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August 5, 2021

Mensch und Wolle – laut Theresa Bader

Eva Rottensteiner

Wenn sich jemand mit Schafwolle auskennt, dann wohl Theresa Bader: Der weiße Flausch ist ihr künstlerisches Forschungsterrain und anschließend wird ausgestellt – zuletzt zum Beispiel in der Bozner Galerie Spazio CUT bei „sheep under a tree“, oder als Augenkissen und Yogamatte in ihrem Online-Shop verkauft. Die Designerin, freie Architektin und Raumgestalterin ist überzeugt vom sozio-ökologischen Wandel und spricht mit der weichen Wolle ungemütliche Themen an.

Theresa Bader 1 (c) LukasvonRoell, 2017

Was verbindet dich mit Schafen?

Die Schafe begleiten mich schon eine ganze Weile. Ich habe mich damals 2015 mit einem Schafwoll-Projekt für den Master in Bozen beworben. Dass mich diese Tiere und ihre Wolle so lange begleiten und faszinieren, dachte ich damals nicht. Seit ich dann in einem Artikel gelesen habe, dass tonnenweise lokale Schafwolle jährlich ungenutzt bleibt, war klar, dass ich dazu ein Projekt machen musste. Dem einen Projekt folgte dann meine Masterarbeit und eine nie endenden Recherche.

Theresa Bader 2 (c) martinostelzer, 2021_spazioCut_3

Theresa Bader 4 (c) martinostelzer, 2021_spazioCut_2

Was hat die Schafwolle mit dem Sozialen zu tun?

Schafe sind eines der ersten Nutztiere, die domestiziert wurden. Ihre Wolle und ihr Fleisch haben seit Jahrhunderten zum Wohl der Menschen beigetragen. Im Zusammenhang mit den Schafen gibt es daher in vielen Kulturen weltweit Riten und Traditionen. Die Transhumanz ist die bekannteste in Südtirol. Sie überwindet Grenzen und verbindet Menschen. Heute tragen die Südtiroler Schafe einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft bei. Dass die Subvention die meist einzige Einnahme der Schafbauern ist, ist vielen nicht bewusst. Das Lokale spielt eine große Rolle bei meiner Arbeit mit Wolle. Ich möchte mit meinen Projekten Aufmerksamkeit auf die mit Schafen verbundenen Handwerke und Berufe lenken, um ihnen und den Schafen eine Zukunft zu ermöglichen.

Warum eigentlich ökologisches und soziales Zusammendenken?

Ich bin der Meinung, das ist der einzige Weg in eine nachhaltige Zukunft.

Wie kann ein Design-Ansatz sozial-ökologischen Wandel bereichern?

Ich glaube, das Wichtigste ist, positive, alternative Lösungsansätze aufzuzeigen. Dabei spielen Transparenz und Vertrauen eine sehr wichtige Rolle. Wir können somit unser Bewusstsein und das des Betrachters erreichen und zu einem Umdenken beitragen.

theresa-bader-5-c-lukasvonroell-2020-wfyb-yogamat1

Theresa Bader 3 (c) LukasvonRoell, 2020, WFYB - a mat for laying

Inwiefern würdest du sagen fließt dein Architektur-Background in deine künstlerische Arbeit ein?

Die Architektur begleitet mich schon seit einigen Jahren, ist immer ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit und hat großen Einfluss auf meinen Stil. Bei der Wolle habe ich mich zuerst auf die Eigenschaften und Funktionen bezogen, die in direktem Hautkontakt gesund für den Menschen sind. Jetzt bin ich wieder zurück bei der Innenarchitektur. Schafwolle kann schlechte Raumluft filtern und sogar Formaldehyde absorbieren. Meine letzte Serie „meat“ zeigt Wandobjekte, die im Raum hängen oder liegen. Sie erzählen uns etwas über die Situation der Schafe und reinigen zugleich unsere Raumluft.

Next Projects?

In Zusammenarbeit mit der Künstlerin und Goldschmiedin Thalia Killer werde ich diesen Herbst gemeinsam an einem Projekt der Fusion der Handwerke arbeiten. Im Anschluss an unsere Residency werden wir unsere Werkbänke mit der Öffentlichkeit teilen: Beim Workshop CRAFT-FUSION kann jede*r im September 2021 Wolle, Farben, Ton und Metalle zu neuen Objekten vereinen.

Photo Credits: (1) Theresa Bader; (2) Lukas von Roell; (3 + 4) Martino Stelzer; (5 + 6) Lukas von Roell.

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