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October 5, 2021

Vorhang fällt – IFFI #30 in Sichtweite

Brigitte Egger

Ausnahmsweise gut, dass der Wetterbericht für Innsbruck die kommenden Tage keine Sonnenstrahlen verzeichnet und wir uns ohne schlechtes Gewissen auch tagsüber in die dunklen Kinosäle begeben können. Mit wir, sind alle gemeint, denn das diesjährige Programmheft (das man aufgrund seines Umfangs und seiner ästhetischen Aufmachung auch als Programmbuch bezeichnen könnte) hat ziemlich sicher für jede:n etwas zu bieten. Von 5.10. bis 10.10.2021 werden im Rahmen des International Film Festival Innsbruck über 50 Dokumentar- und Spielfilme aus unterschiedlichsten Ecken der Welt gezeigt.

Ein fokussierter Blick richtet sich unter dem Motto EVERYTHING WAS FOREVER, UNTIL IT WAS NO MORE des Anthropologen Alexei Yurchak auf Filmproduktionen der Sowjetunion. Mit dieser Retrospektive will die Festivaldirektorin Anna Ladinig, die sich in ihrer Forschung mit dem kirgisischen Kino beschäftigt, Widersprüche zwischen Ewigkeit und Kollaps aufzeigen – nicht nur in Bezug auf die Sowjetunion, sondern auch auf Paradoxien unserer gegenwärtigen Welt. Ein persönliches Highlight für Ladinig stellt dabei der Film ИГЛА / DIE NADEL von Rašid Nugmanov (UdSSR, 1989) dar, der vor ungefähr zehn Jahren ausschlaggebend für ihr Filminteresse überhaupt war – wie sie im Interview mit franzmagazine (Link) erzählt.

ИГЛА (DIE NADEL)

Abgesehen davon werden unter diesem Schwerpunkt Filme vorgeführt, die sonst kaum mehr auf einer Leinwand zu sehen sind, so der Kurzfilm БЕЛОЕ ЗОЛОТО / WEISSES GOLD von Aleksandr Ivanov (UdSSR, 1947), der noch nie außerhalb der Sowjetunion gezeigt wurde. Ein Must-See also für richtige Filmliebhaber:innen.

Neben dem alljährlichen Wettbewerb aktueller Filmproduktionen liegt ein weiterer inhaltlicher Fokus auf der Reihe WELTWEITE VISIONEN, in der Filme zu ausgewählten Anlässen präsentiert werden. Darunter auch eine Filmauswahl des brasilianischen Partnerfestivals CABÍRIA FESTIVAL, dessen Ziel es ist, Filme von Frauen und Menschen unterschiedlicher Genderidentitäten sichtbar zu machen.

NOTTURNO

Bei der heutigen Eröffnung, um 19 Uhr im Leokino, wird der Dokumentarfilm NOTTURNO (Italien, Frankreich, Deutschland, 2020) von Gianfranco Rosi gezeigt. Für diesen Film reiste der Regisseur drei Jahre lang durch die Länder Irak, Libanon, Kurdistan und Syrien um als Kontrast zur medialen Kriegsberichterstattung das Alltagsleben der Menschen dort zu dokumentieren.

Es wird jedenfalls wieder viel zu sehen, viel zu reisen und viel zu lernen geben, beim diesjährigen IFFI.  

(1) MADALENA; (2) ИГЛА (DIE NADEL); (3) NOTTURNO  

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