass das Stück neu entwickelt wurde und mit den Inputs von uns PerformerInnen entstanden ist, alles wurde neu geschrieben. Das Interessante an dem Prozess ist, dass sehr viel von mir als Mitwirkende mit einfließt und ich mich mit dem Thema gedanklich, körperlich, schriftlich auseinandersetze. Darüber hinaus, dass ich versuche, künstlerische, kreative Ausdrucksformen für sehr frische Ideen zu finden. Ich liebe es, wenn eine Idee erblüht, die dann im Prozess mehr und mehr an Form gewinnt, bis sie am Ende reif ist für die Präsentation.  

GESELLSCHAFTSKRITIK

Cecilia Kukua: So wie Kunst politisch ist, ist sie auch immer gesellschaftskritisch. Die Figuren in einem Stück oder Drehbuch sind grundsätzlich Personen, die mit etwas in ihrem Umkreis unzufrieden sind und aus diesem Grund beginnen zu handeln. Eine Figur verspürt die Notwendigkeit, etwas zu verändern. Das macht Theater, Film und Kunst im Allgemeinen so interessant und wertvoll, finde ich.
Im Kurzfilm Animal Control zum Beispiel wollen die vier Frauen sich gegen sexuelle Übergriffe wehren und beginnen deshalb Aktionen zu setzen. Sie haben eine Motivation, die sie verbindet. Ihr Tun spitzt sich dann so sehr zu, dass ihnen die Kontrolle aus den Händen gerät und eine von ihnen bei der von ihnen inszenierten Aktion tatsächlich in Gefahr ist. Der Film zeigt, denke ich, vor allem Wut darüber, dass das eine Geschlecht sich stärker, mächtiger fühlt als das Andere und den Drang danach, dagegen Taten zu setzen.

Triggerwarnung: sexuelle Gewalt

LIEBLINGSROLLE

Da muss ich schmunzeln. Ich habe so etwas wie eine Lieblingsrolle eigentlich nie wirklich gehabt. Als ich jünger war, habe ich gehört, das Gretchen sei die Rolle, die jede große Schauspielerin einmal spielen will. Ich habe dann gedacht: „Das Gretchen zu spielen will ich auch mal erreichen.“ Inzwischen finde ich, dass das Gretchen deshalb keine so tolle Rolle ist, weil sie nur eine Nebenfigur in der Geschichte ist. Vorwiegend dazu da, um den Handlungsstrang weiter zu bringen. Ich fände die Rolle nicht wahnsinnig interessant, außer sie wird neu und modern inszeniert. Ich finde zurzeit Theater und Film dann am spannendsten, wenn es starke Frauenfiguren hat. Oder starke Spielerinnen, die auch Männerrollen spielen. Ich liebe meine Rollen immer dann, wenn ich es schaffe, dass der Funke zum Publikum überspringt. Wenn die Emotionen der Figur beim Zuseher und bei der Zuseherin gespürt werden und die Leute sich etwas in die Außenwelt mitnehmen können.

Fotos: Rainer Berson

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