Music

September 24, 2021

In virtuelle Welten tauchen mit Monocolor

Eva Rottensteiner

Was ist Raum, was ist Visual? Wo Lichteffekte rhythmisch den Raum erkunden, ist Marian Essl aka MONOCOLOR am Werk. Er erforscht Bild und Ton und alles, was dazwischen liegt. Das Ergebnis sind audiovisuelle Landschaften und greifbare geometrische Formen. „Sentient Ocean“ heißt seine aktuelle Installation, die am Freitag, 24.9.2021 um 20 Uhr im Kulturzentrum Astra in Brixen zu sehen ist. Der audiovisuelle Künstler aus Wien macht sich in seinen installativen und performativen Werken die Algorithmen zu eigen, bis sich die Algorithmen die Werke zu eigen machen. Den Faktor der Überraschung nennt er das._Pressefoto (c) MONOCOLOR-2020

Warum eigentlich nur eine Farbe?

Für mich ist diese Einschränkung sehr inspirierend. Das bewusste Weglassen von Farbe erlaubt es mir, mich auf andere Aspekte meiner Bildwelten wie Geschwindigkeit und Textur zu konzentrieren. In meiner jetzigen Arbeitsphase habe ich das Gefühl, dass Farbe nur zu einem Ornament, etwas Dekorativem, verkommen würde. Das heißt aber nicht, dass ich das Verwenden von Farbe kategorisch ausschließe. Es gibt viele Beispiele von Künstler*Innen wie Olafur Eliasson oder James Turrell, die meiner Ansicht nach sehr spannende Ansätze haben, wenn es um Farbigkeit geht.

Was fasziniert dich so am Fulldome? Erzähl uns von deiner ersten Begegnung mit der Fulldome-Technik …

Der Fulldome ist für mich ein Medium, mit dem es möglich ist, sehr körperlichen Impact durch Bilder zu erzeugen. Während Klang immer etwas sehr Physisches ist, da er uns im wahrsten Sinne des Wortes berührt, hat das Bild diese Eigenschaft nicht. Im Dome ist es durch die 360-Grad-Projektion, die auch das periphere Sehen einschließt, möglich, besonders in Verbindung mit räumlichem Klang, sehr intensive Presence-Erfahrungen zu erzeugen. Außerdem ist der Dome ein hybrider virtueller Raum, also im Gegensatz zu VR-Experiences mit Brillen ein sozialer Raum, in dem das Publikum Dinge gemeinsam und nicht isoliert erleben kann, wo sich das Physische und das Virtuelle vermischen. Auch das Eintauchen, das Übertreten der Schwelle in virtuelle Welten ist meiner Ansicht nach im Fulldome natürlicher als das Aufsetzen eines technischen Gerätes, wobei auch das spannende Möglichkeiten erzeugt.

In deinen Arbeiten spielen Algorithmen eine große Rolle. Seit wann und warum eigentlich?

Mich faszinieren natürliche Phänomene wie Flüssigkeiten oder das Wetter. Sich der Ästhetik dieser Phänomene im Digitalen anzunähern, finde ich sehr interessant, da es bei der Wahrnehmung dieser Bilder immer wieder zu Kipp-Erfahrungen kommt, wo das Natürliche in das Generierte umschwankt und umgekehrt. In meiner Arbeit gestalte ich Systeme und Prozesse, die autonom agieren – in Live-Performances schicke ich dann Impulse in diese Systeme und nehme so Einfluss darauf. Der genaue Output der Bild- und Klangsysteme ist aber nicht vorbestimmt, sondern bei jeder Performance anders.

Du studierst aktuell digitale Kunst an der Angewandten in Wien. Was brütest du dort gerade aus?

Ich arbeite gerade an meiner neuen audiovisuellen Live Performance „Sentient Ocean“, die ich in Brixen, Krakau und Zürich zeigen werde. Die Arbeit ist von Stanislaw Lems Roman „Solaris“ und dessen Verfilmung von Andrei Tarkovsky inspiriert.

Deine audiovisuelle Performance „Latent Space“ wurde beim Japan Media Arts Festival New Face Award ausgezeichnet. Worum ging es? Was war die Idee?

Bei Latent Space geht es vorrangig um das Erforschen der Möglichkeiten im Fulldome Medium. Beim Experimentieren ist mir klar geworden, dass es möglich ist, die Oberfläche des Domes bis zu einem gewissen Grad aufzulösen und einen Raum zu offenbaren, der hinter dieser Oberfläche liegt. Inhaltlich beschäftigt sich die Arbeit mit digitalen Räumen, wie dem Cyberspace, die Grenzenlosigkeit versprechen, aber in Wahrheit einengend und klaustrophobisch sein können.

Was hast du mit dem Raum vor?

Das Ziel in meinen Arbeiten ist, immer Räume zu modulieren, also deren Größe und Beschaffenheit durch Bild und Klang zu verändern.

Photo Credits: MONOCOLOR + Johannes Hucek

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