Fashion + Design > Fashion

September 15, 2021

Narrative Dressing – thank you Leandra

Susanne Barta

Leandra Medine Cohens Newsletter auf Substack „The Cereal Aisle“ ist unterhaltsam, klug und sehr inspirierend, keine schreibt wie sie über Mode und das Leben rundherum. Ich kann die Lektüre nur empfehlen. Zunächst mal hat mich ihr Newsletter dazu inspiriert, ein eigenes Newsletter-Projekt zu starten – Frau Susi denkt über das Leben nach. Vor einigen Wochen dann hat Leandra aus ihrem Urlaub in der Türkei über eine neue „Stilrichtung“ geschrieben, die dabei ist sich zu entwickeln, jedenfalls hat sie das so beobachtet: „narrative dressing – clothes that tell stories“. Vom Auto aus sieht sie ein Mädchen, das Sandalen mit Blütenblättern trägt, Schuhe, die sie begeistern und ihre eigene Gedankenreise beginnen lassen. Nach verschiedensten Assoziationen und Ausführungen kommt Leandra zum Schluss: „I don’t know for sure but whatever it is, a new genre of style has emerged.”

Foto_2_leandra_cohenDer Ausdruck „Narrative Dressing“ gefällt mir so gut, dass ich ihn immer wieder gedanklich hervorhole, mehr spielerisch als ernsthaft. Es die Art und Weise wie ich mich kleiden möchte, zum Teil auch schon tue. Kleider zu tragen, die Geschichten erzählen, eigene und die von anderen, Kleider, die abseits der Massen-Mainstream-Produktion entstehen, in überschaubarer Anzahl, unter Bedingungen, die Menschen (hoffentlich!) nicht ausbeuten. Das ist es auch, was mir an kleinen nachhaltigen Brands gefällt. Da stecken so viele Geschichten dahinter, von Menschen und Materialien, Stoffen, Techniken, Handwerkskunst und kulturellen Eigenheiten. Und zumindest wird auch versucht, die Lieferketten so transparent wie möglich zu halten und bei der Materialwahl darauf zu achten, dass nicht noch mehr Dreck, der Umwelt und Menschen belastet, erzeugt wird.

Es geht also um Kleider, die Geschichten erzählen. Zum Beispiel von Leuten, die diese Stücke schon getragen haben, ich mag hier den Ausdruck „pre-loved pieces“ sehr gern. Diese Geschichten kennt man natürlich oft nicht, aber man kann sich was dazu ausdenken und den Faden weiterspinnen. Diese Geschichten mit seinen eigenen zu kombinieren, das macht für mich einen zeitgemäßen Umgang mit Mode aus. Das macht Spaß und trägt darüber hinaus dazu bei, auch ein Stück weit verantwortungsvoller zu handeln.  

Der Herbst naht, eigentlich ist er ja schon da, und ich nehme das „Narrative Dressing“-Konzept – für mich ein sehr offenes, freundliches und weites Konzept – als Grundlage für einige Herbstlooks und suche Stücke heraus, die für mich Geschichten erzählen, die mir gefallen, die mir wichtig sind. Und da der September unter dem Hashtag #secondhandseptember steht, habe ich auch einiges an Secondhand-Teilen zusammengetragen.

(c) Susanne Barta Foto_3+4

Outfit 1 – Hanf, die Superfaser

Diese Jeans ist aus Hanf. Ein Material, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird, nicht nur in der Textilindustrie. Hanf wächst schnell, kreiert viel Biomasse und kann in fast allen Breitengraden angebaut werden. Die Pflanze ist genügsam, wurzelt tief und braucht relativ wenig Wasser, Unkraut hat kaum eine Chance, es braucht keine Herbizide und Pestizide. Diese Jeans ist von The Bad Seeds Company, einer kleinen, feinen Südtiroler Brand, die seit einigen Jahren mit Hanf arbeitet, neben anderen nachhaltig gewonnenen Materialien. Ich habe Hanf etwas näher kennengelernt, als ich eine Geschichte machte über die Brand für diesen Blog. Der Einsatz und die Experimentierfreude, die Barbara und Andreas an den Tag legen, ist mitreißend. Ihr solltet mal in ihrem Geschäft in Neumarkt vorbeischauen.

Shirt: Diese Bluse von Pauw Amsterdam ist wohl 12/13 Jahre alt, das Qualitätsversprechen der holländischen Luxury Brand scheint nicht einfach nur so daher gesagt, die Bluse ist immer noch (fast) wie neu. Ich habe sie im Ausverkauf in Bozen erworben, in einem Geschäft, das schon vor vielen Jahren zugemacht hat.
Jeans: The Bad Seeds Company
Blazer: Vintage Christian Dior/Secondhand Kleopatra, Bozen
Schuhe: alt
Baskenmütze: alt

(c) Susanne Barta Foto_5+6

Outfit 2 – Golden Times

Diese goldene Hose von Urban Outfitter (fälschlicherweise hab ich sie in früheren Posts JCrew zugeschrieben) ist ein Geschenk meiner Schwester Ulli. Sie hat sie mir vor vielen Jahren gegeben, und es hat einige Zeit gedauert, bis ich sie in meine Garderobe integrieren konnte. Das geht mir immer wieder so mit Sachen, die Ulli mir schenkt. Ihr Stil ist very forward, sehr eigenwillig und Big City. Ich habe diese Hose lieben gelernt, kein Frühling und Herbst ohne den golden touch, immer unterschiedlich kombiniert, je nachdem in welcher gefühlten Lebensphase ich gerade bin.

Hose: Urban Outfitter
Bluse: Secondhand Coração Alecrim, Porto
Blazer: Secondhand Nolli, Innsbruck
Schuhe: Leandra Medine x Mango (leider nur tragbar für Fotos, der Kettenriemen drückt!)(c) Susanne Barta Foto_7+8

Outfit 3 – Frau Susi würde das so tragen

Diesen Schottenrock hat mir meine Freundin Martina geschenkt. Es ist ihr alter Schul-Rock, den sie viele Jahre tagein tagaus getragen hat. Ich hab den Klettverschluss austauschen und den Bund oben ein wenig anpassen lassen, und fertig. Da sieht man mal die Qualität alter Stoffe und die Qualität, wie sie genäht wurden, der Rock ist immer noch in sehr guter Form. Ein Schottenrock gehört für mich in jede Garderobe. Nicht klassisch gestylt, das wird sonst tantig, sondern frei nach Lust und Laune mit allen möglichen, auf den ersten Blick vielleicht unpassenden und unmöglichen, Teilen. 

Schottenrock: Vintage Ritzino, handpleated in Scotland, danke Martina!
T-Shirt: alt, ADD+
Jacke: alt, Benetton
Schuhe: neu und leider gar nicht nachhaltig, meine Freundin Daniela und ich haben sie heuer zusammen in Salzburg gekauft, sie in schwarz, ich in grün.  
Hut: Geschenk meiner Schwester, wieder so ein Stück. Seit vielen Jahren im Schrank und noch NIE getragen. (c) Susanne Barta Foto_9+10

Outfit 4 – Colourful Sparkle

Den schwarzen, mit bunten Inlays versehenen, Pullunder hat mir meine Schwiegertochter in spe Francisca geschenkt. Wir waren zusammen in meinem sehr geschätzten Secondhand Store Kleopatra in Bozen und ich hab diesen coolen Pullunder probiert, aber nicht genommen. Francisca hat ihn einige Tage später für mich gekauft und mir zusammen mit einem sehr lieben Brief als Dankeschön für ihren Aufenthalt bei uns geschenkt. Abgesehen davon, dass er mir richtig gut gefällt, werde ich immer, wenn ich ihn trage, an Francisca und ihre Worte denken.

Pullunder: Secondhand Kleopatra, Bozen
Hose: Secondhand Comme des Garçons, Beacon´s Closet, NYC
Bluse: Secondhand Seidenbluse 

Und abschließend das Wort nochmals an Leandra:
„It’s the spirit of the flower petal sandals from an outdoor shop in a coastal Turkish town matched with blue cotton sweatpants from a store where you live and beaded bracelets you found on a small Instagram shop that empowers female artisans somewhere far away from you and an ombre button-down shirt you’ve had forever and it tells a million little stories that are also, actually, one hell of a story that have come together because of you and your interests and your taste. This is narrative dressing.“

I love it!

Fotos: (1, 3–10) © Susanne Barta; (2) © Leandra Medine Cohen

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are 2 comments for this article.

Related Articles

Archive > Fashion