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August 23, 2021

Figures and Faces – Theresa K, Linolschnitzerin

Eva Rottensteiner

Theresa Künig liebt den Druck und das Schnitzen. Ihre Linoldrucke schnitzt und druckt sie selbst und verkauft die Einzelstücke auf Etsy. Die Künstlerin und Psychologin aus dem Ahrntal lebt und arbeitet in Innsbruck. Am Mittwoch, 18.08.2021 waren sie und ihre Prints beim Spanglwirt in Sand in Taufers eingeladen. Wir haben sie im Zug Richtung Pustertal erreicht und mit ihr über ihre Vernissage und ihre Kunst gechattet:

Wo bist du denn gerade?

Warte in Franzensfeste auf den nächsten Zug :–)

Und dann gehts direkt zum Spanglwirt zu deiner Vernissage. Warum eigentlich dort?

Ich durfte heuer für die Hotelzimmer schon Linolschnitte machen, drei Motive, die jetzt in den Zimmern hängen, und da kam uns die Idee, wir könnten im Sommer eine kleine Ausstellung machen, wo die Gäste auch sehen können, wie die Drucke entstehen. Zum Hotel gehört ein alter Stadl, wo sonst Feste und Hochzeiten gefeiert werden, heute wird er zu meinem Ausstellungs- und Arbeitsraum.

Spannend, was hast du mit dem Ausstellungsraum heute vor?

Ich werde meine Bilder zeigen und vor Ort auch an einem neuen Druck schnitzen. Die Gäste können Bilder kaufen und ich freue mich, wenn ich Fragen beantworten und mit den BesucherInnen über meine Arbeit ins Gespräch kommen kann. Im Stadl ist jedenfalls schon alles vorbereitet ;–)

Theresa Kuenig (c) Nora Ganthaler (1) 

Werden deine Prints auch hier in deiner alten Heimat gekauft? Kennt das Pustertal Theresa K?

Es ist für mich überhaupt das erste Mal, dass ich meine Bilder und Arbeitsweise in real life zeigen kann – bisher mache ich das vor allem über Instagram und verkaufe auch meine Bilder online. Aus dem Pustertal hatte ich aber tatsächlich auch schon einzelne Online-KäuferInnen :–) Jetzt nach Corona, wenn Märkte und Ausstellungen wieder möglich sind, freue ich mich jedenfalls sehr, wenn ich mit den Leuten auch persönlich in Austausch gehen kann.

Theresa Kuenig 10

Sag mal, hast du heute auch schon was in dein Sketchbook gemalt/gezeichnet?

Heute noch nicht, das ist wirklich ungewöhnlich, weil ich eigentlich jeden Tag zeichne, also wenn andere lesen oder fernsehen, bin ich normalerweise am Skizzen-Machen. Hätte ich gewusst, dass ich jetzt eine Stunde in Franzensfeste feststecke, hätte ich was zum Zeichnen eingepackt.

Ein Glück, dann gehen sich noch ein paar Fragen für franzmagazine aus ;–)

Entstehen so auch die Motive für deine Prints?

Genau! Wenn ich einen Druck mache, fange ich eigentlich immer damit an, dass ich meine Skizzenbücher durchschaue, bis ich ein Gesicht oder eine Figur finde, die mich anspricht. Dann zeichne ich auf dem iPad weiter, ergänze die Skizze, bis es für mich stimmig ist und dann gehts ans Schnitzen.

Theresa Kuenig (c) Nora Ganthaler (2)

Also ein bisschen wie Dürer, nur mit iPad?

Hm, ja, bei mir gehen das digitale Zeichnen und das Zeichnen am Papier irgendwie fließend ineinander über, also ich wechsle gern auch beim gleichen Bild vom Ipad aufs Papier und zurück. Es hat beides seine Vorteile, ich finde handgezeichnete Linien sehen oft interessanter, natürlicher aus, aber am iPad kann ich intuitiver arbeiten, experimentieren und verschiedene Varianten ausprobieren – und die Löschfunktion ist auch sehr praktisch.

(c) Theresa Kuenig 9

Und wie bist du eigentlich zum Linoldruck gekommen?

Ich hab immer viel gezeichnet und gemalt, und Linoldrucken auch mal in der Schule ausprobiert – seitdem aber eher klobige, gröbere Motive damit verbunden. Auf Instagram hab ich dann sehr detaillierte, moderne Drucke gesehen und wollte das auch ausprobieren. Bin dann irgendwie daran hängengeblieben. Mir gefallen der handwerkliche Aspekt beim Schnitzen und die Herausforderung beim Drucken – jeder Druckblock hat da seine unvorhersehbaren Eigenarten – und ich mag die Idee, von einem Motiv mehrere Abzüge zu drucken, die doch einzigartig sind. Weil es bei jedem Druck kleine Abweichungen gibt, im Farbauftrag oder kleine Spuren von Linoleum auf dem Papier.

(c) Theresa Kuenig 6

Warum eigentlich Frauen und Blumen? Kann das nicht auch stereotypisch gelesen werden?

Ich zeichne einfach gerne Menschen und meistens werden es dann femininere Figuren. Ich versuche, sehr klassische Schönheiten zu vermeiden, ich mag eher androgyne, eigensinnige, interessante Figuren mit einem starken Ausdruck. Die Blumen haben sich auch so ergeben, mir gefällt das organische, dass es ein Muster gibt, aber doch kein Blatt genauso ausschaut wie das andere (so wie der Linoldruck an sich). An der Kombi Frauen und Blumen möchte ich mich eigentlich gar nicht so festmachen lassen, es ist einfach das, was ich bisher hauptsächlich gemacht habe. Stereotypisch finde ich das nicht, ich glaube mit Natur und Pflanzen fühlt sich jede/r verbunden, egal mit welchem Geschlecht man sich identifiziert.

(c) Theresa Kuenig 11

Sind die Figuren, die du zeichnest immer frei „erfunden“ oder orientierst du dich auch an realen Menschen?

Teils, teils. Ich suche mir oft interessante Fotos auf Pinterest, die ich als grobe Vorlage verwende. Am Ende verändere ich dann aber meistens fast alles. Manchmal zeichne ich auch frei erfunden.

In manchen Prints finden sich auch Spuren von Südtirol:
Dirndl, Schloss Taufers, „Gugga“ oder „village girl dreaming of the big city life“. Hast du manchmal Heimweh?

(c) Theresa Kuenig 5

Heimweh hab ich nicht, ich lebe seit 13 Jahren in Innsbruck und bin hier inzwischen zuhause. So viel anders ist Nordtirol ja nicht, aber ich lebe einfach gerne in der Stadt. Wenn ich nach Südtirol komme, fühlt sich aber alles immer sehr vertraut an und ich fühle mich hier sehr wohl. Die drei Bilder, die du genannt hast (Nanne, Castello, Gugga), habe ich speziell für den Spanglwirt gemacht: Wir wollten Motive mit Südtirol-Bezug, aber frisch und modern. Außerdem gefallen mir alte Trachten so gut, nicht die Oktoberfestdirndln, sondern die alte, schlichte Bauerntracht.

Verrätst du uns noch, was du heute für ein Print machen wirst?

Wir sind schon am vorbereiten :–) 
So ungefähr soll es am Ende ausschauen (Anm. d. Red.: siehe Bild 3). Es ist der Teil einer Serie, die ich im September machen möchte. Die Prints werden etwas bunter und detailreicher sein. 

(c) Theresa Kuenig 1 (c) Theresa Kuenig 3 (c) Theresa Kuenig 2

Cool! Schicken liebe Grüße und wünschen dir eine schöne Vernissage!

Credits: (1) Theresa Künig; (2 + 4) Nora Ganthaler; (3) Theresa Künig; (5–12) Theresa Künig

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