Music

December 14, 2021

Anna Carol: richtig guter Sound aus Bozen – der UploadSounds Hauptact

Maria Oberrauch

Anna Carol heißt eigentlich ein bisschen anders und ihr Künstlername klingt nördlicher und englischer, als sie ist. Anna ist Boznerin, erst nach dem Schulabschluss zog es sie nach Deutschland, England und in die Niederlande. Die studierte Jazzmusikerin begann im Ausland mit dem Projekt Carol Might Know ihre ersten Schritte als Singer-Songwriterin, daraus entstanden ist die EP „Act Naturally“. 2020 veröffentlichte sie ihre erste EP in italienischer Sprache mit dem Titel „Evoluzione“ beim unabhängigen Label NUFABRIC Records. 

Ihre Musik hat etwas weiches und klares, ihre Texte sind unverschnörkelt schön. Anna Carol trägt ihre Gitarre hoch und fast federleicht hält ihre Stimme diesen speziellen Sound – da ist Jazz, da ist Pop, Elektronik, R&B und vermutlich noch so manches andere Stückchen Welt und Fokus und Zeitraum. Samstag Abend war Anna Carol Hauptact beim Finale des diesjährigen UploadSounds im Bozner Walterhaus. 2022 bringt sie ein neues Album heraus.

Was ist zuerst da: Wort oder Melodie? 

Es gibt hier für mich keine genaue Regel. Manchmal beginne ich mit einem Bild, dann kommen die Worte zuerst; häufiger entsteht eine Melodie in meinem Kopf, und daraus entwickelt sich ein Lied.  

Wie war dein Weg zur Musik?

Ich habe schon als Kind viel gesungen, zuhause und draußen auf der Straße und wenn ich einmal nicht gesungen habe, hat meine Mutter mich gefragt, ob es mir denn gut gehe … Offenbar setzte ich damals jedoch meine Stimme falsch ein, denn abends war sie dann immer sehr tief und die Logopädin empfahl, mit dem Singen aufzuhören. Aber wer kann einem Kind schon sagen, dass es nicht singen soll? Ich habe einfach weitergemacht. Als ich älter wurde, begann ich mit Gesangsunterricht und seitdem habe ich nicht mehr aufgehört, Musik zu studieren.Anna Carol (c)

Du warst mehrer Jahre im Ausland und hast zuerst Musik in englischer Sprache veröffentlicht. Wie anders singt es sich auf Italienisch?

Die Musik in englischer Sprache entstand in meiner Zeit in Rotterdam mit meinem ersten musikalischen Projekt Carol Might Know. Als ich im Ausland lebte, war es  für mich ganz normal, auf Englisch zu schreiben und zu spielen: In einer anderen Sprache hätte ich diese Gefühle nicht wiedergeben können. Zurück in Italien verspürte ich den Drang, meine Sprache zurückzuerobern, zu meinen Wurzeln zurückzukehren und mich dem Schreiben auf Italienisch zu nähern. Es war ein komplexer Prozess, aber er ermöglichte es mir, neue Gebiete in meiner Musik zu erforschen und zu experimentieren.

Schreibst du alleine oder zusammen mit anderen?

Am Anfang habe ich meine eigene Musik geschrieben, aber im letzten Jahr habe ich auch mit anderen Künstlern zusammengearbeitet. Musik lebt von der Kontamination: Das Schreiben mit vielen Händen ist eine künstlerische, aber auch eine persönliche Bereicherung. Es schafft Verbindungen und Ideen, die zu wirklich interessanten Projekten führen können.

Woran arbeitest du gerade?

Ich arbeite an einem neuen Album, das 2022 erscheinen soll. 

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Was inspiriert und was hörst du gerne? 

Die größte Inspiration kommt von den Begegnungen mit Menschen, die alle ihre eigenen Leidenschaften, ihre eigenen Geschichten, ihre eigenen Talente haben … auch die Begegnung mit neuen Orten ist immer eine Quelle großer Inspiration oder andere Lieder, andere Kunstwerke, die mich beeindrucken. Auf musikalischer Ebene höre ich derzeit viel Moses Sumney, Charlotte Day Wilson, Nappy Nina, Son Lux und auch viel Musik von aufstrebenden, italienischen Künstlern. 

Wo gehst du aktuell um? Und wo zieht es dich hin?

Nach 7 Jahren im Ausland lebe ich nun seit 3 Jahren in Bozen. Im Moment geht es mir hier gut, aber ich spüre, dass ich immer wieder raus- und wegmuss … dass ich reisen und mich bewegen muss, um mit der Realität anderer, größerer Städte Schritt zu halten. Ohne eine ständige Auseinandersetzung mit der nationalen und internationalen Musikszene fiele es mir schwer zu wachsen und meine Musik weiterzuentwickeln..

Das Finale der diesjährigen UploadSounds 2021 hast du noch mit einem Konzert abgerundet. Wie gut hat es getan, endlich wieder auf einer Bühne richtig Gas geben zu können?

Es war toll, weil ich zum ersten Mal die Stücke gespielt habe, die auf meinem neuen Album sein werden. Wir hatten die fantastische Gelegenheit, an einer Show mit komplettem Bühnen- und Lichtdesign, musikalischer Besetzung und Band teilzunehmen und diese mitzugestalten. Es war sehr aufregend! Ich hoffe sehr, dass ich im Jahr 2022 wieder live unterwegs sein kann. 

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Fotos: (1, 3, 4) Tiberio Sorvillo; (2) Anna Carol.

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